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526 Lehrstellen sind noch als Leerstellen ausgewiesen

Von UWE KRAUS 18.06.2010, 15:47

HALBERSTADT/MZ. - "Es gibt eben nicht nur das, was man schon im Sandkasten gespielt hat: Krankenschwester, Tiefbauer oder Koch." Doch gerade in der Harzregion habe die Kunststoffindustrie einen guten Stand, so dass Verfahrenstechniker für Kunststoff- und Kautschukbearbeitung gesucht werden.

Unternehmen bangen

330 junge Menschen aus der Region haben in den vergangenen Wochen Post bekommen. Sie haben noch keinen Ausbildungsplatz und erhielten eine Einladung zur gemeinsamen Ausbildungsplatzbörse der Agentur für Arbeit Halberstadt mit Vertretern des Jobstarter-Projektes "AHA" der Handwerkskammer sowie der Industrie- und Handelskammer. Schließlich stehen diesen Bewerberzahlen 526 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen im Landkreis Harz gegenüber. Zahlreiche Unternehmen bangen darum, ob sich überhaupt noch geeignete Kandidaten einfinden.

Freya Fuckert, Bereichsleiterin für den Arbeitgeberservice in der Region, erinnert daran, dass im vergangenen Ausbildungsjahr immerhin 178 Ausbildungsstellen verwaist blieben. "Damals hatten wir gerade mal drei unvermittelte Bewerber. Der demografische Wandel hat längst den Ausbildungsplatzmarkt erreicht. Wir haben gerade mal 1 316 potentielle Kandidaten für eine Ausbildung."

Das Anliegen der Veranstaltung am vorigen Donnerstag war, den Kontakt zwischen Unternehmern und Bewerbern herzustellen. Dazu berieten Nadine Bleße vom Jobstarter-Projekt "AHA" der Harz AG die Jugendlichen ebenso wie Claudia Bauer vom Arbeitgeberservice und Hans-Georg Hayn von der IHK-Geschäftsstelle Wernigerode. "Hier bewährt sich das Netzwerk, das wir über Jahre aufgebaut haben. Der Pakt für Fachkräfte soll sichern, dass Jugendliche hier in der Region eine Ausbildung und Arbeitsmöglichkeiten finden", unterstreicht Marcella Lange. Sie weiß aber, dass die größten Bewerberlücken noch in der Hotellerie sowie Gastronomie klaffen.

Zudem rät sie, wenn der erste Wunsch nicht klappt, auf den Zweit- und Drittberufswunsch zurück zu greifen. Fleischer und Industriekauffrau, Köche, Servicekräfte in der Gastronomie, Metallberufe oder Maler, die Liste der freien Ausbildungsstellen ist lang. "Zu uns kommen heute die Jugendlichen, die bei uns schon in Betreuung sind. Sie kriegen hier noch mal Angebote. Wir können am Abend nicht sagen, soundso viel Lehrverträge wurden geschlossen. Aber wir wissen, für wen wir Brücken zum Arbeitgeber gebaut haben", so Freya Fuckert.

Rat zur Schnelligkeit

Sie rät zur Schnelligkeit auf beiden Seiten. Arbeitgeber sollten sich bald entscheiden, denn bei der Zahl der freien Stellen könnte der Bewerber ein anderes Angebot annehmen. Auch die jungen Leute seien gut beraten, sich bei möglichen Lehrstellen schnell vorzustellen, denn die Ausbildung beginnt schon demnächst. Viele der Bewerber kommen mit ihren Eltern, und der Arbeitgeberservice spürt, da besteht auch zu Hause das Interesse, dass die Schulabgänger eine Ausbildung absolvieren. Sie müssen nicht zum Bewerbungsgespräch mitkommen, aber es bringt oft schon etwas, wenn über die Bewerbungsunterlagen mit rübergeschaut und darauf geachtet wird, dass die Post nicht liegen bleibt, denkt Marcella Lange.

Hoffen auf neue Chance

So begleitet die Mutter Patrick G. aus Ballenstedt zum Gespräch. Er hat nach über zwei Jahren seine Lehre abgebrochen und hofft nun, dass er eine Chance erhält, die Ausbildung in der Metallverarbeitung anderswo zu Ende zu bekommen. Sarah L. steht vor der Liste freier Ausbildungsplätze und ist sich nicht so recht sicher, welche Lehre sie mit ihren Noten antreten könnte. "Na ja, der Abschluss war nicht so gewaltig und die Betriebe nehmen doch sowieso lieber Leute, die es durchs Abitur geschafft haben." Das kann Marcella Lange nicht für jeden Fall bestätigen. "Aber der Arbeitgeber will sich schon selbst einen Eindruck vom Bewerber machen. Da lässt sich vielleicht noch was ausbügeln."

Franziska Weiß versucht, mit Claudia Bauer vom Arbeitgeberservice eine Lösung für ihr Problem zu finden. "Ich bin Kinderpflegerin. Mit meinen zwei kleinen Kindern kann ich das vergessen. Außerdem besteht kaum eine Arbeitsplatzchance. Das wird oft alles über günstige Praktikanten abgewickelt." Vier Stellen hat sie schließlich auf dem Zettel. "Ich werde mich drauf bewerben", sagt sie.