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Mansfeld-Südharz Mansfeld-Südharz: Quartiere gesucht

Von Susann Salzmann 19.03.2012, 17:35

Rossla/MZ. - Warm, kuschlig und dunkel: So sollte das optimale Zuhause von Fledermäusen in den Weibchenkolonien (Wochenstuben) aussehen. Auf der Frühjahrstagung in der Verwaltung des Biosphärenreservates "Karstlandschaft Südharz" wurden unter mehr als 100 Fledermausexperten aus Deutschland, Österreich und den Niederlanden Ideen zu Ersatzquartieren ausgetauscht. Die Suche nach Ersatzquartieren ist wichtig.

Der sächsische Referent Joachim Fröhmert zeigte, dass immer mehr Industriebrachen, die viele Schlupflöcher für Fledermäuse bieten, abgerissen werden. Häufig sind die Tiere auch unter den Häuserdächern. Dies kann bei einigen Arten zu unangenehmen Urinbruch führen. Fröhmert entwickelte dagegen einen Holzkasten, etwa einen halben Meter lang, der unter den Dachlatten befestigt wird. Die Fledermäuse finden den Eingang unter einer speziell präparierten Ziegel. Dass sich unter den Ziegeln ein Fledermauszuhause verbirgt, sieht der Betrachter von außen nicht. Der Vorteil: die Exkremente sammeln sich nicht im Dachinneren, sondern werden abgeleitet. Die Kästen können laut Fröhmert auch nachgerüstet werden. Dabei würden ungefähre Kosten in Höhe von 500 Euro entstehen, erklärte er Edda Kreidelmeyer.

Eine 20 Meter lange und 4vier Meter breite Holzkiste ist direkt unter einer Brücke angebracht, nur einige Zentimeter unter dem Rundbogen. Dieses Gebilde ist ein Ersatzquartier für eine Mausohren-Kolonie mit rund 300 Tieren. Sanierungsarbeiten nehmen den Fledermäusen ihren natürlichen Unterschlupf im Rundbogen einer 80 Jahre alten und stark sanierungsbedürftigen Brücke. Bemüht ist man trotzdem, die Tiere aus ihrem Gebiet nicht zu vertreiben. Der Dipl.-Biologe Roland Heuser stellte am Samstag sein Projekt in Bayern vor. Vor einem Jahr wurde der Kasten installiert; die Fledermäuse müssen sich an ihr neues Zuhause aber erst noch gewöhnen. "Die Mausohren sind unglaublich stur, aber in der Holzkiste haben sie allen Komfort, den man sich als Mausohr wünschen kann", versicherte der Rheinland-Pfälzer. Zu diesem Komfort zähle u.a. eine Wärmeplatte, die für kuschelige 27 Grad Celsius sorgt.

In der Oberpfalz wurde für 999 999 Euro aus dem Konjunkturpaket II ein 20 Jahre lang leerstehender Gebäudekomplex für die Große Hufeisennase saniert. Eine Marmorwärmeplatte im Dachbereich erhöht den Wohlfühlfaktor für die Fledermäuse. Nur noch in diesem einen Punkt in der Oberpfalz werden die Tiere in Deutschland nachgewiesen. Rudolf Leitl, der das Großprojekt betreute, stellte es auf der Tagung in Roßla vor. Zum Vergleich: "Bei uns im Südharz wurde die Große Hufeisennase zuletzt 1860 nachgewiesen", erklärte Fledermausexperte Bernd Ohlendorf. "Und so schaffen Fledermäuse auch Arbeitsplätze", resümierte er.