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Benefizkonzert in der Marienkirche Benefizkonzert in der Marienkirche: 600 Euro für Stiftsorgel

Von Steffi Rohland 19.02.2016, 14:40
In der Marienkirche soll die Stiftsorgel künftig erklingen.
In der Marienkirche soll die Stiftsorgel künftig erklingen. Archiv/Steffi Rohland

Sangerhausen - Die Stiftsorgel soll künftig in der Marienkirche erklingen. Deshalb veranstaltete Hanne-Lore Friedrich, Kreiskantorin im Ruhestand, jetzt ein Benefizkonzert. Über eine Stunde musizierte sie gemeinsam mit Ulrike Wiech für den guten Zweck. Am Ende waren gut 600 Euro gesammelt.

Die ehemalige Stiftsorgel befand sich in der Stiftskapelle des Stiftes Sankt Spiritus, heute Diakonie, an der Scharfen Ecke. Das baufällige Gebäude wurde bei der Umgestaltung der Scharfen Ecke, Anfang der 1970er Jahre, abgerissen. Die Orgel hat ein Manual mit 49 Tasten, drei Register und 147 Pfeifen. Vermutlich hat auch Orgelbaumeister Zacharias Hildebrandt seine Spuren an dem Orgelwerk hinterlassen. Die Reparatur soll bis Ende des Jahres realisiert werden. Die Kosten betragen rund 5 000 Euro, wobei Orgelbauer Ernst Albrecht Wahl einige Arbeiten auf eigene Kosten übernimmt.  (sro)

Friedrich spielte die kleine Orgel

Dem Publikum im Saal des Evangelischen Gemeindehauses erklärte Friedrich, warum sie sich für das kleine Orgelwerk engagiert: „Als ich 1953 nach Sangerhausen kam, gab es jeden ersten Montag im Monat im Stift Sankt Spiritus eine Morgenandacht.“ Dabei spielte Hanne-Lore Friedrich auch die kleine Orgel. Schmunzelnd berichtete sie, „dass die alten Stiftsdamen sie damals gebeten haben, die Choräle doch etwas tiefer zu spielen. Heute weiß ich warum.“ Eines Tages dann sei Rudi Endrejat auf sie zugekommen und habe erzählt, dass die Stiftskapelle abgerissen wird. Er und Hilmar Friedrich bauten das Instrument aus und brachten es in die Jacobikirche. Dort wurde es vom Orgelbauer Ernst Wahl so hergerichtet, dass es sich spielen ließ. Damit wurde damals die Zeit überbrückt, als die Hildebrandtorgel wegen des Löschwasserschadens nicht spielbar war.

Truhenorgel für Gemeinderaum

Später wurde die kleine Stiftsorgel in das Gemeindehaus gebracht. Auch hier setzte Hilmar Friedrich viel Zeit daran, dass das Instrument sich spielen ließ. Das Ehepaar Friedrich besorgte dafür sogar ein Register aus der Görlitzer „Sonnenorgel“. Als dann Siegfried Petri das Kantorenamt in Sangerhausen übernahm, schaffte er für den Gemeinderaum eine Truhenorgel an. Die Stiftsorgel hatte damit ausgedient und wurde nach Rottleberode abgegeben. Auch dort hat Hanne-Lore Friedrich das Instrument noch gespielt. Als dort die Kirchenorgel wieder genutzt werden konnte, kam die Stiftsorgel in die sanierte Sankt-Moritz-Kirche nach Stempeda. Für das empfindliche Orgelwerk war das Gipsgestein, aus dem die Kirche besteht, fast tödlich. Holzteile begannen zu quellen, das Werk war nicht mehr spielbar.

An diesem Punkt begann der Kampf von Hanne-Lore Friedrich um den Erhalt und die Rückkehr der kleinen Orgel nach Sangerhausen. Seit dem vergangenen Jahr befindet sie sich in der Obhut des Orgelbauers Ernst-Albrecht Wahl. Er erzählte über den schwierigen Ausbau: „Die Teile waren so gequollen, dass man sie nicht mehr auseinander nehmen konnte, sondern im Stück auf einem Lkw transportieren musste.“ Besonders betroffen sei die Windlade. Nach fast einjähriger Trocknungszeit zeigen sich nun so breite Schlitze, dass sie mit geschnitzten Holzspänen wieder geschlossen werden müssen. Zukünftig soll die Stiftsorgel im Altarraum der Marienkirche stehen. Das sei auf alle Fälle ein besserer Standort, als in Stempeda, sagte Ernst-Albrecht Wahl. (mz)

Hanne-Lore Friedrich mit der besonderen Spendenbox.
Hanne-Lore Friedrich mit der besonderen Spendenbox.
Steffi Rohland