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Mittelalterfest in Quedlinburger Mittelalterfest in Quedlinburger: Kaiserfrühling auf dem Schlossberg

Von sigrid dillge 21.05.2013, 17:04
Die Kinder genossen beim Kaiserfrühling vor allem die Vorstellung des Gauklers „Fleapit“.
Die Kinder genossen beim Kaiserfrühling vor allem die Vorstellung des Gauklers „Fleapit“. chris wohlfeld Lizenz

QUEDLINBURG/MZ - Wenn Mönch und Nonne mit Kind und Hund über den Quedlinburger Schlossberg spazieren, Kreuzritter neugierig in Badezuber blicken und Met in Mengen fließt, ist wieder Kaiserfrühling. Traditionsgemäß wird er nach Ostern auch am Pfingstfest vom rührigen Freundeskreis veranstaltet. Auf dem Schlossberg wird dann das Mittelalter wieder zum Leben erweckt. Freilich mit dem einen oder anderen Zugeständnis an die Moderne. So wie bei den Lanzenträgern, die der Reichsversammlung den würdigen Rahmen geben. „Mein Kleid nenne ich Kartoffelsack, aber ganz schlimm sind die mittelalterlichen Schuhe“, klagt Romi Krüger. „Die sind richtig unbequem, weil man durch die dünne Sohle jedes Steinchen spürt, außerdem halten sie kein Wasser ab und sind eiskalt“, schiebt sie als Erklärung hinterher. „Ich musste am Samstag zwei Paar Socken anziehen, damit die Füße warm blieben“, ergänzt Lucy Strauchmann. Beide Mädchen kommen aus Westerhausen, besuchen die 5. Klasse der Quedlinburger Ernst-Bansi-Schule und gehörten am Pfingstwochenende das erste Mal zu den Akteuren des Kaiserfrühlings.

Lucy, Romi, Emeli Strauchmann und Jasmin Bosse verwandelten sich in Lanzenträger und Kinderanimateure und waren froh, als ihnen erlaubt wurde, die Mittelalterschuhe wieder gegen modernes Schuhwerk zu tauschen. Damit ließen sich ihre Aufgaben gleich viel besser versehen. „Wir hatten hier schon ganz schön viel zu tun, es waren sehr viele Kinder da“, erzählt Jasmin in einer Verschnaufpause. Trotz der vielen Arbeit, die sie am Armbrustschießstand hatte, machte ihr das Ganze sehr viel Spaß. Das Mädchen kann sich durchaus vorstellen, auch im nächsten Jahr wieder mit von der Partie zu sein. Inmitten des ständigen Kommens und Gehens bildete sich auf dem Schlossberg eine Art Ruheinsel. Kleine und große Zuhörer lauschten aufmerksam einer Frau, die ihnen Geschichten erzählte und das eine oder andere Kind aus den Zuhörerreihen aktiv in das Geschehen einbezog.

„Pirolina“ heißt die Geschichtenerzählerin, die es auch ohne Bühne und Mikrofon schaffte, dass ihr zugesehen und vor allem zugehört wurde. Am Ende gab es für „Pirolina“ nicht nur klingende Münze, sondern auch jede Menge Komplimente. „Pirolina“ heißt im modernen Leben Kerstin Otto, kommt aus Schönfelde bei Fürstenwalde und tritt seit 2002 auf Mittelaltermärkten als Erzählerin auf. Ihre Geschichten seien zwar jedes Mal dieselben, jedoch immer auch etwas anders, erklärt sie. Zum Beispiel wisse sie im Voraus nie, ob sie jemanden aus dem Publikum mit in das Geschehen einbindet oder nicht. Das geschehe immer ganz spontan. Die Freude, die sie an ihrem Beruf der Erzählerin hat, ist jedoch immer spürbar und überträgt sich sehr schnell auf die Runde um sie herum. „Ich finde, das Erzählen ist sehr wichtig. Das schafft Gemeinsamkeit“, lautet ihre Einschätzung.

Der Freundeskreis Kaiserfrühling präsentierte auf altbewährte Weise am Pfingstwochenende Szenen aus der Geschichte Quedlinburgs. Im Mittelpunkt stand die Reichsversammlung von Kaiser Otto I. aus dem Jahr 973, bei der Regenten und Würdenträger aus ganz Europa zu Gast in der Stadt waren. Am Wochenende kamen die Gäste zwar nicht aus ganz Europa, aber auf jeden Fall aus jedem Winkel der Bundesrepublik, wie an den Nummerschildern der fahrbaren Untersätze abzulesen war. Die Motorradfahrer unter ihnen erinnerten in ihren Schutzanzügen und mit ihren Helmen sogar ein wenig an Ritter.