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SV Braunsbedra SV Braunsbedra: Nach dem Trauma Blick nach oben

Von Dirk Schariott 31.07.2002, 16:30

Braunsbedra/MZ. - Die anfängliche Euphorie wich ganz schnell der nüchternen Realität. Der Überraschungsaufsteiger in die Oberliga hatte ganz einfach nicht das mannschaftliche Potenzial, um in der vierthöchsten Spielklasse bestehen zu können. Eine sicherlich schmerzhafte Erkenntnis, denn als man vor etwa einem Jahr in das Abenteuer Oberliga startete, hörte sich das (noch) anders an. Coach Norbert Schübbe, der den SVB zum Landesmeistertitel und damit zum Aufstieg führte, attestierte seiner Truppe die Tauglichkeit für eine Etage höher. "Mit 36 Punkten wäre ich zufrieden", so seine gedankliche Saisonvorgabe.Wie sich dann ziemlich schnell heraus stellte, eine fatale Fehleinschätzung. Mag sein, dass die 1:3-Niederlage in der Premieren-Partie gegen Zittau die Männer um Kapitän Mario Eichmann noch zusätzlich verunsicherte.

Mag auch sein, dass ein Erfolg zum Auftakt, der durchaus möglich war, in der Folge für den einen oder anderen Punkt zusätzlich gesorgt hätte. Alles Spekulation.

Die Wirklichkeit lag auf dem Platz, und da hatte die Mannschaft einfach nicht das notwendige Potenzial. Auf eigenem Platz ohne Sieg und lediglich ein Erfolg überhaupt (in Gotha) sind Beweis dafür. Zu wenig Spieler waren tauglich für die Oberliga. Eichmann, dazu die reaktivierten Uwe Schmidt und Ulf Schwiecker, mit Abstrichen Maik Patzner, dazu der während der Saison verpflichtete Milan Kmet - viel zu wenig, um höheren Ansprüchen gerecht zu werden. Auch die hektische Verpflichtung der Braslianer Leandro und Marcello ging nach hinten los. Sie konnten sich in keiner Phase durchsetzen. Hinzu kamen vereinsinterne Querelen um das "Urgestein" Hans-Georg Dreißigacker und letztlich der plötzliche Rücktritt von Coach Schübbe. Dass sich die Mannschaft unter Interims-Coach Rainer Jäckisch in einer solchen Situation dennoch mit Anstand dem Unausweichlichen fügte, nötigte Respekt ab. Die Oberliga war für die Spieler ganz sicher eine wichtige Erfahrung, sie war aber eben auch für diese Mannschaft eine Nummer zu groß.

Nun also sind die Braunsbedraer wieder in ihrer angestammten Klasse, der Verbandsliga, angekommen und bestreiten hier am kommenden Sonnabend ihr erstes Spiel beim Kreisrivalen VfB Imo Merseburg. Das Saisonziel ist klar. "Ein Platz zwischen eins und fünf", so der neue Trainer Volker Weise. Mit sechs Neuzugängen und der Rückkehr von Torsten Stade hat der SVB ein ziemlich verändertes Gesicht. Gelingt die Integration, dann dürfte sich die Mannschaft wohl stärker und geschlossener präsentieren als in der Oberliga. Weise jedenfalls sieht das Team personell stärker besetzt als in der vorigen Saison. Und die Ergebnisse der Vorbereitungsspiele, unter anderem ein 10:0 beim Landesligisten SV Merseburg 99, deuten zumindest auch darauf hin, dass die Braunsbedraer eine ordentliche Rolle spielen können.

Weise hat in der Vorbereitung viel Wert auf Einzelgespräche gelegt, "um das Trauma der Oberliga-Schlappen aus den Köpfen zu bekommen." Die Mannschaft müsse ganz einfach wieder an sich glauben. Zudem gibt es offensichtlich auch eine taktische Neuorientierung. In der Oberliga lief das Spiel ausschließlich über Mittelfeld-Regisseur Eichmann, war im Grunde also leicht auszurechnen. Mit Möhler, Rosenhahn, Immig und Furch hat der SVB nun im Aufbau aus der Defensive heraus weit bessere Möglichkeiten. Zudem sollte endlich auch Stier sein zweifellos vorhandenes spielerisches Potenzial besser abrufen können. Und nicht zuletzt wird eine offensive Grundausrichtung der Mannschaft auch Angreifern wie Linzert, Seemann oder Hein mehr Möglichkeiten einräumen.

Mit Rützel, in der Oberliga häufig defensiv eingesetzt, hat sich in der Vorbereitung noch eine Art "Geheimwaffe" für den Angriff ergeben. Personell hat da also der Verbandsligist einiges zu bieten, eingeschlossen die derzeit noch verletzten Schröder und Koziol. Nach Trainingslager sowie wöchentlich vier Übungseinheiten scheint man auch konditionell auf der Höhe zu sein. "Halberstadt und Sandersdorf sind aus meiner Sicht die klaren Favoriten. Wir wollen da vorn mitmischen, und ich denke schon, dass wir gut gerüstet sind." So Weise. Man darf also gespannt sein, wie der SVB den Schock Oberliga verdaut hat. Angesichts der Neuzugänge und der Ernsthaftigkeit, mit der man an das Thema Verbandsliga geht, will man aber nicht so recht glauben, dass den Braunsbedraern diese Schock-Therapie ein- für allemal den Oberliga-Appetit verdorben hat.

Der Coach lässt die Antwort offen. Im Gegensatz dazu Vereinschef Heinz Keller: "Wenn die sportlichen Leistungen entsprechend sind, dann kann möglicherweise ein solches Thema erneut auf die Tagesordnung kommen. Aber dann muss auch das wirtschaftliche Umfeld stimmen." Wie eine endgültige Absagen an die Oberliga hört sich das nun auch nicht gerade an ...