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Das Geheimnis der blauen Stunde

Von UNDINE FREYBERG 05.07.2009, 16:40

SPERGAU/MZ. - noch tun kann, um am Ende das perfekte Foto zu bekommen, das erklärte Profi-Fotograf Jochen Zick am Freitagabend mehr als 30 interessierten Profi- und Hobby-Fotografen bei einem außergewöhnlichen Workshop auf dem Gelände der Total-Raffinerie Mitteldeutschland in Spergau.

Bepackt mit Kameras und Stativen ging es nach etwa einer Stunde Theorie los in Richtung Raffineriekraftwerk, wo das Ziel aller Wünsche die Aussichtsplattform in mehr als 40 Metern Höhe war. Unter den Workshopteilnehmern war auch Annett Gutjahr. Die 46-Jährige arbeitet zwar in der EDV-Abteilung von Total und ist Mitglied im Fotoclub Merseburg, doch auch für sie ist dieser Abend etwas ganz Besonderes. "Hier komme auch ich nicht einfach so hin", erzählt sie. "Man braucht dafür selbstverständlich eine Fotoerlaubnis." Den längsten Anfahrtsweg für diesen Abend hatten vermutlich Linda und Lothar Troeller aus New York, die für das Internationale Fotografie-Festival nach Leipzig gekommen waren.

Nach der 15-minütigen Busfahrt zum Kraftwerk und einer kurzen Fahrt in einem sehr warmen Fahrstuhl war es dann endlich soweit: Die "Stadt der 14 000 Lichter" lag vor den Fotografen wie ein funkelnder Teppich.

Gesprochen wurde hier oben auf der Aussichtsplattform nur noch wenig. Jeder versuchte den optimalen Standort zu finden, überlegte, ob er das Stativ lieber auf dem schwierigen Metallgitterboden oder auf der etwa 40 Zentimeter breiten Brüstung platziert.

Während sich Bildhauerei-Studentin Marit Wolters von Jochen Zick noch die optimale Einstellung für ihre Kamera zeigen ließ, hatte Harald Paselk aus Leipzig seinem Fotostativ schon einen festen Standpunkt verpasst. "Da ich viel reise, habe ich ein sehr leichtes Stativ, aber wenn ich meinen zehn Kilo schweren Rucksack dranhänge, ist es relativ stabil", lächelt der 45-Jährige, der in Leipzig eine Internetagentur betreibt.

Alle scheinen glücklich, versuchen die Lichter und auch den Mond, der hinter einem zauberhaften Schleier hängt, einzufangen. Jochen Zick geht von einem zum anderen, schaut sich die Aufnahmen an und gibt Tipps. "Ich selbst habe mein erstes Nachtfoto von der Raffinerie vor zwei Jahren gemacht", erzählt der gebürtige Karlsruher, der in Berlin lebt. Von dort aus arbeitet er für die renommierte Fotoagentur "Keystone" und seine Fotos erscheinen in Magazinen wie Stern oder Spiegel. "Aber ich bin der Albtraum aller Schwiegermütter, denn ich hab keinerlei Ausbildung", lächelt der 33-Jährige, der bei "Keystone" vornehmlich für den Osten zuständig ist. Sein Lieblingsbild? "Gibt es nicht. Jedes Foto, das gerade gelungen ist, ist ein Lieblingsfoto".

Der Nachfotografie-Workshop wurde innerhalb des 3. Internationalen Fotografie-Festivals in Leipzig angeboten. "Wir hatten uns schon Ende letzten Jahres dafür entschieden, weil dieses Festival mit so großer Leidenschaft veranstaltet wird und Nachtaufnahmen von hier schon etwas besonders sind", sagt Raffinerie Sprecher Olaf Wagner. "Wir hatten noch nie so viele Fotografen auf ein Mal hier bei uns, allerdings wird es das auch so schnell nicht wieder geben."

Das 3. Internationale Fotografie-Festival in Leipzig läuft noch bis Montagabend. Informationen dazu unter www.f-stop-leipzig.de

Fotos von Jochen Zick unter

www.jochenzick.de