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Mit Alpha Hürde überwinden

Von Albrecht Günther 24.07.2007, 16:54

Naumburg. - "Analphabetentum kann schnell zu sozialen Problemen führen", weiß der Dozent Gerd Engel. Bei der IEB Schulungsgesellschaft mbH betreut er in Naumburg das Alpha-Projekt, in welchem derzeit 28 Teilnehmer ihre Fähigkeiten im Lesen und Schreiben verbessern. Möglich wird das, da die Arbeitsgemeinschaft Sozialgesetzbuch II im Burgenlandkreis (Arge) die Kurse finanziell fördert. Denn die 20- bis 50-jährigen Frauen und Männer mit eingeschränkten Lese- oder Schreibkenntnisse hatten es bislang schwer, eine Arbeitsstelle zu finden.

"Auch in scheinbar einfachen Berufen ist es unabdingbar, schreiben und lesen zu können", so IEB-Geschäftsführerin Karin Bürgel, die mit ihrer in Querfurt ansässigen Schulungsgesellschaft auf breite und langjährige Erfahrungen im Ausbildungsbereich verweisen kann. "Eine Lese- und Schreibschwäche bedeutet jedoch nicht, dass Betroffene nicht weniger motiviert sind", unterstreicht Gerd Engel. So erlebt er in den zwei Gruppen des Alpha-Projekts, die entsprechend der jeweiligen Voraussetzungen am 1. Februar ihre Arbeit aufgenommen haben, sehr aufgeschlossene Teilnehmer. "Bei allen ist der Wille vorhanden, die eigene Situation zu verbessern, um im Leben besser zurecht zu kommen und bessere Möglichkeiten bei der Bewerbung um eine Arbeitsstelle zu besitzen", schildert Engel.

Während der täglich sechs Unterrichtsstunden mit zwei erfahrenen Deutschlehrern stehen unterschiedliche Übungen auf dem Programm. Unterstützt wird das Lernen durch die Arbeit mit dem Computer. Die Erfolge können sich sehen lassen. Karin Bürgel: "So hatten wir beim ersten Projekt im vergangenen Jahr eine Teilnehmerin, die keinen Buchstaben kannte, jetzt jedoch Sätze lesen und deren Sinn erfassen kann." Nicht nur für die IEB-Mitarbeiter ist diese Wissensvermittlung die beste Anerkennung ihrer Arbeit, auch die Teilnehmer stärken mit ihr ihr Selbstwertgefühl. Ergänzt wird das Alpha-Projekt mit der sozialpädagogischen Betreuung der Teilnehmer durch eine Projekt-Mitarbeiterin. "Hier knüpfen wir an das Erlernte an, etwa beim Bewerbertraining oder der Hilfe bei der Erledigung von Behördenangelegenheiten", erläutert Karin Bürgel diesen Aspekt des Projekts, das noch bis 31. Juli dauert. Für die Zeit danach hofft die Geschäftsführerin auf eine Weiterführung von "Alpha". Denn bislang ist die Burgenlandkreis-Arge positive Vorreiterin in Sachsen-Anhalt in dieser Hinsicht. "Es wäre aus Sicht der Betroffenen sinnvoll, das Projekt weiter zu führen, können doch damit soziale Probleme gemildert und die Chancen zur Wiedereingliederung in eine praktische Tätigkeit erhöht werden", begründet Frau Bürgel.

Ähnlich sehen es auch die Alpha-Teilnehmer. Einer von ihnen hat ab September eine Festanstellung in einer Firma erhalten, für zwei andere bestehen gute Aussichten. Allerdings, so schätzt ein anderer Teilnehmer ein, ist die Situation auf dem Arbeitsmarkt noch immer schwierig. Eines aber haben alle während der Alpha-Zeit gewonnen: mehr Selbstvertrauen im Umgang mit Bewerbungen. Kommentar