1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Quedlinburg
  6. >
  7. Harz: Harz: Aufwändige Bergung eines Busses

Harz Harz: Aufwändige Bergung eines Busses

Von ANDREAS BÜRKNER 03.04.2011, 14:56

RIEDER/MZ. - Stück für Stück hebt sich der Omnibus an. Mit Luftkissen versuchen die Feuerwehrleute einen Blick unter das auf der Seite liegende Gefährt zu bekommen. Immer wieder werden Holzbohlen und -keile darunter geschoben, um den Bus zu stabilisieren. Irgend welche Opfer aber sind zum Glück nicht zu entdecken. "Im Erstfall, wenn wirklich noch vermisste Personen unter dem Bus vermutet werden müssen", versprach der in Quedlinburg zum stellvertretenden Ortswehrleiter für die Ausbildung ernannte Sebastian Petrusch, "geht das natürlich alles viel schneller."

So aber übten Blauröcke aus Gernrode und Quedlinburg diesmal die Abläufe noch in aller Ruhe an dem ausrangierten "Kässbohrer Setra" auf dem Hof einer Autoverwertung in Rieder. "Solche Busunfälle können jederzeit auf der B 6n oder auch auf den kurvenreichen Harzstraßen vorkommen", weiß nicht nur Petrusch und hatte deshalb zusammen mit seinem Kameraden Torsten Kulemann sowie Rieders Ortswehrleiter Christoph Wagener die Idee des gemeinsamen Probierens innerhalb der neuen Strukturen ausgetüftelt.

"Es geht nicht nur darum, die richtigen Handgriffe und das Zusammenspiel zu üben, damit jeder an seiner Position seine Aufgabe erfüllen kann", ergänzte Quedlinburgs neuer Ortswehrleiter Horst Voitel, "sondern auch dass sich die Kameraden der nun unter einem Dach vereinigten Ortswehren besser kennen lernen." Zwar habe man schon bei manchen Einsätzen zusammengearbeitet, nun aber sollen auch wichtige Teile der Ausbildung gemeinsam durchgeführt werden. Zu Hilfe kam ihnen die langjährige Partnerschaft zwischen der Freiwilligen Feuerwehr Rieder und der Firma Kaltschmidt & Chmelik.

"Wir konnten dank der schon lange andauernden, sehr guten Unterstützung inzwischen öfters an alten Fahrzeugen die Bergung nach Unfällen üben", erläuterte Wagener den Hintergrund. Ähnliches durften auch die Quedlinburger bei der Autoverwertung Schulze. Allerdings standen beiden Wehren bisher bestenfalls Pkw oder Kleintransporter zur Verfügung, nicht aber größere Fahrzeuge, wie Busse oder Lkw. Das änderte sich nun. "Dank des veralteten und nicht mehr benötigten Busses vom Fuhrunternehmen Frenzel aus Bad Suderode können wir es endlich auch mal eine Nummer größer", freute sich Petrusch.

Inzwischen hatte die zweite Phase des Aufrichtens begonnen. Überzeugt vom Vertrauen in die eigene Arbeit, der angehobene Bus wurde nur von den untergelegten Holzstücken gehalten, schoben sich die Florianjünger trotzdem zwischen dem Boden und dem Bus, um noch größere Hubkissen unterzulegen, welche das Riesengefährt mit kräftiger Unterstützung von Seilwinden schließlich wieder aufrichten sollte. Ehe sich die Blauröcke und Zuschauer versahen, stand der Bus beziehungsweise das, was von ihm noch übrig geblieben war, wieder heftig schaukelnd auf seinen dicken Reifen. "In der Praxis würde er aber nicht schaukeln, wenn vorher ein Gang eingelegt und die Handbremse angezogen wurde", erläuterte Beobachter Torsten Kulemann. Doch am Übungsbus seien der Motor und viele weitere Teile, so auch die Sitze, längst ausgebaut worden. "Eigentlich blieb nur noch eine Karosse mit Rädern übrig." Deshalb betrachtete er die Arbeit der Gernröder Gruppe auch als erfolgreich.

Nach einer Pause in der Versorgungszentrale im Depot Rieder lag das Gefährt aber nur Minuten später schon wieder auf der Seite - Zeit für das nächste Team, sich an die Arbeit zu machen. Während an diesem Tag Gruppen der Ortswehren Quedlinburg und Gernrode testeten, die wegen der Jahreshauptversammlung am kommenden Sonnabend den Anfang machten, werden nächstes Wochenende die Einsatzkräfte aus Rieder, Bad Suderode und eine weitere aus Quedlinburg nochmals das Gleiche am selben Objekt trainieren. Doch damit hat der Bus in Rieder noch längst nicht ausgedient.

"Anschließend geht es mit dem Rettungswerkzeug der Wehren weiter", kündigten die Ausbilder an: "Bei einer Zerlegung entstehen doch wunderbare Übungsstunden für den Umgang mit Scheren, Spreizer, Flex oder sogar Schweißgeräten." Denn statt Bränden würden längst technischen Hilfeleistungen den Hauptteil der Einsätze ausmachen. Auch für Henry Kaltschmidt, dem Chef des Hofes, sind die Absichten der Feuerwehrleute kein Problem, im Gegenteil: "Von mir aus können sie den Bus bis ins Kleinste auseinander nehmen."