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Ein Laubenpieper im Rampenlicht

Von Manfred Deideck 23.10.2007, 19:59

Sangerhausen/MZ. - Seit über 50 Jahren hat sich Rudi Kulla um das Kleingartenwesen verdient gemacht. Dafür wurde der 76-jährige Sangerhäuser jetzt ausgezeichnet. Höchst persönlich überreichte ihm und weiteren 32 Geehrten die Ministerin für Landwirtschaft und Umwelt von Sachsen-Anhalt, Petra Wernicke (CDU), die Auszeichnung auf einer Festveranstaltung in Freyburg / Unstrut. Der Tag des Ehrenamtes war der Anlass. "Ich freue mich über diese Anerkennung", sagt er. Und für ihn ist klar: Der Ehrenteller und die Urkunde des Landesverbandes der Gartenfreunde Sachsen-Anhalt bekommen einen Platz in der guten Stube.

Für den gestandenen Bergmann, der über 40 Jahre in den Schacht einfuhr, war und ist die Gartennummer 113 in der Anlage "Erholung" in Sangerhausen ein zweites Zuhause und dies über die ganze Gartensaison. "Dort habe ich auch immer geschlafen, wenn ich Nachtschicht hatte", erzählt er. "Es war ruhiger als in der Stadt." Doch Rudi Kulla ist aber nicht nur dafür geehrt worden, dass er seine 300 Quadratmeter große Scholle in Schuss hält, sondern vor allem für seine Verdienste im Kleingartenwesen.

Um ja nichts zu vergessen, hat er sich einen Spickzettel gemacht, auf dem die wichtigsten Daten notiert sind. So begann sein Laubenpieperleben im Mai 1955. Zunächst wurde er 1957 in den Vorstand gewählt, um dann über viele Jahre von 1966 bis 1982 als Vorsitzender die Geschicke des Gartenvereins "Erholung" mit zu gestalten.

Auch als Schätzer - heute Wertermittler - von Gärten wirkte er und war Mitglied der Kreisfachkommission. Noch immer ist er aktiv im Vorstand des Kreisverbandes der Gartenfreunde Sangerhausen.

"Eigentlich wollte ich den Garten schon abgeben", berichtet Rudi Kulla. Seit zehn Jahren ist er Witwer. Doch seine Gartennachbarn fanden diese Idee nicht so gut. "Hier findest du gute Freunde, weißt wo du hingehen kannst", so ihre Argumente. Die überzeugten. So zieht es ihn weiter alljährlich ab Mai auf seine grüne Oase. Dort baut er wie eh und je Blumen und Gemüse an, und was er selbst nicht verwerten kann, nimmt die Tochter dankend ab.

Seine Miene verfinstert sich, wenn er an die rund 60 Parzellen denkt, die in der Gartenanlage "Erholung" ungenutzt brachliegen. Insgesamt gibt es in der "Erholung" rund 240 Kleingärten. "Die Alten werden immer weniger und die Jungen ziehen weg, weil sie hier keine Arbeit finden", bedauert er die Entwicklung. Als Sangerhäuser erinnert er sich an Zeiten, wo die Wartezeiten auf einen Garten lang waren. "Rudi ist ein guter Gartennachbar, immer hilfsbereit und zuvorkommend", findet auch Gerda Friedrich.

Gelobt für sein Engagement wird er auch vom Vorsitzenden des Kreisverbandes der Gartenfreunde Sangerhausen, Armin Matzke. Er findet, dass Rudi Kulla sich die Ehrung redlich verdient habe. Doch auch ein verdienstvoller Kleingärtner ist nicht frei von anderen Hobbys. Rudi Kullas grünes Herz schlägt nämlich auch für die Geflügelzucht. Zwerghühner sind seine Leidenschaft, die er auf einem zweiten Gartengrundstück hält.