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Der Mann mit dem kleinen Häschen

Von Elke Jäger 16.03.2007, 17:26

Merseburg/MZ. - An dieser Stelle greift Kerstin Kuntzsch ein. "Bleibt niemals stehen, wenn euch ein Fremder aus dem Auto heraus ansprechen will!", mahnt sie die Kinder und erklärt, wie sie sich in dieser Situation richtig verhalten sollen: Nicht nahe an der Fahrbahn laufen, schnell den Kopf wegdrehen und den Mann ignorieren, sich auf keinen Fall ins Gespräch verwickeln lassen.

Auf spielerische Art und Weise bringen Polizeiobermeisterin Kuntzsch und ihr Chef Polizeihauptkommissar Andreas Eggert von der Polizeidirektion Westsachsen den Kindern richtiges Verhalten in brenzligen Situationen nahe. Gestern waren sie zu Gast in der Leunaer Kita Zwergenhügel und übten mit den Schulanfängern.

Die Idee dazu war Erzieherin Heike Trübenbach gekommen, als sie sich in Vorbereitung eines Projektes mit dem Thema "Geh nicht mit Fremden mit" beschäftigte. Jeden Freitag gibt es für die Vorschulkinder solch ein Extra-Angebot. "Ich bin im Internet auf die Seite der Polizei in Sachsen gestoßen und habe Kontakt aufgenommen", erzählt sie. Ganz so einfach war es nicht und sie brauchte viel Geduld, doch letztlich konnte die in Torgau stationierte Truppe nach Leuna kommen. "Für uns ist es eine Premiere in Sachsen-Anhalt", berichtet Kerstin Kuntzsch, die dieses Projekt im Rahmen der polizeilichen Präventivarbeit seit Mitte 2002 anbietet.

Am Anfang erzählt sie die Geschichte des Mädchens Lisa, die schon allein mit ihrem Freund Peter im Sandkasten spielen darf. Die Eltern haben ihr eingeschärft, niemals mit Fremden mitzugehen. Und doch vergisst sie dies, als ein freundlicher Mann verspricht, ihr ein Häschen zu schenken, wenn sie mitkommt. . .

Dank des aufmerksamen Peter geht die Geschichte gut aus. Dann spielen die Kinder einzelne Szenen nach. Jeder läuft am Auto mit dem freundlichen Fremden vorbei, der mit Schokolade und Häschen lockt; und von Mal zu Mal wird die Ablehnung sicherer. Wichtig: "Wenn euch so etwas passiert, müsst ihr das unbedingt den Eltern erzählen", legt die Polizeiobermeisterin den Kindern nachdrücklich ans Herz.

Besprochen wird auch, wie sich die Mädchen und Jungen verhalten sollen, wenn sie allein zu Hause sind und jemand an der Tür klingelt oder das Telefon läutet. Fremden, auch dem Postboten, nicht öffnen und am Telefon niemals erzählen, dass Mutti oder Vati nicht da sind. Emma weiß das schon: "Mutti hat einen Schlüssel, ich mache die Tür nicht auf", erklärt sie mit fester Stimme. Und am Telefon? "Da sagt ihr, dass Mutti gerade nicht kann", empfiehlt die Polizistin. Tobias runzelt die Stirn: "Wir müssen dann schwindeln!" Kerstin Kuntzsch reagiert diplomatisch: "Das ist nur eine Notlüge, und die ist erlaubt." Über das Thema werden die Kinder mit Sicherheit noch öfter sprechen (müssen).