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«Der Maurer kann auch nicht die Kelle aus der Hand legen»

Von HOLGER HADINGA UND PIA MAACK 09.06.2010, 17:24

QUEDLINBURG/MZ. - Was dem einen sein Freud', ist dem anderen bekanntlich sein Leid. Das trifft auch auf die nun heißen Temperaturen zu - und es soll noch wärmer werden. Die Wetterfrösche haben bis zu 35 Grad Celsius angekündigt. Haben die Supermärkte reichlich Getränke im Angebot und müssen die Schüler trotzdem in der Schule schwitzen? Die Mitteldeutsche Zeitung fragte nach.

In den Getränkeabteilungen werden die Regale sicher nicht leer werden. "Wir richten uns stets nach den Kundenwünschen und deren Bedarf. Per Computer wird der Wetterbericht verfolgt. Wenn es sehr heiß wird, bestellen wir mehr Getränkesorten", sagt Sigrid Binnemann, Vertriebspartnerin vom Thalenser Rewe-Markt. Derzeit seien vor allem Wasser, Bier, Biermix- sowie Energygetränke bei der Kundschaft sehr gefragt.

Auch bei den hiesigen Lidl-Märkten gibt es keine Versorgungsprobleme. "Wir haben alles jederzeit gut im Griff. Die Märkte sehen, was am meisten gekauft wird - und dann wird es sofort wieder bestellt", so Lidl-Pressesprecherin Petra Trabert aus der Zentrale in Neckarsulm (Baden-Württemberg).

Gefährlich kann große Hitze für ältere Menschen werden. Deshalb sind die Pflegekräfte um die Senioren besonders bemüht. Im Quedlinburger Azurit-Seniorenzentrum werden in den morgendlichen Dienstbesprechungen die Wohnbereichsleiter mit Informationen versorgt, die sie weiterleiten. Unter anderem achten die Mitarbeiter darauf, dass sich die Bewohner im Schatten aufhalten und reichlich trinken. "Es wird ihnen geraten, sich nicht schnell zu bewegen, öfter mal die Beine hoch zu legen. Dadurch soll verhindert werden, dass sich Wasser ablagert", betont Leiterin Astrid Staudenraus.

Eiszeit, im wahrsten Sinne des Wortes, herrscht derzeit bei der Quedlinburger Pflegeeinrichtung Proklin. "Auf unserer großen Terrasse gibt es für die Bewohner garnierte Eisbecher. Das soll von innen kühlen. Wir haben auch immer reichlich Getränke, zu denen Eiskaffee gehört", bemerkt Pflegedienstleiterin Judith Stolle. Hoch im Kurs stehen Fußbäder auf der Terrasse, die auch einen riesigen Sonnenschirm hat. Durch Wechselbäder soll der Kreislauf besser zirkulieren. Auch liegen für die Senioren bei diesen hohen Temperaturen kalte Waschlappen für die Handgelenke oder Stirn bereit.

So viel Frische gibt es für die Quedlinburger Schüler nicht. Laut Schulverordnung kann den Schwitzenden von der ersten bis zehnten Klasse ab der fünften Unterrichtsstunde freigegeben werden, wenn sich in ein Raum um 11 Uhr auf 26 Grad Celsius oder mehr aufgeheizt hat, erklärt der stellvertretende Schulleiter des GutsMuths-Gymnasiums Frank Rumpel. Er betont jedoch: "In der Abiturprüfungsphase ist ein verkürzter Unterricht leider nicht möglich."

In den Prüfungen steckt man zwar an der Bosseschule nicht mehr, hitzefrei gibt es jedoch auch nicht. Schulleiter Manfred Scherer: "Dank der neuen Fenster wird es in unseren Klassenräumen nicht zu heiß. Wenn es in einem Raum doch mal zu sehr hohen Temperaturen kommen sollte, könnte man den Unterricht in einen kühleren Raum verlegen." Scherer verweist darauf, dass ein Bauarbeiter auch bei hohen Temperaturen die Kelle nicht einfach aus der Hand legen kann.

Mehr Glück haben die Schüler der Bansischule. Am Mittwoch stand für alle Feierabend ab 12 Uhr auf dem Programm. "Ab heute gibt es verkürzten Unterricht", erklärt Sekretärin Ute Niehoss. Statt einer Unterrichtsstunde von 45 Minuten, wird jeweils nur 30 Minuten gelernt.