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Allstedter Sekundarschule Allstedter Sekundarschule: Schüler testen Lehrer beim Schulsanitätsdienst

Von Beate Thomashausen 11.12.2015, 19:35
Die Lehrerinnen Karin Steckel und Gabriele Sterba (v. l.) versorgen Julians Kopfverletzung.
Die Lehrerinnen Karin Steckel und Gabriele Sterba (v. l.) versorgen Julians Kopfverletzung. Maik Schumann Lizenz

Allstedt - Welcher Schüler möchte nicht mal den Spieß umdrehen, und seinem Lehrer auf den Zahn fühlen? Die Schüler des Schulsanitätsdienstes an der Allstedter Sekundarschule hatten jetzt sogar die Chance ihre Lehrer mit einem unangekündigten Test zum Schwitzen zu bringen. Mitten in der regulären Dienstberatung hieß es für die Lehrer: Raustreten zur Ersten Hilfe!

Erste-Hilfe-Kenntnisse

Gemeinsam mit ihrer Lehrerin Sabine Glenck und Axel Aschenbrenner vom Deutschen Roten Kreuz hatten die Schüler einen regelrechten Parcours gestaltet, in dem die Lehrer ihre Erste-Hilfe-Kenntnisse unter Beweis stellen sollten. Eines der Szenarien: Bei einer Rangelei im Schulgebäude ist das Aquarium zu Bruch gegangen. Nun ist ein Schüler verletzt. In seiner Hand steckt ein großer Glassplitter. Blass lehnt die Fünftklässlerin am Schrank. Ganz offenbar ist sie auch von dem Vorfall geschockt. Ein großer Splitter steckt in der Kinderhand. Die Lehrer Harry Rensch und Gerd Ohlendorf gehören in diesem Team zu den Ersthelfern. Sie legen das Mädchen behutsam auf die Decke. Lagern die Beine der Schülerin höher, reden beruhigend auf sie ein und verbinden die verletzte Hand. Alles unter den strengen Blicken ihrer Schüler, die sich nicht scheuen, auch Hinweise zu geben und ihre Lehrer abzufragen.

Trotz der vertauschten Rollen findet Harry Rensch, er unterrichtet Geschichte, Sozialkunde und Geografie, diesen unerwarteten Test als „wunderbar“. „Das ist hilfreich für Lehrer und Schüler“, findet der Pädagoge. „Im Ernstfall wird man ja auch nicht vorgewarnt, dann muss man reagieren können.“ Gleichzeitig lobt er die Schulsanitäter: „Die sind wirklich gut.“

Am 29. August 2011 wurde die Sekundarschule in Allstedt nach umfangreicher Sanierung feierlich an ihre Nutzer übergeben. 4,3 Millionen Euro waren notwendig, um das Gebäude vom „Typ Erfurt“ - so wurde dieser DDR-Typenbau genannt - grundhaft instand zu setzen und zu erweitern. Zur Finanzierung flossen 3 746 368 Euro aus dem „Konjunkturpaket II“ der Bundesregierung.

Der Landkreis Mansfeld-Südharz als Schulträger stellte 535 196 Euro an Eigenmitteln zur Verfügung. Weitere 635 000 Euro wurden für die Erneuerung der Grundstücksentwässerung und die Neugestaltung des Pausenhofes zur Verfügung gestellt. Während der Zeit der Umbau- und Sanierungsarbeiten wichen die Allstedter Schüler und Lehrer in eine Schule in der Bergmannsallee in Lutherstadt Eisleben aus.

Unterstützung durch das Deutsche Rote Kreuz

Lobende Worte hat auch Sabine Glenck für „ihre“ Schulsanitäter. Die Biologie- und Chemielehrerin leitet seit vier Jahren die Schüler in der Arbeitsgemeinschaft an. Unterstützt wird sie dabei von Axel Aschenbrenner vom Deutschen Roten Kreuz. „Die Ausbildung, die die Kinder und Jugendlichen in der Arbeitsgemeinschaft erhalten, entspricht dem, was man auch in den Ersthelferkursen lernt.“ Und so wissen Celine Lucas aus der 9 b und Lucienne Röber aus der 6 a ganz genau, was sie zu tun haben, wenn ein Schüler beim Kippeln umgekippt und mit dem Kopf an die Heizung geknallt ist. Aber ob es die Lehrer wissen? Celine legte sich auch die Decke neben den umgekippten Stuhl, während die Jüngere mit Argusaugen verfolgt, wie sich die Erwachsenen anstellten.

Hemmschwelle überwinden

Natürlich ist es nicht so leicht für einen Schüler, seinem Lehrer zu sagen, dass er auf jeden Fall schauen muss, ob der Verletzte atmet und ansprechbar ist. Das muss man sich erstmal trauen, den Lehrer zu korrigieren. Aber die kleinen Schülerteams nahmen auch diese Hürde. Immerhin geht es ja darum, dass einem Verletzten im Ernstfall geholfen wird. Und darin sind die Schüler schon richtig gut, wie der Experte vom Roten Kreuz bestätigte. „Es gibt an der Schule einen Dienstplan für den Sanitätsdienst“, erwähnt Aschenbrenner nicht ohne Stolz auf die Allstedter Schüler. „Die Schulsanitäter sind zum Beispiel bei Klassenfahrten und Sportveranstaltungen im Einsatz“, erläutert Sabine Glenck. „Aber auch, wenn es beispielsweise einem Schüler im Unterricht unwohl wird, wird über die Lautsprecheranlage jemand vom Schulsanitätsdienst angefordert, um bei dem Schüler zu bleiben und dabei zu helfen, Eltern oder den Arzt zu informieren.“

Celina ist eine der Schülerinnen, die von Anfang an der Arbeitsgemeinschaft angehört. „Es ist auf jeden Fall nützlich, zu wissen, wie man helfen kann.“ Bei kleineren Verletzungen war ihr Beistand schon gefragt. Lucienne hatte sogar schon einen richtig großen Einsatz. „Mein Vater hatte sich mit der Kreissäge verletzt.“ Wie man da richtig reagiert und trotz jeder Menge Blut nicht die Nerven verliert, das habe sie in der Arbeitsgemeinschaft gelernt. (mz)