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Ausstellung Ausstellung: Blauer Enzian im Wettstreit mit der Bauchspeicheldrüse

Von SIGRID DILLGE 19.01.2010, 15:28

THALE/MZ. - Wie aneinander gereihte Perlen glänzen Weidenkätzchenzweige in einem Frühlingsstrauß. Möglich gemacht hat dies Ingeborg Engel, die die Blütenpracht mit Ölfarben fest hielt. Doch ihre Bilder und ihre Gedichte, in denen sie zumeist die Blumen sprechen lässt, machen nur einen Teil der ersten Ausstellung des Jahres 2010 im Hüttenmuseum aus. Der blaue Enzian steht im Wettstreit mit der Bauspeicheldrüse, die auf einer der Zeichnungen von Günther Hundt zu entdecken ist. Die Schlichtheit der Ölbilder von Ingeborg Engel und die feinen Bleistiftstriche der mit unzähligen Details versehenen Werke von Günther Hundt bilden einen beeindruckenden Kontrast und machen so die Exposition zu einem besonderen Seh-Erlebnis.

Ingeborg Engel, Jahrgang 1942, malt seit dem Jahr 2000. Die agile Frau, die selbst als Rentnerin noch Belletristik studierte und Kinderbuchautorin werden wollte, ist von der Malerei geradezu gefesselt. Vor allem die Blumen mit ihrer Vielfalt an Formen, Farben und Düften haben es ihr angetan. "In meinem Garten wuchsen immer mehr Blumen als Gemüse. Und da es mir leid tat, wenn sie verwelkten, wollte ich sie in ihrer Lebendigkeit erhalten", umreißt sie die Motivation für ihre Blumenbilder. Eines ihrer Lieblingsbilder ist das des blauen Enzians aus dem Jahr 2001. Er ist auch Inhalt eines ihrer Gedichte, in dem sich der blaue Vertreter seiner Gattung Gedanken über den gelben Vetter macht, der Grundlage für ein alkoholhaltiges Getränk ist, und schließlich die Frage stellt, was schöner sei - die Blume im wunderschönen Meeresblau oder ein Zustand, so blau, blau, blau.

Die Ölbilder von Ingeborg Engel, die in Thale wohnt, wurden bereits auf zahlreichen Ausstellungen innerhalb der Harzregion gezeigt. Zu den Blumenmotiven gesellen sich mittlerweile auch Stillleben, wie beispielsweise ein Brotteller, oder Sonnenuntergänge. "Sonnenuntergänge sind für mich wie der Herbst des Lebens", sagt sie, die von Freunden als Realistin und Romantikerin zugleich bezeichnet wird. Ingeborg Engel will mit den Ausstellungen vor allem anderen Anregungen für eine sinn- und genussvolle Freizeitgestaltung geben. "Es ist wichtig, sich Aufgaben zu schaffen, die das Eis auf der Seele schmelzen lassen", meint sie.

Während Ingeborg Engel am Sonnabend bereits zum 14. Male die Eröffnung einer Ausstellung mit ihren Werken erlebte, konnte Günther Hundt dies erst zum zweiten Mal erleben. Im Frühjahr 2009 ging er zu ersten Mal mit seinen mystischen Zeichnungen in die Öffentlichkeit. Jetzt sprang er kurzfristig für einen erkrankten Künstler ein und stellt erneut im Hüttenmuseum aus. "Ich versuche Eindrücke und Gefühle aus dem täglichen Leben mit Bleistift zu Papier zu bringen", machte der waschechte Thalenser klar. Das sei ein sehr billiges Hobby schmunzelt er. Zwei seiner Bleistifte, die besonders harten, stammen noch aus DDR-Zeiten. Seine Zeichnungen bestechen vor allem durch die feine Linienführung, den Detailreichtum und die Phantasie. "In meinen Bildern verstecke ich viele Dinge. Mystisch nenne ich sie, weil man längere Zeit braucht darauf zu sehen und immer wieder etwas Neues zu entdecken", sagt er. Luthers Frau Katharina von Bora beispielsweise ist von Hundt nicht nur einfach porträtiert worden. Eine Nervenzelle und das menschliche Stützgewebe verleihen dem Bild einen besonderen Reiz. Für Günther Hundt wird so am besten deutlich, dass die Bora ein Mensch war, der uneigennützig anderen half.

Seit 2005 hat Günther Hundt den Bleistift fast regelmäßig zum Zeichnen in der Hand. Angeregt, die Malerei aus Kindertagen wieder aufzunehmen, wurde er dazu vom in Thale wachsenden Mythenweg. Die Liste seiner Hobbys ist so um einen weiteren Punkt gewachsen, denn Hundt singt auch im Thalenser Männerchor und gilt als profunder Kenner von Orchideen, die er selber pflegt und vermehrt. Der 1950 geborene Planungsingenieur hat in der Malerei eine Möglichkeit gefunden, sich phantasievoll anderen mitzuteilen und seinen Gefühlen einen ganz besonderen Ausdruck und Rahmen zu geben. Die Ärzteserie seiner Zeichnungen beispielsweise entstand, nachdem ein Kollege einen Herzschrittmacher erhalten hatte.

Die Ausstellung "Blumenmalerei in Öl und Zeichnungen der Mythologie im Zusammenspiel mit Poesie" ist noch bis zum 14. Februar in der Galeriekapelle des Hüttenmuseums in der Thalenser Walter-Rathenau-Straße 1 zu sehen. Geöffnet hat das Haus in den Wintermonaten dienstags bis sonntags jeweils von 9 bis 17 Uhr.