Brücke auf der Autobahn 38 Brücke auf der Autobahn 38: Soko "Scheibe" fahndet nach Werfern

Grosskayna - Am Dienstagabend hat die Polizei die Brücke zwischen Großkayna und Spergau abgeriegelt. In der Nacht zuvor, Montag gegen 22.35 Uhr, hatten Unbekannte von hier aus einen Metallgegenstand auf die Autobahn 38 geworfen und einen Pkw aus Leipzig an der Frontscheibe getroffen. Der 49 Jahre alte Fahrer blieb unverletzt - doch der Vorfall zeigt, dass die lebensgefährlichen Angriffe auf Fahrzeuge nicht zu Ende sind. Laut Polizeisprecherin Antje Hoppen ist es bereits der zehnte Vorfall dieser Art seit dem 19. Juli dieses Jahres gewesen. Und zum dritten Mal wählten Täter die Brücke zwischen Spergau und Großkayna für ihre Attacke aus.
Das Fachkommissariat für Kapitalverbrechen der Polizeidirektion Süd in Halle hat die Sonderkommission „Scheibe“ gebildet, die mit Hochdruck nach den skrupellosen Tätern fahndet. Ermittelt wird in allen zehn Fällen wegen versuchten Totschlags. Am Dienstagabend sind Spürhunde auf und an der Brücke im Einsatz, die nach Spuren suchen. Autofahrer, die in das Gespräch mit Polizisten kommen wollen, werden mit Nachdruck aufgefordert, ihre Pkw zu wenden und eine andere Route zu wählen. „Wir hoffen natürlich, dass die Anstrengungen bei den Ermittlungen zügig zu einem Erfolg führen“, sagt Hoppen am Abend. Polizei und Staatsanwaltschaft wissen um die tödliche Gefahr, die von den Werfern ausgeht. Seit Beginn der Anschlagsserie sind bereits vier Menschen verletzt worden. Als Wurfgeschosse wurden von den unbekannten Tätern bislang Steinplatten, Kürbisse, Zuckerrüben, Steine aber auch ein Eimer mit Essensresten von Brücken geschleudert. Staatsanwalt Klaus Wiechmann sieht dahinter Vorsatz. „Diese Dinge fallen niemanden aus der Hand. Wer so etwas macht, nimmt schwere Unfälle billigend in Kauf“, hatte er gegenüber der MZ erklärt.
Unbekannte haben von einer Brücke Steine auf die Autobahn 2 geworfen. Wie MDR Sachsen-Anhalt am Montag berichtete, sind dadurch zwei Autos beschädigt worden. Die Steine sollen nach Zeugenaussagen von einer Brücke bei Bornstedt. Die mutmaßlichen Täter entkamen. (mz)
Ab 29. September wurde erneut von einer Brücke auf der Autobahn A 38 ein PKW mit einem Gegenstand beworfen und dabei beschädigt. Der Vorfall ereignete sich gegen 22:35 Uhr, zwischen den Anschlussstellen Merseburg Süd und Leuna, in Fahrtrichtung Leipzig. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.
Statt Kürbissen fliegen dieses Mal gegen 1.25 Uhr mehrere vier Kilo schwere Zuckerrüben von der Brücke zwischen Geusa und Blösien auf die A 38. Die Rüben schlagen auf die Windschutzscheiben von einem Bus und einem Lkw. Beide Fahrer aus Polen können geistesgegenwärtig Unfälle verhindern. Für die 75 Personen der Reisegruppe geht es erst nach Stunden mit einem Ersatzbus weiter. Die Touristen müssen so lange auf einer Raststätte ausharren. Der Schaden wurde noch nicht beziffert.
Wieder rückt die Brücke zwischen Großkayna und Spergau in den Fokus der Ermittler. Es ist 1.32 Uhr, als eine Steinplatte auf die Motorhaube eines Pkw schlägt, der auf der A 38 in Richtung Leipzig unterwegs ist. Die Platte prallt ab und trifft noch das Dach eines weiteren Autos. Dass es keine Verletzten gibt, grenzt angesichts des Geschosses an ein Wunder. Der Schaden soll 6 000 Euro betragen.
30. August: Gleicher Tatort an der B 80, es ist 1.18 Uhr. Plötzlich fliegt ein Eimer mit Essensresten von der Brücke an der Feuerwache. Der Eimer durchschlägt die Frontscheibe eines Lkw. Der Fahrer (47) kann sich in seiner Kabine noch wegdrehen, wird durch Glassplitter aber dennoch leicht verletzt. Die Schadenshöhe ist nicht bekannt.
Von der Brücke zwischen Geusa und Blösien werden gegen 0.15 Uhr mehrere Kürbisse auf die A 38 geworfen. Die Frontscheiben von zwei Sattelzügen gehen zu Bruch. Zwei Insassen der Lkw erleiden Schnittverletzungen durch Glasscherben. Alleine bei dieser Attacke listet die Polizei einen Sachschaden von 30 000 Euro auf.
Wieder die A 38, dieses Mal wird die Brücke zwischen Großkorbetha und Schkortleben gegen 23.45 Uhr zum Tatort. Unbekannte schleudern einen Stein auf einen Sattelzug. Das Geschoss trifft die Frontscheibe. Der 55 Jahre alte Fahrer wird durch Glassplitter verletzt. Der Schaden liegt bei 5 000 Euro.
Gegen 0.10 Uhr fliegt von der Brücke zwischen Großkayna und Spergau ein Stein auf die A 38. Er zerplatzt in größere Stücke. Drei Pkw rollen darüber, die Reifen werden zerstört. Der Schaden beträgt 2 000 Euro, verletzt wird niemand.
Brennpunkt ist die Bundesstraße 80 bei Halle-Neustadt in Fahrtrichtung Eisleben. Unbekannte werfen gegen 0.24 Uhr einen Betonstein von der Brücke an der Feuerwache. Er trifft einen Lkw am Kühlergrill. Der Schaden beträgt 1 500 Euro.
Die Kreisstraßenbrücke zwischen Großkayna und Spergau ist per Fuß oder mit dem Rad nur schwerlich erreichbar. Entsprechende Wege gibt es nicht, wer hier unterwegs ist, muss die Straße nutzen - oder durchs Gras stapfen. Die Vermutung liegt also nahe, dass die Täter selbst mit einem Krad oder Auto vorfahren. An solchen Mutmaßungen will sich die Polizei nicht beteiligen. Im Gegenteil, die Ermittler sind wortkarg. „Wir führen eine Vielzahl von Maßnahmen durch. Um die Ermittlungen nicht zu gefährden, kann zum jetzigen Zeitpunkt aber nicht näher darauf eingegangen werden“, sagt Hoppen. Und so werden auch zum Einsatz der Spürhunde am Dienstagabend keine weiteren Angaben gemacht. Antje Hoppen schließt indes nicht aus, dass die Sonderkommission bei Bedarf personell aufgestockt wird.
Die Polizei bittet weiter um Mithilfe. Hinweise nimmt die Direktion in Halle unter der Rufnummer 0345/2?24?12?91 entgegen. (mz)