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Merseburg versus Saalekreis Merseburg versus Saalekreis: Gezerre um die Jugendarbeit

Von Undine Freyberg 24.08.2018, 05:00
Auch im Kiz Rosental, wo Olga Blum tätig ist, muss heutzutage mehr Jugendarbeit geleistet werden, als noch vor einigen Jahren.
Auch im Kiz Rosental, wo Olga Blum tätig ist, muss heutzutage mehr Jugendarbeit geleistet werden, als noch vor einigen Jahren. Peter Wölk

Merseburg - Es ist immer noch ein heißes Eisen: Wie soll es mit der Jugendarbeit und der Jugendsozialarbeit in der Stadt Merseburg weitergehen? Holprig könnte man sagen, denn Stadt und Landkreis kommen einfach nicht unter einen Hut. Die finanzgeschwächte Kommune Merseburg hatte versucht, Mampfe und Kiz Rosental sowie die beiden Streetworkerinnen komplett an den Landkreis abzugeben. „Denn es ist aus unserer Sicht eine Pflichtaufgabe des Landkreises, sich darum zu kümmern“, so Bürgermeister Bellay Gatzlaff.

Doch der Landkreis - der eigentlich schon selbst zugegeben hatte, dass er für Jugend- und Jugendsozialarbeit zuständig ist - lehnt ab. „Die Begründung ist, dass der Kreis nur für ein Grundangebot zuständig sei. Was Merseburg anbiete, gehe allerdings darüber hinaus und sei damit eine freiwillige Aufgabe der Stadt.“

CDU-Stadtrat: „In Merseburg gibt es seit einigen Jahren eine völlig veränderte Bevölkerungsstruktur“

Unter den Mitgliedern des Bildungsausschusses des Merseburger Stadtrates sorgte das für erhebliche Empörung. CDU-Stadtrat Thomas Merk meinte, dass es sich der Landkreis enorm einfach mache. „In Merseburg gibt es seit einigen Jahren eine völlig veränderte Bevölkerungsstruktur“, sagte er. Hier waren sich die Ausschussmitglieder einig: Merseburg hat überdurchschnittlich viele Aufgaben, was Jugend- und Jugendsozialarbeit angehe - egal ob die Gründe Drogensucht oder Migration heißen.

Seit Streetworkerin Jenny Cornelius Berufskollegin Juliane Kirchhof an ihrer Seite hat, sei eine bessere Jugendarbeit möglich, erzählte sie im Ausschuss.. Man habe durch Pausenhof-Aktionen rund 1.100 Schüler erreicht, bekomme Anrufe von Polizei und Ordnungsamt, die sich melden, wenn irgendwo die Luft brennt. „Worüber wir uns freuen“, so Cornelius. Sie hätten außerdem rund 270 Kontaktgespräche mit Jugendlichen auf der Straße geführt.

Streetwork Merseburg: „Mittlerweile rufen uns die Jugendlichen auch von sich aus an“

„Und mittlerweile rufen uns die Jugendlichen auch von sich aus an. Das ist toll“, sagte Juliane Kirchhof, die man allerdings bald nicht mehr an der Strippe haben wird, wenn man Streetwork Merseburg erreichen will, denn sie hört auf, in Merseburg zu arbeiten. „Das war meine Entscheidung“, sagte sie der MZ. Ab 1. Oktober ist Jenny Cornelius also wieder Einzelkämpferin. Ohne Hoffnung auf Verstärkung. Denn da die Stadt diesen Part an den Kreis abgeben möchte, hat sie die beiden Stellen im Februar per Ratsbeschluss mit „Kann wegfallen“-Vermerken versehen. Gatzlaff: „Ich habe den Kreis gebeten, für angemessenen Ersatz zu sorgen.“

Aktuell gibt der Landkreis für Jugend- und Jugendsozialarbeit im Stadtgebiet von Merseburg 325.000 Euro aus. 147.000 Euro davon gehen direkt an die Stadt. „Wer die übrigen 178.000 bekommt, weiß ich nicht“, sagt Gatzlaff. Die Stadt gibt inklusive Personalkosten 330.000 Euro aus. „Wenn die 147.000 Euro, die wir vom Landkreis bekommen, der Anteil für das Grundangebot ist, könnten wir ja mal versuchen, für dieses Geld in Merseburg eine ordentliche Jugendarbeit zu machen“, meint er. Der Bildungsausschuss möchte nun eine Stellungnahme des Landkreises, was nach dessen Ansicht „Grundangebot“ bedeutet. (mz)