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Schließt "Bummi" in Merseburg-West? Schließt "Bummi" in Merseburg-West?: Kinder kämpfen um ihren Jugendklub

Von Undine Freyberg 06.11.2018, 06:00
Mit Unterschriftenlisten wie dieser laufen Kinder und Jugendliche im Augenblick durch Merseburg, um ihre Jugendklubs zu retten.
Mit Unterschriftenlisten wie dieser laufen Kinder und Jugendliche im Augenblick durch Merseburg, um ihre Jugendklubs zu retten. Undine Freyberg

Merseburg - An der Wand ein liebevoll gestalteter Geburtstagskalender, eine selbst gebaute Chill-Ecke im Nachbarraum. Jungs sitzen vorm Computer, zwei Räume weiter haben sich ein paar Mädchen zum Quatschen getroffen. Mehr als 230 Kinder und Jugendliche nutzen den Jugendklub „Bummi“ in Merseburg-West. Doch damit könnte am Jahresende Schluss sein, denn der Klub, der von der Caritas betrieben wird, steht eventuell vor dem Aus, weil ab 1. Januar das Geld dafür fehlen könnte. Ein ähnliches Schicksal könnte dem Caritas-Jugendklub in Beuna drohen.

Grund ist die Richtlinie des Landkreises für die Förderung der Jugendarbeit, die gerade geändert wurde. Wurden bisher vom Landkreis 90 Prozent der Personalkosten für einen Sozialarbeiter im „Bummi“ gefördert, soll es künftig einen Festbetrag geben. „Und wir haben keine Ahnung, wie hoch der sein wird“, sagt Susanne Willers, Vorstand des Caritas-Regionalverbandes, gegenüber der MZ. Für den Klub „Bummi“ bekomme die Caritas bisher 43.000 Euro vom Kreis, 2.900 Euro und das mietfreie Objekt von der Stadt, zahle aber 9.800 Euro selbst. Für Beuna bekomme man 27.000 Euro vom Landkreis, 29.428 Euro von der Stadt und übernehme knapp 4.000 Euro selbst. Diese Zahlen könnten sich komplett ändern.

Sollte das Geld nicht aufzutreiben sein, wird Jugendklub in Merseburg Ende 2018 geschlossen

„Mit der neuen Richtlinie reden wir für „Bummi“ nicht von 1.000 Euro, die möglicherweise fehlen, sondern von rund 40.000 Euro. Sollte das Geld nicht aufzutreiben sein, wird der Klub Ende 2018 geschlossen“, so Willers.

Kinder und Jugendliche aus dem Klub haben erkannt, dass ihr „Bummi“ in Gefahr ist. Deshalb haben sie Unterschriftenlisten entworfen. „Wir sagen Nein zu geplanten Kürzungen!“, steht auf ihren A4-Listen, mit denen sie sich für ein kinder-, jugend- und familienfreundliches Merseburg einsetzen wollen. Sie sprechen Kunden am Supermarkt an und bitten um Unterstützung. Sie gehen in ihrem Wohngebiet von Haus zu Haus und klingeln an den Türen. Werden sie es schaffen, den Klub zu retten?

Jugendliche verbringen ihre Freizeit meistens im „Bummi“

Was eine Schließung bedeuten würde, zeigen Vorkommnisse aus dem Sommer. Nach MZ-Informationen sollen mehrere Jugendliche nahe der Hochschule durch die Polizei aufgegriffen worden sein. Die Jugendlichen verbringen ihre Freizeit meistens im „Bummi“. Der Klub war allerdings zu dieser Zeit wegen Urlaubs eines Mitarbeiters für drei Wochen geschlossen.

Aktuell kommen täglich gut 30 Kinder und Jugendliche in den „Bummi“, der von Dienstag bis Freitag geöffnet ist. Wie Zahlen aus 2017 belegen, kommen 71 Prozent der jungen Leute aus Merseburg-West. Immerhin elf Prozent kommen aus Merseburg-Nord, und selbst aus dem Stadtzentrum kommen Kinder und Jugendliche in den Klub in West - immerhin zehn Prozent der jungen Nutzer.

„Die Stadt Merseburg scheint verstanden zu haben, dass es Probleme bringen würde, wenn der Klub geschlossen werden muss und sucht nun nach Finanzierungsmöglichkeiten“, sagt Susanne Willers. Die Wahrscheinlichkeit, dass der Jugendklub in Beuna gerettet werden kann, ist aus der Sicht von Willers größer. Hier liege die mögliche Finanzlücke nur bei 18 000 Euro. Der Jugendhilfeausschuss wird demnächst über die Förderung der Jugendklubs beraten. (mz)