1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Quedlinburg: Quedlinburg: Opperöder verteidigen ersten Platz

Quedlinburg Quedlinburg: Opperöder verteidigen ersten Platz

Von SIGRID DILLGE 29.08.2011, 17:12

SILBERHÜTTE/MZ. - Es war nur ein kurzer Sprint, doch der hatte es in sich. Andreas Bolinsky ist völlig außer Atem, keucht, wischt sich den Schweiß. Der athletische Mann hat den kurzen Sprint gemeinsam mit 15 anderen zurückgelegt. Verbunden durch ein Seil, an dessen Ende 33 Tonnen Gewicht in Form einer Schmalspurbahn-Dampflok hängt.

Pfiffi, so heißt die Lok, musste aus dem Stillstand über 40 Meter befördert werden. Dafür brauchte Andreas Bolinsky mit seinen Mitstreitern, die sich zusammen die "Trimet Bulls" nennen, 24,06 Sekunden. Am Ende des Wettbewerbs ist das für die Mannschaft, die zum ersten Mal beim traditionellen Dampflokziehen in Silberhütte antritt, der dritte Platz. Dafür haben sich Atemnot und Schweiß gelohnt.

Sieger des Wettkampfs, der seit neun Jahren zu den Höhepunkten des Waldhoffestes zählt, ist der Titelverteidiger. Der schafft sagenhafte 23,71 Sekunden und erreicht eine Höchstgeschwindigkeit von 9,8 Kilometern pro Stunde. Die Männer um Opperodes Feuerwehrchef Christian Langer sind stolz darauf, dass ihre Taktik aufgegangen ist. "Die Kräftigen müssen nahe an der Lok stehen. Vorne sind die Schnellen", verraten Heiko Grützmann und Jürgen Bock. Wichtig sei auch der Mann, der der Lok den entscheidenden Schub gibt, damit sie über den toten Punkt kommt.

"Und dann heißt es nur noch, ziehen bis zum Umfallen", weiß Bernd Ermisch. Er gehört übrigens dem Opperöder Männerchor an, der gemeinsam mit der Feuerwehr des Ballenstedter Ortsteiles die 16 Leute starke Mannschaft bildet. Den entscheidenden Grund für einen Erfolg nennt jedoch Tobias Nebe: "Wichtig ist, dass echtes Opperöder Blut in den Adern der Männer fließt." Das wurde spätestens nach dem Sieg mit ein paar Tropfen Bier verdünnt. Auch bei der Siegesfeier am heimischen Feuerwehrdepot wird es reichlich von dem Gerstensaft geben.

Insgesamt gab es in diesem Jahr sechs Männermannschaften, die um die Ehre der besten Dampflokzieher kämpften. Zu ihnen zählten auch "Paulis Kartoffelsäcke" und die "Mitteldeutschen E-Lok-Kutscher". Beide Teams wurden ausschließlich aus professionellen Lokführern gebildet. Sie waren am zurückliegenden Wochenende auf Motorräder umgestiegen und hatten sich - aus allen Regionen Deutschlands kommend - am Birnbaumteich getroffen.

32 der insgesamt 150 Lokführer vertauschten dann zum Waldhof-Fest den Kommandostand einer Lok gegen das Zugseil an einer solchen. "Sonst fahren wir die Dinger", klang es dann auch aus den Reihen der Kartoffelsäcke und Kutscher. "Die Loks, die wir fahren, wiegen etwa 100 Tonnen", erklärte Andreas Menschel von den E-Lokführern einen weiteren Unterschied. Beide Lokführermannschaften landeten übrigens auf den letzten Plätzen.

Auch in diesem Jahr gab es leider wieder nur zwei Damenmannschaften. "Eigentlich sollten es erstmals drei werden, doch die Selketalstuten haben es nicht geschafft, genügend Mannschaftsmitglieder aufzustellen, und mussten absagen", skizzierte Waldhofchef Wulfram Presch die Situation. Daher traten wie im Vorjahr zwei Damenteams gegeneinander an. Die "Birnbaumteich-Nixen" hatten das bessere Gefühl für den kräftezehrenden Ziehprozess und gewannen vor den "Bikerladies". Die Höchstgeschwindigkeit war, die die Dampflok Pfiffi durch starke Frauen erhielt, fünf Kilometer pro Stunde.

"Wir haben in diesem Jahr erstmals ein Tachometer messen lassen, wie schnell die Teams sind", erklärte Heiko Fricke, Chef des Freundeskreises Selketalbahn, der gemeinsam mit Waldhofverein das Fest in Silberhütte ausrichtet. Das stand ganz im Zeichen des internationalen Jahres der Wälder und bot an vielen Ständen interessante Einblicke in die Natur und in die Dinge, die aus und mit ihr so alle entstehen.

Harzgerodes Ortsbürgermeister Horst Schöne freute sich über die zahlreichen Besucher, die den Weg nach Silberhütte fanden. "Das ist das beste Dankeschön an die vielen Helfer, die hier wieder so viel auf die Beine gestellt haben. Und sogar das Wetter spielt mit", sagte er angesichts der Sonne, die sich immer wieder mal sehen ließ und die Regenwolken des Vormittags vertrieb.