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Große Burg gibt es im Klein-Format

Von CLAUDIA PETASCH 31.10.2008, 17:19

QUERFURT/MZ. - Sie steht in einer der Werkstätten vor einem Modell der Burg und ist sichtlich begeistert. Detailliert sind Mauersteine herausgearbeitet worden, Gras und Bäume angepflanzt und Schattierungen aufgemalt, sogar Schmutz ist auf einem Teil der Wiese, die die Burg umringt, verstreut.

Gebaut wurde es von zehn Jugendlichen, die über den Eigenbetrieb für Arbeit an dem Projekt im IEB teilnehmen. "Uns war wichtig, dass wir etwas anbieten, wo man selbst aktiv werden muss, Ideen entwickelt und diese dann umsetzt", sagt Frau Bürgel. Gemeinsam mit der Stadt und dem Museum in der Burg habe sie im Vorfeld abgeklärt, was für ein Modell entstehen könnte. "Ich hatte selber keine Vorstellungen, meine einzige Bedingung war, dass es kein Kitsch ist und das haben die Jugendlichen erfüllt", sagt die Geschäftsführerin stolz.

Zunächst fingen die jungen Männer und Frauen an, mit Materialien zu probieren. "Holz war zu sperrig und Styropor zu leicht. Schließlich haben wir uns für Styrodur entschieden, das ist auch wasserfest", sagt Melanie Pfeiffer. Die 20-Jährige hatte vorher noch nie mit Modellbau zu tun, ist aber leidenschaftliche Hobbymalerin und Bastlerin. Das schwierigste sei die Gestaltung der Landschaft gewesen, die wollte man nicht nur flach halten, sondern Unebenheiten rein bringen, wie im Original.

Zahlreiche Stunden verbrachten die Jugendlichen damit, die Gebäude und Flächen auf der Burg zu vermessen, haben alles dokumentiert und dann in den Maßstab 1:60 umgerechnet. Leistungen, die Frau Bürgel hoch anerkennt. "Das ist ein Lernprozess, bei dem man gucken muss, wie man an Informationen kommt und diese dann verwerten kann", sagt sie. Auf diese Weise ist das Team auch sehr eng zusammen gewachsen, habe sich eigenständig organisiert und beim Bauen die Stärken und Schwächen untereinander ausgeglichen.

Für Melanie Pfeiffer ist das Projekt ein Erfolg, die Farnstädterin hat eine Menge dazu gelernt. Ihr künstlerisches Geschick konnte sie einbringen als sie die Gebäude mit Schwammtechnik angemalt hat. So sind die verschiedenen Schattierungen entstanden. "Hier musste ich vorher auch probieren, was sich am besten macht", sagt sie. Eine Arbeit in einer künstlerischen Richtung aufzunehmen, das könnte sich die junge Frau jetzt gut vorstellen. "Ich hätte vorher nie daran gedacht", gibt sie zu.

Ähnlich geht es auch Natascha Lorenz. Auch sie hätte sich vor dem Projekt nie zugetraut in einem künstlerischen Beruf tätig zu sein, doch während der Arbeit habe sie erkannt, welche Fähigkeiten in ihr stecken. "Eine Ausbildung zur Maskenbildnerin oder Kosmetikerin ist mein Wunsch", sagt die 20-Jährige über ihre neu gewonnene berufliche Perspektive. Sie geht nun voller Elan auf die Suche nach einer Lehrstelle. Ihre Aufgabe im Team war es vor allem die Mauer rund um die Burg und die Fassaden der Gebäude zu gestalten. Sie ritzte Linien ein, so dass Steine sichtbar wurden. "Ich musste viel probieren um herauszufinden, mit welchem Werkzeug das am besten geht", sagt die Querfurterin.

Während in diesen Tagen die letzten Begrünungsarbeiten von den Jugendlichen vorgenommen werden, führt Karin Bürgel Gespräche, um einen geeigneten Ausstellungsort für das Modell zu finden. "Schließlich soll die Arbeit auch zu sehen sein", sagt sie.