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Walpurgisnacht in Siptenfelde Walpurgisnacht in Siptenfelde: Hexen tanzen zum 20. Mal

Von petra korn 27.04.2014, 16:33
Traditionell begeben sich die Siptenfelder Hexen einige Zeit vor Walpurgis auf einen Rundgang durch den Ort. Dabei werden die an den Häusern aufgestellten Hexen begutachtet.
Traditionell begeben sich die Siptenfelder Hexen einige Zeit vor Walpurgis auf einen Rundgang durch den Ort. Dabei werden die an den Häusern aufgestellten Hexen begutachtet. chris wohlfeld Lizenz

siptenfelde/MZ - Sie lümmeln gemütlich im Liegestuhl, hocken auf einem an der Hausfassade im ersten Obergeschoss angebrachten Stuhl, haben den Osterhasen auf dem Schoß oder stehen, ehrfurchtgebietend, im Vorgarten: Insgesamt 46 Hexen haben die Siptenfelder in diesem Jahr gebaut und sich damit an dem schon zu einer Tradition gewordenen Wettbewerb im Ort beteiligt.

Und wie in jedem Jahr sind die Siptenfelder Hexen vom Kulturverein unterwegs gewesen, um am Ende die schönsten Exemplare zu küren. „Die Leute lassen sich sehr viel einfallen“, sagt Jacqueline Liedtke, die zu der „Wettbewerbskommission“ gehört. Gekürt werden die Preisträger zur Walpurgisnacht, die jährlich rund 1000 Besucher aus der Region anlockt.

Zu dem Fest wird in Siptenfelde inzwischen schon zum 20. Mal eingeladen. Entstanden war die Idee für eine solche Walpurgisfeier am Stammtisch, erzählen Mario Liedtke, Vorsitzender des Kulturvereins, und seine Frau Jacqueline, Schriftführerin und Schatzmeisterin.

Als Veranstalter fungierten damals die beiden Gastronomen des Ortes. Und weil zu dem Fest auch Hexen tanzen und ein Teufel reden sollten, wurde eine solche Gruppe ins Leben gerufen - Walpurgis in Siptenfelde konnte starten. Nachdem sich die Gastronomen als Veranstalter zurückzogen, gründeten Hexen und Teufel den Kulturverein. „Wir wollte das Fest nicht einschlafen lassen und haben gesagt, wir werden selbst Veranstalter“, erzählt Jacqueline Liedtke, die ebenso wie Birgit Timler und Daniela Stier zu den „Hexen der ersten Stunde“ zählt und von Anfang an dabei ist.

Hexen-, Teufel- und Kindergruppe

Der Verein organisiert alle zwei Jahre auch das Osterfeuer im Ort; „Hauptarbeitsfeld“ aber ist die Walpurgisnacht, die Hexen-, Teufel- und Kindergruppe gemeinsam gestalten. Für die Hexen beginnt die Vorbereitung der Saison, zu der es stets ein neues Programm gibt, schon im Januar. Dabei treffen sich Frauen anfangs wöchentlich, wählen zunächst gemeinsam passende Musikstücke aus und überlegen sich dann Schrittfolgen für die Tänze. „Conny Müller ist dabei unsere Vorreiterin, sie hat immer schon Ideen“, erzählt Jacqueline Liedtke.

Kurz vor Walpurgis wird dann zweimal wöchentlich beim Proben im eigenen Vereinsraum am Programm gefeilt. Die Teufel beginnen mit ihren Proben erst Ende Februar. „Wir können das schneller“, sagt Mario Liedtke. Dass dies möglicherweise an einfacheren Tänzen liegen könnte, weist er mit einem Schmunzeln zurück: „Unsere Trainingsabende sind einfach länger. Die dauern schon mal bis nach Mitternacht.“ Unterstützt werden die Teufel beim Einstudieren ihres Programmparts übrigens durch eine ehemalige Hexe.

Zu erleben sein werden in diesem Jahr neun tanzende Hexen und sechs tanzende Teufel. Und weil es ein Jubiläumsfest ist - die Gruppe selbst feiert dann im kommenden Jahr ihr 20-jähriges Bestehen -, soll das Programm in diesem Jahr auch eine kleine Rückschau sein. So finden sich beispielsweise die Power-Girls - eine Gruppe junger Mädchen, die zuletzt 2006 aufgetreten war - eigens für die Walpurgis 2014 noch einmal zusammen, verraten Jacqueline und Mario Liedtke schon einmal, die bei der Arbeit im Vorstand des 21 Mitglieder zählenden Kulturvereins durch die stellvertretende Vereinsvorsitzende Viola Grießbach unterstützt werden.

Gewinner werden zur Walpurgisnacht ausgelost

Auch der Hexen-Wettbewerb im Ort hat schon eine lange Tradition. Weil immer mehr Siptenfelder ihre Hexen zur Walpurgis aufgestellt hatten, entstand die Idee für eine Prämierung. Anfangs gab es einen Wanderpokal für die Straße, in welcher im Verhältnis zur Anzahl der Grundstücke die meisten Hexen gebaut worden waren. Später wurden dann jene „Hexen-Bauer“ prämiert, die sich als besonders ideenreich erwiesen und ihre Hexen mit viel Aufwand aufgestellt hatten. Seit drei Jahren entscheidet Fortuna.

Gab es auch schon Wettbewerbs-Mottos - so sollte es beispielsweise im Jahr der Fußball-WM eine Fußball-Hexe sein -, galt in diesem Jahr nur eine Vorgabe: Die Hexe muss selbst gebaut sein; der Fantasie waren dabei wie immer keine Grenzen gesetzt. Zettel mit den Namen aller Teilnehmer kommen in einen Lostopf; die drei Gewinner werden zur Walpurgisnacht ausgelost.

Bei ihrem Rundgang durch den Ort haben die Siptenfelder Hexen nicht nur alle Wettbewerbsteilnehmer erfasst - traditionell gab es auch für jeden ein kleines Präsent. Im Jubiläumsjahr war das etwas ganz Besonderes: Als Erinnerung wurden kleine, aus Ton gebrannte Hexenhäuser verschenkt, welche von Töpfergruppe der Tagesförderung der Schloss Hoym Stiftung gefertigt wurden.

Bei allem Hexen- und teuflischen Vergnügen hat der Kulturverein, der auch den Auf- und Abbau der Tanzfläche nebst Bühne auf dem Festplatz selbst übernimmt, ein Problem, das auch viele andere Vereine kennen: Es fehlt an Nachwuchs. Die „aktiven“ Hexen sind zwischen 28 und 52 Jahre jung, die tanzenden Teufel zwischen 40 und Mitte 50.

„So lange wir fit sind und Spaß daran haben, werden wir das auch weiterführen“, sagt Jacqueline Liedtke. „Wir wollen das Fest für den Ort am Leben erhalten.“ Jederzeit willkommen sind dafür weitere und ganz besonders junge Mitstreiter.

Die Teilnehmer am Wettbewerb im Jubiläumsjahr erhielten als Erinnerung aus Ton gebrannte Hexenhäuschen.
Die Teilnehmer am Wettbewerb im Jubiläumsjahr erhielten als Erinnerung aus Ton gebrannte Hexenhäuschen.
chris wohlfeld Lizenz
Kreativ: Diese Hexe hat doch glatt den Osterhasen auf dem Schoß.
Kreativ: Diese Hexe hat doch glatt den Osterhasen auf dem Schoß.
chris wohlfeld Lizenz