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Projekt Projekt: Erste Kur für Sorgenkind

Von Constanze Matthes 10.12.2014, 08:00
Tobias Priggemeier (Assistent Bereichsleiter Sicherheit und Technik, l.) erläutert Gästen die von Primagas errichtete Anlage zur Nutzung von Flüssiggas im Wethauer Werk von Dr. Alder Heimtiernahrung.
Tobias Priggemeier (Assistent Bereichsleiter Sicherheit und Technik, l.) erläutert Gästen die von Primagas errichtete Anlage zur Nutzung von Flüssiggas im Wethauer Werk von Dr. Alder Heimtiernahrung. torsten Biel Lizenz

Wethau - Alles wird weniger: Verbrauch, Kosten, Kohlendioxidausstoß und Wartungsaufwand. Freudigen Herzens zogen deshalb gestern Joachim von Menges als Geschäftsführer des Heimtiernahrungsproduzenten Dr. Alder und Jobst-Dietrich Diercks als Geschäftsführer des Energieversorgers Primagas das weiße Tuch von einem großen Schild.

Tank umfasst 106 Kubikmeter

Am Zaun des Wethauer Dr. Alder-Werkes kündet es fortan von der ersten industriell genutzten Flüssiggas-Anlage in Sachsen-Anhalt. Im August hatte Primagas mit den Arbeiten zur Installation der LNG-Anlage (englisch: liquified natural gas) auf dem Gelände des Wethauer Werkes begonnen. Neben einem vollisolierten Vakuumtank, der ein Volumen von 106 Kubikmetern umfasst, wurden zwei Verdampfer aufgestellt, die das verflüssigte und minus 162 Grad kalte Erdgas wieder in den gasförmigen Zustand versetzen.

Angeliefert wird es von Primagas mit Tankfahrzeugen, die je 18,5 Tonnen fassen. Damit können rund 227000 Kilowattstunden Energieleistung erzeugt werden, sagte Primagas-Entwicklungschef Marco Fischell. Vor Ort gesteuert wird die voll-automatische Anlage mittels eines Leitstandes, die eigentliche Überwachung jedoch erfolgt bei Primagas. Dazu sendet das Steuerungssystem alle 20 Minuten Signale, außerdem ist es auf dem Computer-Weg mit der Zentrale verbunden.

Durch Abkühlung auf über minus 160 Grad kann Erdgas in flüssige Form umgewandelt werden. Das Gas wird dann als LNG (englisch liquefied natural gas) bezeichnet. LNG weist etwa ein 600stel des Volumens von Erdgas in Gasform auf. Besonders zu Transport- und Lagerungszwecken hat es damit nach Angaben von Primagas große Vorteile.

„Durch die Umstellung von leichtem Heizöl auf LNG werden wir jedes Jahr zehn Prozent unserer Energiekosten sparen, wenn alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden, sind sogar 25 Prozent möglich“, sagte Joachim von Menges. Deshalb sei damit zu rechnen, dass sich die Anlage, die ohne staatliche Zuschüsse errichtet worden ist, bald amortisiere. Zumal der Hersteller hochwertiger Tiernahrung seine derzeitige Kapazität von derzeit 100 Tonnen in den nächsten drei Jahren auf 400 Tonnen pro Tag steigern will. „Wir werden in der kommenden Woche eine neue Etikettierlinie in Betrieb nehmen und so die Produktion Schritt für Schritt ausbauen“, so der Geschäftsführer weiter. Die Zahl der Mitarbeiter am Standort Wethau soll von derzeit über 50 auf dann rund 200 wachsen.

Stier würdigt Standort-Perspektive

Diese Entwicklung sowie den Einsatz umweltfreundlicher und effizienter Energieträger durch das Unternehmen wurde auch von Dieter Stier gewürdigt. Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Vorsitzende des Kreistages unterstrich in seinem Grußwort die Bedeutung des Mittelstandes für den Burgenlandkreis. Es sei erfreulich, dass das ursprünglich von Otto Bauer als Fleischverarbeitungsbetrieb errichtete Werk, in dem etliche Jahre nicht mehr produziert worden war, nun eine neue Perspektive erhalte. Anschließend hatten die Gäste der Einweihungsfeier, unter ihnen Landrat Götz Ulrich (CDU) und die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Wethautal, Kerstin Beckmann, die Möglichkeit, sich an der Anlage über deren technische Details informieren zu lassen.

Primagas-Verkaufsingenieur Boris Ullrich - hier am Steuerpult - hat die Anlage geplant und den Aufbau geleitet.
Primagas-Verkaufsingenieur Boris Ullrich - hier am Steuerpult - hat die Anlage geplant und den Aufbau geleitet.
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