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Handwerk Handwerk: Mandy Hartmann malert mehr, als manche meinen

Von Kirsten Begert 16.06.2003, 15:25

Merseburg/MZ. - "Zwar ist der Wind für das Handwerk zurzeit sehr rau, aber wir kämpfen und wollen unser Unternehmen hier fortführen", sagt die Meisterin. Von einst 15 Mitarbeitern ist die Firma auf ein Familienbetriebs-Größe geschrumpft. Vater, Mutter, Onkel und sie sind beschäftigt. "Der Beruf hat viele schöne Seiten", schildert die Schkopauerin. Der Umgang mit Farbe habe sie schon immer gereizt. Allerdings dachte sie als Teenager zunächst an die Farbe aus Schminktöpfen und wollte ursprünglich Maskenbildnerin werden. "Theater, das war meins", meint sie ein wenig ironisch.

Denn nun sind es statt Gesichter Wände oder Fassaden, an denen sie ihr künstlerisches Talent und ihren Mut zur Farbe ausleben kann. Den wünscht sie sich deshalb bei mehr Kunden. "Manchen kommen mit festen Vorstellungen, die aber eigentlich nicht die beste Lösung wären. Wenn wir dann beraten, sind sie oft erstaunt, was man alles machen kann und dass es oft sogar kostengünstiger ist." Lasieren von Wänden etwa, Gestaltung mit Bordüren, Vergoldungen oder auch Schriftzüge und filigrane Oberflächengestaltung gehört dazu. "Zum Beispiel mit Papier, Glas oder Metall. So etwas haben wir in Stuttgart gelernt", schildert die Meisterin.

"Kreativität zu schulen und Techniken zu lernen, war mir das Wichtigste. Den Meistertitel wollte ich im Prinzip nicht, doch der gehörte zum Abschluss dazu und ist natürlich auch nicht schlecht."

Wenn öffentliche Gebäude gebaut oder renoviert werden, seien diese oft "trist und einfallslos", ärgert sie sich. Dabei könne man so viel machen. Deshalb sei es für sie das Schönste, bei Bauprojekten vom Anfang an mitzumischen, Vorschläge zu entwickeln, umzusetzen und am Ende sagen zu können: "An diesem Gebäude habe ich mitgearbeitet." Dabei ist das Mitmischen für eine junge Handwerkerin wie sie nicht immer leicht.

"Wenn ich auf Baustellen komme, denken viele, ich sei ein Lehrling. Oder sie nehmen mich nicht ernst, weil ich eine junge Frau bin." Doch kann die Firma Hartmann mit einigen Refernzobjekten aufwarten. Immerhin vergoldete die Handwerker des Unternehmens die Ornamente von "Ritters Weinstuben" in Merseburg, waren an den Lackierarbeiten der Dow-Plastik in Schkopau beteiligt und sind jedes Jahr mit einem Stand auf dem Merseburger Schlossfest vertreten, wo sie alte, traditionelle Malertechniken zeigen. Eher unkonventionell ist die junge Frau abends mit ihrem Freund zum Einkaufen unterwegs.

"Er arbeitet bei einer Bank und hat am Feierabend oft seinen Anzug an, ich aber eine Latzhose." Da würden manche ab und zu komisch gucken. Doch sie ist stolz auf ihren Beruf, der sie auch Neues probieren lässt. "Als zweites Standbein wollen wir Seminare für Heimwerker anbieten", sagt sie. Eben wirklich mehr, als manche meinen.