1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Naumburg
  6. >
  7. 1226-Meter-Saalebrücke als Kernstück

1226-Meter-Saalebrücke als Kernstück

Von ALBRECHT GÜNTHER 16.02.2010, 19:08

BAD KÖSEN/NAUMBURG. - Bis Ende 2014 müssen die Arbeiten abgeschlossen, bis 2015 muss die Abrechnung erfolgt sein. Bauherr ist jeweils der Bund. Er hat die Planung und Ausführung der Straßenbauverwaltung des Landes Sachsen-Anhalt und damit der Niederlassung Süd des Landesbetriebs Bau übertragen. "Ich bin froh, dass die Planungen jetzt konkrete Gestalt annehmen", sagte Landrat Harri Reiche unserer Zeitung.

Denn vor allem die Anwohner der Bundesstraßen in Bad Kösen und Naumburg fordern wegen der hohen Verkehrsbelastung seit Jahren den Bau der Umgehung. Von der Verringerung dieser Belastung - vor allem des Schwerverkehrs und der damit verbundenen Feinstaubreduzierung - ist zudem der langfristige Erhalt des Status als Heilbad für Bad Kösen abhängig.

Nicht zuletzt deshalb war die Baumaßnahme im Jahr 2003 im Bundesverkehrswegeplan in den vordringlichen Bedarf eingestuft worden. "Wir brauchen diese Straße als Entlastung der Innenstätte, aber auch etlicher Dörfer. Außerdem sichern wir damit den Kurstadt-Standort Bad Kösen", so Reiche weiter. Etwa 70 Millionen Euro wird der rund 13,2 Kilometer lange Bauabschnitt kosten, der vom Ortsausgang Taugwitz bis Neuflemmingen führt. In diesen Kosten enthalten sind die Saalebrücke sowie weitere kleinere Brücken.

Finanziert werden ebenso Anbindungen und Rückbauten, die Errichtung von Regenrückhaltebecken und Lärmschutzanlagen sowie umfangreiche ökologische Ausgleichsmaßnahmen. "Der Hauptteil der Kosten wird aus dem Efre-4-Fonds der Europäischen Union bestritten", sagte Falko Balzer von der Niederlassung Süd des Landesbetriebs Bau unserer Zeitung. Gleiches gilt für den Abschnitt von Neuflemmingen bis Wethau. "Allerdings stehen diese europäischen Fördermittel nur noch bis 2014 zur Verfügung", hebt Balzer hervor. "Damit ist der Zeitplan eng gestrickt, aber machbar." Auch dem Landrat ist klar: "Wenn wir die Sache jetzt nicht packen, rücken die Finanzierung und damit der Bau in weite Ferne." Nach Balzers Aussage ist für beide Bauabschnitte inzwischen beim Landesverwaltungsamt die Planfeststellung beantragt worden. Vorher hatte in Naumburg ein Erörterungstermin mit allen Trägern öffentlicher Belange stattgefunden.

Kritik am Trassenverlauf äußerte dabei vor allem der Verein Gedenkstätte Hasenhausen 1806. Er argumentierte, dass die neue Straßenführung das zwischen Taugwitz und Hassenhausen gelegene Gelände der Schlacht von Jena und Auerstedt 1806 zerschneidet, die neue Fahrbahn zu nah am Denkmal des Herzogs von Braunschweig verläuft und dort in unmittelbarer Nähe ein Regenrückhaltebecken errichtet werden soll. "Alle Einwände sind fachlich erörtert worden, es sind damit keine Aspekte mehr offen", so Balzer. Genehmigt das Landesverwaltungsamt die Planfeststellung, kann sie öffentlich bekannt gemacht werden.

"Danach wird gemeinsam mit dem Amt für Landwirtschaft ein Flurbereinigungsverfahren durchgeführt. In ihm werden notwendige Grundstücke angekauft. Das kann auch mittels Landentzugsverfahren erfolgen." Archäologische Grabungen sowie die ökologische Prüfung und die ein bis zwei Jahre vor Baubeginn erforderliche Schaffung von Ausgleichsmaßnahmen wären dann die nächsten Schritte. "Schließlich würde noch die Ausführungsplanung angefertigt, so dass wir 2012 mit dem Bau beginnen könnten", unterstrich der Mitarbeiter des Landesbetriebs Bau. "Ähnlich sieht der Planungsablauf für den Abschnitt Neuflemmingen bis Wethau aus." Das kleinere Teilstück der Gesamtstrecke ist jedoch von der Bauausführung her weniger aufwendig. Denn vor allem die Querung der Saale mittels einer 1 226 Meter langen Brücke wurde für die Planer vom Ingenieurbüro für Verkehrsanlagen GmbH Halle zur Herausforderung.

Einerseits galt es, die Brücke möglichst unauffällig in die Landschaft des Saaletals einzupassen, andererseits mehreren Ansprüchen gerecht zu werden. So muss das Bauwerk nicht nur den Fluss queren, sondern ebenso die zweigleisige Intercity-Bahnstrecke und die Landesstraße in Richtung Großheringen. Schließlich liegt der nördliche der drei Brückenabschnitte im Schutzgebiet Flora Fauna Habitat, in dem besonders strenge Maßstäbe für den Naturschutz gelten. Problematisch ist das Brückenbauwerk auch insofern, weil es nur rund 1 500 Meter von jenem Gebiet entfernt liegt, dessen Aufnahme als mittelalterliche Kulturlandschaft in das Unesco-Weltkulturerbe beantragt werden soll. In einem Bogen wird die auf insgesamt 14 Stützpfeilern stehende Brücke von Taugwitz her in Richtung Saale führen und diese dann in gerader Strecke überqueren. Weiter verläuft sie über die Landesstraße in Richtung Großheringen hinweg nach Süden. Unmittelbar hinter der Querung der Landesstraße setzt der Südteil der Brücke wieder auf festen Boden auf.

Um das aus Richtung Taugwitz entstehende Gefälle hinab zu Saale auszugleichen, ist das Bauwerk mit einer Sechs-Prozent-Neigung konzipiert. Höchster Punkt der Brücke ist die Saalequerung mit 60 Meter. In 30 Meter Höhe führt sie über die Bahnstrecke, in 4,50 Meter Höhe über die Landesstraße. Die Breite des Bauwerks beträgt zwölf Meter. Die Pfeiler sind von der Mitte her - das Hauptstück über die Saale ist 130 Meter lang - jeweils fast symmetrisch in Abständen von maximal 100 Meter bis minimal 40 Meter angeordnet. Dabei wird der Abstand zur Mitte hin größer, um das Mittelteil optisch anzupassen. Auch in der Farbgebung soll die aus Spannbeton und einem Stahlverbund gefertigte Brücke eher unauffällig gestaltet werden. Außerdem wird sie teils mit Fledermauszaun und Überflughilfen ausgestattet.