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Erträumte Medaillen werden zur Realität

Von ANDREAS BÜRKNER 31.05.2010, 16:50

GERNRODE/MZ. - Einen sprachlosen Abteilungsleiter zu erleben, gehört zu den eher seltenen Momenten für die Gernröder Spielleute. Doch am vergangenen Wochenende war wieder ein solcher. Nach der Siegerehrung der Landesmeisterschaften schienen Thomas Grassmann noch immer die Worte zu fehlen über das fast unglaubliche Abschneiden der einheimischen Germanen: Sowohl der Nachwuchs- als auch der Erwachsenen-Spielmannszug gewannen Silbermedaillen. "Der Nachwuchs müsste als Titelverteidiger eigentlich Favorit sein", grenzte Graßmann schon vor dem Wettbewerb die Ambitionen auch deshalb ein, weil sich die Situation binnen eines Jahres deutlich änderte. "Es sind einige neue Mitspieler hinzu gekommen, denen es noch an Erfahrung fehlt." Trotzdem gab er als anspruchsvolles Ziel einen Platz unter den besten drei aus.

Unter Chefin Verena Köhler und der musikalischen Leiterin Katrin Peters hatte der Nachwuchs fleißig geprobt, um unter Stabführer Felix Bongert mit dem Signalhornmarsch "Sportidole", dem "Edinburgh Tatoo" als Kürtitel sowie dem "Tübinger Marsch" in der Bewegung die Preisrichter und knapp 2 000 Zuschauer gleichermaßen zu überzeugen. Mit dem zweiten Platz nur einen halben Punkt hinter den siegreichen Ziegelrödern setzten sie die Vorgabe des Chefs erfolgreich um. Graßmann kümmerte sich aber nicht nur um die Aktiven, als Gastgeber des Jubiläums, der 20. Landesmeisterschaft der Spielleute im Landesturnverband Sachsen-Anhalts, war er maßgeblich an der Ausrichtung beteiligt. "Seit fast einem Jahr haben wir mit der Unterstützung der Sekundarschule, der Stadt und des Verwaltungsamtes diesen Höhepunkt vorbereitet." Ausdrücklich lobte er das Ordnungsamt und den Bauhof, der vor dem Wettkampf auf dem Sportplatz Hagenberg nach den Regenfällen wenige Tage zuvor noch den Rasen trocken legen mussten. "Doch auch ohne Hilfe von Sponsoren und Partnern wäre eine solche Meisterschaft nicht durchzuführen", dankte er nicht nur diesen, sondern auch den Helfern anderer Abteilungen von Germania Gernrode, der freiwilligen Feuerwehr und der Schützengilde. Sie engagierten sich für einen Wettbewerb, für den Bürgermeister Detlef Kunze sogar das Frühlingsfest ausfallen ließ.

Das Lob von allen Seiten war ehrlich gemeint und bestätigte die gute Arbeit der Organisatoren, die sogar einen guten Draht zu Petrus geknüpft hatten. Auch wenn der Fach-Chef der Spielleute im Landesturnverband, Uwe Klein, behauptete, dass es "keine Verlierer gab", wurde doch ehrgeizig um Gleichklang von Takt, Musik und Bewegung gekämpft. "In diesen 20 Jahren sind wir noch nie auf dem Podest gelandet", waren sich Graßmann und Günter Rettig, der musikalische Leiter der Erwachsenen, vorher einig: "Heute haben wir uns eine Medaille verdient." Ob mit "Hörnerklang 2004", einem "Tropical"-Medley in der Kür oder dem Eröffnungsmarsch aus der Oper "Carmen" für den Auszug aus der Arena, das Programm war anspruchsvoll und kostete bis zuletzt viele Stunden Schweiß und Geduld, bis alles klappte.

"Daheim wollen wir es besonders gut machen." Das gelang. Lediglich der höhere Schwierigkeitsgrad des mehrfachen deutschen Meisters aus Ziegelrode bewahrte diesen vor einer Niederlage gegen die Germania, während die erfolgsverwöhnten Hettstedter einen schwarzen Tag erwischten - nicht einen Titel in einer der drei Klassen. Bei den Fanfarenzügen schnappten ihnen sogar die Ascherslebener den Sieg weg.

Auf dem Höhepunkt abtreten - diese Maxime verwirklichte der Gernröder Jürgen Drobek, der zum letzten Mal im Ensemble mitwirkte und anschließend für seine langjährigen Verdienste mit der Ehrennadel des Landesturnverbandes in Silber ausgezeichnet wurde. Er kann aber beruhigt seinen Platz freimachen, denn der Nachwuchs für ihn steht schon in den Startlöchern.

"Erstmals starteten zu einer Meisterschaft zwei B-Nachwuchszüge außer Konkurrenz", erwähnte Thomas Graßmann eine weitere Besonderheit, "Hettstedt und wir." Wann ihr "Yellow Submarine" zu noch größeren Erfolgen auftaucht, bleibt abzuwarten. Erstmal mussten die Gernröder Glückwünsche entgegen nehmen, viele Hände schütteln und vor allem die Medaillen feiern. Auch der stolze Vater Eckhard Graßmann drückte mit leuchtenden Augen seinen Sohn Thomas. Der fand inzwischen langsam seine Sprache wieder und bedankte sich bei allen Spielleuten für den tollen Auftritt, der bei den Deutschen Meisterschaften in Sachsen noch gekrönt werden soll.

Ergebnisse: Spielmannszüge, Nachwuchs: 1. Ziegelrode 42,42 Punkte, 2. Gernrode 41,95, 3. Hettstedt 40,45, 4. Hasselfelde 40,37, 5. Neuwerk 38,02. Fanfarenzüge: 1. Aschersleben 42,70, 2. Hettstedt 42,33. Spielmannszüge, Erwachsene: 1. Ziegelrode 46,88, 2. Gernrode 46,33, 3. Hettstedt 45,83, 4. Bernburg 45,77, 5. Neuwerk 39,98.