1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Merseburg
  6. >
  7. Naturbeobachtungen: Naturbeobachtungen: Angeln wie auf einer Müllkippe

Naturbeobachtungen Naturbeobachtungen: Angeln wie auf einer Müllkippe

Von Dietmar Römer 06.08.2001, 18:25

Merseburg/MZ. - Heute kann dort vonanglerischem Naturerlebnis keine Rede mehrsein. Es ist mehr Angeln wie auf einer Müllkippe.Am vorletzten Juliwochenende war der Zustandder Angelstellen dort noch einigermaßen erträglichangesichts vereinzelt herumliegender, teilsschon überwuchernder leerer Bierbüchsen nebstPappverpackung, Plastikflaschen und -tüten,Verpackungen diverser Snacks und Papier derunterschiedlichsten Sorten. Eine Woche späterhatten sich noch gläserne Bier- und Schnapsflaschensowie vergessene Stücke von Badebekleidungnebst weiterem Müll hinzu gesellt. Und nachdem vergangenen Wochenende war der Eindruckeiner Müllkippe nahezu komplett: ein kaputterKlappstuhl, regelrechte Berge leerer Zigarettenschachteln,noch mehr leere Flaschen, Büchsen - daruntereine fast volle für Mais-Großverbraucher -,ganze Fladenbrote und Stücke davon, mehrereFeuerstellen am Gewässerrand mit entsprechendenHinterlassenschaften, Berge unvollständigausgeglühter Holzkohle.

Sind es Angler, die all den Dreck - nichtnur dort, denn am Kuhteich in der Nähe sieht'smindestens genauso schlimm aus - verursachen?Die Müllkippe vom letzten Wochenende an derMöweninsel stammt zweifelsfrei von so genanntenNachtanglern. Wo am Samstagmorgen noch einriesiges Rundzelt mit schnarchenden Insassengestanden hatte - gar nicht zu reden von denunbeaufsichtigten Angelruten am Wasser -,sah es am Sonntagfrüh eben so katastrophalaus wie oben beschrieben. Für Lutz Veleta,den Vorsitzenden des KreisanglerverbandesMerseburg, ist das Problem "nicht neu". Eswerde aber nur hinter vorgehaltener Hand gemeckert.

Die meisten Angler, wie Klaus Frommann ausZöschen, nehmen ihren Abfall nach dem Angelnmit nach Hause. Wie auch die jungen Angleraus Halle, die am Sonntagfrüh nach ihrer Nachtangelpartiean der Möweninsel ihren Grill nebst Abfalleinsammelten. Manche nehmen auch mal Müllvon den Wegwerf-Anglern mit. Das aber löstdas Problem nicht. Was tun eigentlich dierund 20 Fischereiaufseher des DAV-Kreisverbandesin dieser Angelegenheit? Wie die MZ erfuhr,seien die sehr vorsichtig gerade an solchenSchwerpunkten, an denen Gruppen etwa die Nachtfeuchtfröhlich verbringen und nebenbei angeln.Ob mit den erforderlichen Genehmigungen, seida oft die Frage.

Zur Kontrolle traut sichein Fischereiaufseher allein ohnehin nichthin, weil ihm oft genug Prügel angedroht wurde.Es habe auch schon Racheakte in Form von zerstochenenAutoreifen gegeben, wenn ein Fischereiaufseherseinem Sport nachging. Man fühlt sich alsoweitgehend ohnmächtig. Auch polizeiliche Unterstützunggebe es für die Kontrolleure laut Veleta nicht.Ein Fischereiaufseher aus Kötzschau bestätigte,dass "die Polizei, ruft man sie mal an einGewässer, immer Wichtigeres zu tun hat." Helfen,so meinen die Verantwortlichen auch auch vieleAngler, könne nur ein konzentrierter und regelmäßigerEinsatz von Fischereiaufsehern, Naturschutzund Polizei an Schwerpunktgewässern wie derMöweninsel und dem Kuhteich sein.