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«Das ist nur etwas für Hartgesottene»

Von Regina Retzlaff 25.02.2005, 16:29

Langeneichstädt/MZ. - Gegen 8 Uhr sind dazu Gerichtsvollzieher, Polizei, eine Speditionsfirma, Mitarbeiter einer Tierauffangstation und der Vermieter des Hauses, Frank Hönicke, vor dem Hoftor erschienen. Der hatte den gerichtlichen Räumungsbeschluss erwirkt gegen die Mieter des Objektes, eine "Familie mit zehn bis zwölf Kindern. So genau wusste das ja niemand", erzählt der Vermieter, der am Straßenrand zusieht, wie die Spediteure entrümpeln, was nicht einmal mehr die Bezeichnung Müll verdient. "Seit der Wende haben sich die Leute in meinem Haus verschanzt. Sie haben keine Miete gezahlt, haben mich nur mit einer gerichtlichen Verfügung einmal wegen einer Reparatur reingelassen. Kündigungen haben sie nicht akzeptiert, Strom und Wasser nicht bezahlt", schildert Hönicke. Er wisse, dass das Haus keinerlei Komfort biete, aber das sei doch kein Grund, es als Eigentum zu betrachten und bei Annäherung mit einer Schaufel auf den Vermieter loszugehen. "Ich habe jahrelang gekämpft, um sie rauszubekommen. Nun hat das Gericht mir Recht gegeben, ich kann das Haus räumen lassen", ist er zunächst froh.

Die Mieter haben in einer Nacht- und Nebelaktion das Haus verlassen, sind ins Nachbardorf gezogen. Was sich in ihrer bisherigen Bleibe den Entrümplern bietet, spottet jeder Beschreibung. "Wir haben schon viel erlebt", erklärt Oliver Zurek, der Juniorchef der Firma, "aber hier muss man schon hart gesotten sein." Müll und Fäkalien räumen die Männer raus, verschimmelte Möbel und Teppiche - die Container werden wohl nicht ausreichen. Unterdessen nimmt Hönicke sein Eigentum unter die Lupe. "Was soll's. Ich und meine Söhne sind Maurer. Wir werden das Haus sanieren. Nach und nach, denn Geld für den Abriss habe ich nicht", erklärt der arbeitslose Langeneichstädter.