Handball-Bundesliga Plötzlich Jäger: Magdeburg will zurück an die Spitze
Die Dopingsperre für Nikola Portner stört die Vorbereitung des SC Magdeburg auf die neue Bundesliga-Saison. Spätestens am 6. September muss der Champions-League-Sieger in Bestform sein.

Magdeburg - Bennet Wiegert reagierte mit einem Augenzwinkern auf Mathias Gidsels Versuch, die Favoritenrolle im Meisterkampf von Berlin nach Magdeburg zu schieben. „Danke für die Blumen. Ich suche noch die Vase dafür und gebe ihm Bescheid, wenn ich sie habe“, sagte der Erfolgscoach des SCM der „Sport Bild“. Verbale Spitzen zwischen dem Champions-League-Sieger und dem deutschen Meister aus der Hauptstadt werden bereits vor dem ersten Bundesliga-Spiel verteilt.
In ungewohnter Rolle startet der SC Magdeburg am Freitag (20.00 Uhr/Dyn) beim TBV Lemgo Lippe in die neue Saison. Statt selbst gejagt zu werden, nimmt man diesmal den Erzrivalen aus Berlin ins Visier – mit dem klaren Ziel, die Meisterschale zurückzuerobern. „Wir wollen natürlich die Saison so erfolgreich wie möglich gestalten“, formulierte Wiegert ein bewusst offenes Ziel. Klar ist: Ein einzelner Titel reicht den erfolgsverwöhnten Magdeburgern selten.
Portners Dopingsperre: „Keiner hatte damit gerechnet“
Die Vorbereitung verlief alles andere als reibungslos. Die Dopingsperre für Torhüter Nikola Portner machte es schwierig, sich voll und ganz auf das Sportliche zu konzentrieren. „Jetzt ist es aber angenommen und akzeptiert und wir haben ja in der Öffentlichkeit eigentlich alles dazu gesagt“, sagte Wiegert.
Der Schweizer Keeper wurde nach der positiven Dopingprobe vom März 2024 rückwirkend für 21 Monate gesperrt und darf erst Mitte Dezember wieder im Tor stehen. „Die Sache mit Niko war für uns alle überraschend. Keiner hatte damit gerechnet, dass es so schnell geht“, berichtete Wiegert.
Der SCM reagierte umgehend und nahm den Kroaten Matej Mandic vorzeitig unter Vertrag. Der 23-Jährige wird am Freitag zunächst auf der Bank Platz nehmen. Sergey Hernández ist die Nummer eins im Tor.
Diesen Vorteil hat Magdeburg beim Saisonauftakt
Das zumindest auf dem Papier angenehme Auftaktprogramm gegen Lemgo und den ThSV Eisenach will der SCM nutzen, um sich den letzten Feinschliff zu holen. Denn schon am 6. September steht das mit Spannung erwartete Topspiel in Berlin an. Was für einen guten Saisonstart spricht: Auf die Ostwestfalen und die Thüringer traf Magdeburg bereits in der Vorbereitung.
Der Ernstfall wurde also erfolgreich geprobt. „Ich kann mir derweil gut vorstellen, dass Lemgo sich nicht in die Karten schauen lassen wollte und eher etwas gespielt hat, das, wenn es um Punkte geht, gegen uns so nicht in Frage kommt“, sagte Wiegert der „Magdeburger Volksstimme“ rückblickend.
Bundestrainer erwartet Sechskampf um den Titel
Die Bundesliga-Konkurrenz will mit allen Mitteln verhindern, dass sich der Kampf um die Meisterschaft auf ein Duell zwischen Magdeburg und Berlin beschränkt. Die SG Flensburg-Handewitt verstärkte sich dafür mit den Nationalspielern Marko Grgic und Luca Witzke. Der THW Kiel bewies im Supercup-Krimi gegen die Füchse, dass mit ihm zu rechnen ist. Und auch die MT Melsungen gehört mittlerweile zum Kreis der Titelkandidaten.
„Früher gab es einen Zweikampf oder Dreikampf um den Titel, nun gibt es mindestens eine Sechsergruppe, die Meister werden kann“, sagte Bundestrainer Alfred Gislason und zählte auch Hannover-Burgdorf dazu. Die Niedersachsen kassierten am Mittwoch allerdings gleich mal eine Niederlage gegen Gummersbach.
Wird dieser Nationalspieler zum Schlüsseltransfer?
Und auch Wiegert erwartet mindestens einen Fünfkampf. Der flexibel einsetzbare Elvar Örn Jonsson könnte Magdeburgs Schlüsseltransfer im Meisterrennen werden. Allerdings geht Wiegert davon aus, dass der isländische Nationalspieler einige Monate benötige, um seine Stärken auszuspielen. Dann müsste sich Magdeburg eventuell - wie in der Vorsaison - auf Aufholjagd begeben. Damals fehlte am Ende nur ein Punkt auf Berlin.