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"Bummi" in Merseburg-West in Gefahr "Bummi" in Merseburg-West in Gefahr: Nun doch Lösung für den Jugendclub in Sicht

Von Robert Briest 23.11.2018, 07:00
Zumindest für 2019 scheint es eine Lösung für den „Bummi“ zu geben.
Zumindest für 2019 scheint es eine Lösung für den „Bummi“ zu geben. Peter Wölk

Merseburg - Selten waren so viele Kinder und Jugendliche im Merseburger Stadtrat zu Gast wie am vergangenen Donnerstag. Sie kamen aus Sorge um den Jugendclub „Bummi“ in West, der wegen Finanzsorgen bedroht ist, und übergaben dem Stadtratsvorsitzenden Hans-Hubert Werner (CDU) eine Liste mit 200 bis 300 Unterschriften für den Erhalt. Diese Woche sollen weitere folgen, versprachen die Bummi-Unterstützer. Werner entgegnete, man werde sich mit dem Thema wohlwollend befassen.

Jugendclub „Bummi“ in Merseburg-West scheint zumindest für 2019 gerettet

Tatsächlich scheint es derzeit unwahrscheinlich, dass der von der Caritas betriebene Club, den derzeit etwa 30 Kinder und Jugendliche pro Tag besuchen, zum 1. Januar schließt. Denn im Jugendhilfeausschuss des Kreises und in der Stadt ist mittlerweile ein Plan gereift, wie sich die Finanzierung zumindest für 2019 sichern ließe.

Dazu ein kurzer Exkurs: Der Kreis hat in diesem Jahr den Modus geändert, nach dem er die Mittel für die Jugendsozialarbeit vergibt. Die Quintessenz in den Worten von Sozialdezernent André Wähnelt: „Wir wollen qualitative Schwerpunkte setzen.“ Qualität ginge vor Quantität. Als Maßstab für die Qualität werden formale Qualifikationen herangezogen. Damit hätte man keine schlechten Erfahrungen gemacht, sagt Wähnelt. Ein Hintergedanke der Regelung: Die Leistungserbringer sollen einen Anreiz haben, möglichst qualifiziertes Personal einzustellen. Als Folge dieser neuen Mittelvergabe bekommt der „Bummi“ für das kommende Jahr etwa 20.000 Euro weniger.

Jugendklub „Bummi“ soll fehlendes Geld von anderer Stelle bekommen

Allerdings wird Merseburg für seine Einrichtungen in eigener Trägerschaft etwa den gleichen Betrag mehr erhalten, als im Doppelhaushalt vorgesehen.

Bürgermeister Bellay Gatzlaff bestätigt, dass derzeit eine Vorlage in Arbeit sei, diesen Mehrbetrag beim Bummi einzusetzen. Der Cheffinanzer der Stadt betont aber, dass er davon ausgehe, dass die Stadt wegen ihrer finanziellen Probleme ab 2020 eine Kommune in Haushaltskonsolidierung sein wird. Eine Förderung von Jugendclubs als freiwillige Aufgabe stünde dann in Frage.

Streit um Verantwortlichkeiten bei Jugendsozialarbeit schwelt seit Monaten

Womit wir wieder beim Dauerzwist wären. Gatzlaff fordert seit Monaten, dass der Kreis die Jugendsozialarbeit komplett übernimmt. Der lehnt das ab. Zur argumentativen Unterstützung dieser Ablehnung zieht Sozialdezernent Wähnelt die anderen Flächenkreise im Land heran.

Ein Vergleich habe gezeigt, dass die Beteiligung der Träger, also auch der Kommunen, legitim sei. „Wir haben vergleichsweise sogar eine geringe Beteiligung.“ In vielen anderen Kreisen sei die Personalkostenförderung für Kommunen bei 50 Prozent gedeckelt, nur die für freie Träger höher. Im Saalekreis könnten auch die Kommunen bei entsprechend der Richtlinie qualifiziertem Personal 90 Prozent Zuschuss erhalten. Wähnelt kommt daher zum Schluss: „Wir sind Spitzenreiter bei dem, was der Kreis gibt.“

Saalekreis legt mehr Augenmerk auf Sportvereine und Jugendwehren

Der legt sein Hauptaugenmerk aber gar nicht mehr so auf die Jugendclubs. Das sei Ergebnis einer in diesem Jahr vorgestellten Studie zur Jugendsozialarbeit, wie Wähnelt erklärt. Demnach würden solche Clubs nur 3,5 bis 4 Prozent der Jugendlichen erreichen. „Über Sportvereine und Jugendwehren erreicht man heute mehr Jugendliche.“

Er sieht daher eher eine Verschiebung hin zu Projektförderung wie beispielsweise für das Jugendfeuerwehrcamp. Als „Auslaufmodell“ mag Wähnelt die Jugendclubs dennoch nicht bezeichnen. Gerade in Merseburg mit dem höheren Migrantenanteil werde man noch Angebote haben.

„Es wird keine gezielte Einzelförderung für ’Bummi’ geben.“

Anfang Dezember soll sich der der Jugendhilfeausschuss noch mal „Bummi“ befassen. Wähnelt macht aber deutlich: „Es wird keine gezielte Einzelförderung für ’Bummi’ geben.“ Der Kreis will einen Präzedenzfall vermeiden, der Begehrlichkeiten anderer Kommunen wecken könnte – und, so betont Wähnelt, deren Anstrengungen ad absurdum führen würde, für kleines Geld ein gutes Angebot zu schaffen.

Als Beispiele führt er Petersberg und Weida-Land an, die Jugendclubs dank ehrenamtlichen Engagements auf Basis von Selbstorganisation betreiben würden. (mz)