"Cantus Buranus" "Cantus Buranus" auf Markt Quedlinburg: Kritik am 51-Stunden-Verbot für Außengastronomie

Quedlinburg - Aus dem Mittelalter stammende Lieder und Texte, zu Gehör gebracht durch die Band „Corvus Corax“, Chor und Orchester im Herzen des mittelalterlich geprägten Quedlinburgs - das war das Open-Air-Spektakel „Cantus Buranus“.
Am Sonnabendabend zog die Aufführung auf dem Marktplatz - die einzige weltweit in diesem Jahr - mehr als 1.000 Gäste in ihren Bann. Roswitha Knabe aus Döbeln, am Freitag, wie sie sagte, erstmals in Quedlinburg zu Gast, äußerte sich dagegen „enttäuscht“:
Die große Bühne habe es unmöglich gemacht, das Ambiente des Marktplatzes mit dem Rathaus zu erleben. Auch Thomas Lüdde, Inhaber des Grillhauses am Markt, ist verärgert.
Stadt hatte Sondernutzung widerrufen
Über eine Sondernutzungserlaubnis dürfen vor seinem Grillhaus Tische und Werbeaufsteller im öffentlichen Bereich platziert werden. Dass die Stadtverwaltung dies im Juni in einem ersten Schreiben von Sonnabend, 15 Uhr, bis Sonntag, 6 Uhr, untersagt, die Erlaubnis für diesen Zeitraum widerrufen wurde, habe er hingenommen, sagt Thomas Lüdde.
Mit einem weiteren Schreiben vom 24. August sei das aber noch einmal geändert worden: Tische und Werbeträger sollten nun von Freitag, 9 Uhr, bis Sonntag, 12 Uhr, nicht aufgestellt werden dürfen. „Drei volle Tage für eine Veranstaltung, die eineinhalb Stunden dauert“, sagt Lüdde.
Öffentliches Interesse gegen privates Interesse
Verärgert ist er auch über die Begründung: Das öffentliche Interesse an der Durchführung der Veranstaltung überwiege sein privates Interesse am Aufstellen von Tischen und Werbeträgern. „Wir machen das aus wirtschaftlichen Gründen“, erklärt Lüdde.
So wie auch der Veranstalter aus wirtschaftlichen Gründen handeln würde. Zudem vermisst der Geschäftsmann eine Gleichbehandlung aller am Markt ansässigen Gewerbetreibenden, wenn einige die Flächen vor ihren Betrieben räumen müssten und andere nicht.
Thomas Lüdde lobt Organisation bei „Nabucco“ 2017
Nicht zuletzt verweist Thomas Lüdde auf die Aufführung von „Nabucco“ im vergangenen Jahr. Dort habe der Veranstalter im Vorfeld Kontakt mit den Gewerbetreibenden aufgenommen. Bei „Cantus Buranus“ sei keiner der Veranstalter - die Quedlinburg-Tourismus-Marketing GmbH und das Studio D4 - im Vorfeld auf ihn zugekommen. Wie Thomas Lüdde sagt, habe er gegen den letzten Bescheid der Stadt Widerspruch eingelegt.
Gastronom legte Widerspruch gegen Bescheid ein
Auf diesen Widerspruch - und damit ein laufendes Verfahren - verweist Wolfgang Scheller, Fachbereichsleiter Recht und Ordnung bei der Stadtverwaltung. Grundsätzlich sei es so, dass laut Straßengesetz ein „Gemeingebrauch“ dieser Straßen möglich sei.
Für alles andere sei eine Sondernutzungserlaubnis einzuholen, auf die es keinen Rechtsanspruch gebe und die widerrufen werden könne. Für die Veranstaltung „Cantus Buranus“ habe die Stadt dem Veranstalter ihren öffentlichen Verkehrsraum zur Verfügung gestellt, erklärt Scheller und verweist auf das „öffentliche Interesse“ der Stadt.
Dieses habe darin bestanden, dass „Cantus Buranus“ als Höhepunkt im Veranstaltungskalender aufgeführt werde. Für die dafür benötigten Flächen seien Widerrufsbescheide für Sondernutzungen erlassen worden. „Die anderen Flächen waren nicht betroffen. Dort wurde die Sondernutzungserlaubnisse weitergeführt“, so Scheller.
Fachbereichsleiter Scheller verweist auf „Cantus Buranus“ als Höhepunkt
Die Bescheide seien noch einmal angepasst worden, nachdem der Ablaufplan durch den Veranstalter präzisiert worden sei, erklärt der Fachbereichsleiter. Dass es bei Veranstaltungen auch Einschränkungen gebe, sei klar.
Doch ein Fotografieren des Rathauses sei ebenso möglich gewesen wie das Hochzeitsfoto auf der Rathaustreppe für die drei Paare, die am Sonnabend geheiratet hätten.
Für die Aufführung von „Cantus Buranus“ sei der Marktplatz bewusst als Veranstaltungsort gewählt worden, sagt QTM-Prokurist Nico Reischke. „Und nach dem, was wir als Feedback bekommen haben, war die Kulisse genau das, was es so besonders gemacht hat.“
QTM-Prokurist Reischke will künftig früher Kontakt aufnehmen
Wie der Prokurist weiter sagt, sei die Sondernutzung des Marktes für die Veranstaltung angemeldet und damit von einer Information aller Betroffenen ausgegangen worden.
Während des Aufbaus seien Gespräche mit Gewerbetreibenden geführt, auch noch Lösungen gesucht worden. „Es war für uns die erste Veranstaltung dieser Größenordnung“, sagt Nico Reischke und fügt hinzu, dass bei möglichen künftigen Veranstaltungen dieser Art zeitiger auch der direkte Kontakt gesucht werden solle. (mz)