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Quedlinburg Quedlinburg: Pfarrerin schwingt Hammer

Von SIGRID DILLGE 24.06.2012, 16:51

HARZGERODE/MZ. - Dessen Vorsitzende Marlene Merhar ist eigentlich die Urheberin für die ungewöhnliche Aktion. Hätte sie nicht gemeinsam mit der Harzgeröder Pfarrerin Anke Dittrich ihre Freundin Monika Heitmann in Aachen besucht, wäre die Versteigerung im Harz nie entstanden. Doch so kam es dazu, dass Monika Heitmann wertvolle Uhren aus dem Nachlass ihres Mannes spendete und zugleich mit vielen anderen für weitere Spenden sorgte. "Es ist zwar eine endgültige Trennung, aber es beglückt mich, wenn ich die Freude des Erwerbers sehe und an den guten Zweck denke, der dahinter steht", sagte sie bei der Auktion am Sonntag. Die Uhrensammlung ihres Mannes, der Sonntag vor 83 Jahren geboren worden war, sollte nicht einfach "verhökert" werden. "So wie es jetzt passiert, ist es viel besser", ist sie sich sicher.

Also schwang Pfarrerin Anke Dittrich den Auktionator-Hammer und sorgte mit viel Sachkenntnis und jeder Menge Humor dafür, dass fast alle Uhren einen neuen Besitzer fanden. Zwei sind jetzt in den Zimmern von Wiebke und Frauke Scherbaum aus Rieder wieder zu finden. Die beiden Mädchen waren gemeinsam mit ihrer Oma Bärbel Scherbaum in die Kirche gekommen. "Wir wollten mal eine Versteigerung sehen", erzählte Frau Scherbaum. Die Harzgeröderin und ihre beiden Enkeltöchter gerieten nach dem ersten Zuschlag, den sie erhielten, fast in ein Bieterfieber. Die achtjährige Wiebke hatte sich ihren Favoriten bereits am Vorabend bei der Harzgeröder Mittsommernacht ausgesucht. Eine Uhr aus Keramik mit wie von Kinderhand gemalten Ziffern und einem vor dem Zeitmesser stehenden lustigen Clown. Ihre sechs Jahre alte Schwester Frauke ersteigerte eine kleine Kuckucksuhr. In dem kleinen Versteigerungskatalog machten sie noch weitere Objekte der Begierde aus, doch ihre Oma war fast sicher, dass nun genug sei.

Bei manchen Stücken musste Anke Dittrich gewaltig aufpassen, um den Überblick nicht zu verlieren und keinen der Bieter zu vergessen. Eine französische Kaminuhr, vergoldet und mit Handmalerei versehen, ließ die Hände der Interessenten immer wieder nach oben schnellen. Das Mindestgebot von 50 Euro war schnell erhöht. Die Uhr ging schließlich für 230 Euro an ihren neuen Besitzer.

Etliche der Angebote wurde weit unter ihrem tatsächlichen Wert verkauft. Das sei den Akteuren durchaus bewusst, machte Frau Dittrich klar. Doch wichtig sei einzig, dass auf eine ganz besondere Art gespendet wurde. Und Marlene Merhar setzt hinzu, dass mit der Versteigerungsaktion auch viele neue Beziehungen zwischen dem Rheinland und dem Harz entstanden sind.