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Harz Harz: Wo Sangesfreunde feiern und Männer kochen

Von PETRA KORN 03.06.2011, 15:37

NEUDORF/MZ. - Mit einem idyllischen Fleckchen Erde mitten im Buchenwald, einem musikalischen Programm und einem kulinarischen Unikat ist die Neudorfer Stahlquelle am Himmelfahrtstag erneut zu einem Magneten geworden: Aus allen Richtungen strömten Neudorfer und Gäste per Rad oder per pedes herbei, um gemeinsam das 35. Stahlquellenfest zu feiern, zu welchem der Gesangverein Eintracht Neudorf eingeladen hatte.

Gottesdienst zum Auftakt

Den Festauftakt bildete ein Gottesdienst im Freien, der von den Harzgospels musikalisch begleitet und von Vikar Steffen Gröhl gestaltet wurde. Er verwies angesichts der Geschichte vom verlorenen Sohn, welcher heimkehrt, vom Vater empfangen und in der Gemeinschaft gefeiert wird, darauf, dass auch in Neudorf die Menschen eine Gemeinschaft bilden, die zusammenhält; er forderte die Neudorfer auf, sich dieses Stück Heimat zu bewahren.

Für die auch zu dieser Gemeinschaft zählenden Männer des Gesangvereins aber hatte der Tag schon lange vor dem Gottesdienst begonnen. Traditionell - schon seit über 20 Jahren - sind sie für eine kulinarische Köstlichkeit zuständig, die es zu Himmelfahrt an der Stahlquelle gibt: eine vor Ort gekochte Erbsensuppe, die zum Fest ebenso angeboten wird wie Bock- und Rostbratwurst.

Um 6.15 Uhr waren die Chor-Männer in Neudorf in Richtung Wald gestartet. Per Traktor mit Konrad Leister am Steuer und zwei Hängern wurde alles, was vor Ort benötigt wurde - vom Kühlschrank über den Herd bis zu den Zutaten und natürlich ein großer Kessel -, transportiert. Nachdem alles auf der kleinen Rastfläche an der Quelle aufgebaut war, hieß es zunächst, das Gemüse zu putzen: "Möhren, Kohlrabi, Porree, Sellerie", listete Martin Harke auf, der gemeinsam mit Volker Nixdorf - beide sind von Beruf übrigens Fleischer - hauptverantwortlich für das Kochen zeichnet. Weitere Zutaten für die Stahlquellenfest-Suppe sind Eisbein und vorher eingelegtes Spitzbein - "das bringt den Geschmack, das ist eine alte Tradition hier im Harz" - und natürlich Erbsen, welche vorgequollen wurden, sowie Gewürze.

Mit einheimischen Kräutern

"Wir würzen mit einheimischen Kräutern, mit Liebstöckel, Majoran, Petersilie, Salz, Pfeffer. Und ein bisschen Geheimnis ist auch dabei", verriet Martin Harke schmunzelnd. Rund 60 Liter Erbsensuppe wurden gekocht, zu welcher - auch das ist Tradition im Harz - Sauerkraut gereicht wurde. Dieses Angebot des Männerchores wird gut angenommen, erzählte Martin Harke. "Uns macht es Spaß und die Leute haben es gern."

Doch bevor sie die kulinarischen Köstlichkeiten ausreichten, schlüpften die Männer erst noch einmal in ihre traditionelle Chorkleidung und unterhielten die Festgäste - ebenso wie der Frauenchor und die Harzgospels - mit Kostproben aus ihrem Repertoire.

An der Stahlquelle zu singen, hat in Neudorf eine lange Tradition. Als der heutige Männerchor sich neu gründete, wurde diese Tradition fortgesetzt, schilderte Wolfgang Schmidt, Chorleiter des Gesangvereins Eintracht Neudorf. Doch zunächst musste die Stahlquelle rekonstruiert werden, was Chormitglieder und Neudorfer Jäger 1976 in ungezählten Freizeitstunden übernahmen.

Jährlicher Frühschoppen

"Seit dieser Zeit machen wir in jedem Jahr einen Frühschoppen für Wanderer und Sangesfreunde", so Wolfgang Schmidt mit Blick auf das inzwischen zur Tradition gewordene Stahlquellenfest, in dessen musikalische Gestaltung alle drei Neudorfer Chöre eingebunden sind.

Die Vorbereitung und Organisation aber liegt in den Händen des Männerchores. "Wir haben aus jeder Branche ein paar Männer", erklärte der Chorleiter. "Unser Losungswort", ergänzte Martin Harke lachend, "ist: Der alte Brauch wird nicht gebrochen, die Fleischer gehen auch Suppe kochen."