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Sangerhausen Sangerhausen: Ein neuer Engelstock

Von STEFFI ROHLAND 27.11.2011, 17:33

SANGERHAUSEN/MZ. - Bisher hatte Monika Frohriep, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Einrichtung, ein Exemplar immer für die Kinderführungen genutzt. "Allerdings ist dieser alte Engelstock schon so fragil, dass ich Angst hatte, er geht vielleicht kaputt", berichtete sie. Da sich Lutz Albert bereits bei der Aufarbeitung der Spenglerschen Modellsammlung sehr geschickt gezeigt hatte, kam sie mit ihm überein, dass es am besten sei, einen Engelstock nach historischem Vorbild anzufertigen.

So begab sich Albert auf Materialsuche. Grundstock waren gedrechselte Regalteile, die er miteinander verband. Daran befestigte er die mit Buchsbaum umwickelten Metallreifen. "Man denkt gar nicht, wie viel Buchsbaum man braucht, wenn es fest gewickelt ist", sagte seine Kollegin Martina Ermisch, die ihm dabei tüchtig zur Hand ging.

Aber ein Engelstock braucht auch Engel. Die Körper der Figuren drechselte Manfred Albert aus Heygendorf. "Als er hörte, dass die Figuren im Museum ausgestellt werden sollen, zögerte er erst", berichtete Lutz Albert. "Aber dann hat er sie doch hergestellt." Sie sind hübsch geworden. Die Flügel hat Lutz Albert dann aus dem dünnen Sperrholz von Orangenkisten hergestellt. Nur der Krönungsengel verdankt seine Metallflügel und die Krone Konservendosen. Unter den auf den Reifen platzierten Kerzenhaltern sind drei historische aus der Sammlung des Sangerhäuser Mammutausgräbers Gustav Adolf Spengler. Dank Bienenwachs erhielt der Engelstock sein altertümliches Aussehen. Wie am Original wurden auch am Neuen zwei Schilder mit Sprüchen angebracht. Der somit entstandene neue Engelstock hat seinen Platz im Spengler-Museum auf dem Treppenabsatz direkt unter dem Bild des Sangerhäuser Stadtchronisten Friedrich Schmidt.

Monika Frohriep begründete dies damit, "weil Friedrich Schmidt sehr viel über das Brauchtum geschrieben hat". Dass Engelstöcke eine Besonderheit sind, hat Monika Frohriep während der Recherchen ihrer Kollegin Andrea Jakob mitbekommen. Sie gestaltete vor einigen Jahren eine Ausstellung unter dem Thema "Weihnachtsbäume und Verwandte" im Museum in Meiningen. Dabei besichtigte sie den originalen Engelstock in Holdenstedt und die Engelstöcke des Spengler-Museums. Ein Exemplar davon war in der Ausstellung in Meiningen zu sehen. Die Geschichte der Engelstöcke wurde im dazu herausgegebenen Buch veröffentlicht. "Die Recherchen dazu waren auch für mich ein interessanter Wissenszuwachs", erinnerte sich Monika Frohriep. Das gibt sie nun gern bei Sonderführungen an Kinder und Erwachsene weiter. "Die Kinder staunen immer, dass in Holdenstedt ein solcher Engelstock anstelle des Weihnachtsbaumes in der Stube stand", so Frohriep.