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Saalekreis Saalekreis: Der Stecker ist endgültig gezogen

Von REGINA RETZLAFF 16.02.2011, 15:49

WEISSENSCHIRMBACH/MZ. - Der Stecker ist gezogen. Mit nur einem Handgriff hat Peter Hinkeldey eine 30-jährige Geschichte beendet, die das Dorf Weißenschirmbach einzigartig gemacht hatte. Denn welcher Ort konnte schon eine Antennen-Interessengemeinschaft vorweisen? "Wir waren da schon etwas Besonderes", schmunzelt Ortsbürgermeister Hinkeldey, der mit Klaus Jeckel im Jahre 1981 die ersten Kabel verlegte, die schließlich das ganze Dorf durchzogen - als Erdkabel aber meistens Luft verlegt, wie es der Fachmann nennt.

Es war in Weißenschirmbach zu DDR-Zeiten so wie in anderen Städten und Gemeinden auch. Jeder hatte seine Antenne auf dem Dach, um Rundfunk- und Fernsehprogramm zu empfangen. Und das meistens mehr recht als schlecht. Zumindest was die Sender aus dem Westen Deutschlands betraf. "1981 hat Klaus Jeckel einem Nachbarn zu einem besseren Empfang verholfen, indem er ihn an seine Antenne mit anschloss. Dann bin auch ich eingestiegen", erinnert sich Peter Hinkeldey.

Nach und nach kamen im Oberdorf immer mehr dazu, die sich anschlossen. Erst kamen die Signale von der Antenne auf Jeckels Dach. Dann wurde auf Hinkeldeys Grundstück ein 27 Meter hoher Mast errichtet. An dem hingen zu besten Zeiten bis zu 14 Antennen. Und die waren alle selbst gebaut, erklärt Hinkeldey noch heute voll Stolz. Weil besonders der Empfang des West-Fernsehens im Unterdorf schier unmöglich war, kamen immer mehr Bewohner aus diesem Bereich und baten, ebenfalls verkabelt zu werden. Bezahlt hat jeder einen kleinen Obolus für den Anschluss. Schließlich musste die Anlage erhalten und die zum Betrieb notwendigen Stromkosten aufgebracht werden. Am Ende standen 220 Teilnehmer auf der Liste der Interessengemeinschaft.

"In den 30 Jahren hatte unsere Station drei Standorte. Aus meinem Garten zog sie an den Ortsrand in Richtung Kleineichstädt. Aber wir brauchten immer mehr Platz, so dass sie schließlich in dem kleinen Häuschen direkt im Zentrum des Dorfes landete, wo wir jetzt den Stecker gezogen und die Geschichte beendet haben."

Obwohl am Ende 30 Programme angeboten wurden, macht die Entwicklung der digitalen Fernsehtechnik der Sache ebenso ein Ende wie abgeschaltete Sender. "Wir mussten Frequenzen frei machen für die Flugsicherung und für Funk-DSL. Deshalb haben wir auch Sender abschalten müssen", erklärt Peter Hinkeldey. Zudem sind verschiedene Kabel während der langwierigen Kanalbauarbeiten zerstört worden. "Zu DDR-Zeiten hat ja niemand Pläne beim Verlegen gezeichnet." Immer mehr Weißenschirmbacher haben sich inzwischen selber Sat-Anlagen zugelegt, auch um unter anderem noch mehr als 30 Programme empfangen zu können, um für die digitale Zukunft des Fernsehens gerüstet zu sein.

Deshalb hatte man die Abschaltung der Dorf-Anlage auch schon im Sommer 2010 angekündigt. So habe jeder die Gelegenheit gehabt, sich entsprechend auszurüsten. "Nun, da jeder umgerüstet ist, konnten wir auch den Schalter umlegen. Die Technik werden wir verschrotten. Schade, aber etwas anderes kommt nicht in Frage."