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Abwasser Abwasser: Gesteuerte Bohrlanze schont Grüngürtel

Von Gerhard Grulke 20.11.2001, 18:09

Großkayna/MZ. - "Du kannst beginnen, Jürgen!" Über Funk gibt Jörg Haberkorn diese Aufforderung an Jürgen Oeser, der gut hundert Meter weiter in einem Bohrwagen sitzt. Und wie von Geisterhand bewegt, beginnt im Einstiegsgraben ein "Etwas" zu rotieren, sprühen feine Wasserschwaden aus anderthalb Meter Tiefe. Langsam, Zentimeter für Zentimeter wickeln sich zwei unterschiedlich starke Plastrohre von einer Riesenrolle, verschwinden Stück um Stück im Boden.

"Die Rohre sind mit dem so genannten Backreamer gekoppelt, einem Aufweitkopf, der das bereits bestehende Loch der Pilotbohrung durch seine Technik und mittels Wasserdruck größer macht und wodurch jetzt die beiden Rohre hier von der Rolle die gebohrten hundert Meter wieder zurück eingezogen werden", erläutert der junge Bohrmeister vom Döbelner KMS-Bohrteam den Vorgang. Hin zu der Stelle, wo jetzt sein Kollege im Bohrwagen sitzt und den Vorgang eingeleitet hat. Einige Stunden zuvor hatte er von eben dieser Grabenstelle aus mit einer Bohrlanze, die mit einem Sender versehen ist, auf die hundert Meter Strecke eine Bohrung durch das Erdreich getrieben. Auf einem Bildschirm ist die Lage des Unterboden-Bohrgeräts jederzeit zu orten, sie kann auch im Bedarfsfalle ferngesteuert um ein Hindernis herum gelenkt werden. Wofür ein versierter Baggerführer gut einen Tag für die herkömmliche Schachtung braucht, benötigen die Döbelner Spezialisten lediglich drei Stunden. Und das - bis auf die Ansatzlöcher, die von der Naumburger Bauunion geschachtet werden - ohne Erdaushub, Rohrverlegung und Zuschachtung.

"Wir haben uns in erster Linie für dieses Verlegungsverfahren entschieden, weil dadurch die Natur am besten geschont wird", erfuhr die MZ auf Anfrage beim Geschäftsführer des Zweckverbandes für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung "Geiseltal" (Zwag), Ulrich Herfurth. Gerade auf der Strecke zwischen dem offenen Oxydationsgraben und dem neuen Klärwerk hinter der Mueg-Stützkippe bei Braunsdorf sind größere Gehölz und Buschflächen, die bei herkömmlicher Schachtung zerstört oder arg in Mitleidenschaft gezogen worden wären.

So kommen auf einer Strecke von 1 093 Meter äußerst schonend ein 140-mm Hochduck-Polyethylenrohr samt dem Steuerkabel-Schutzrohr in jeweils Hundert-Meter-Abschnitten zusammen etwa 1,50 Meter tief in den Boden. Bis zum Ende dieses Jahres sollen die Arbeiten an diesem Abschnitt abgeschlossen sein. Bis dahin, so war aus dem Zweckverband zu erfahren, sei auch das große Pumpwerk auf dem Gelände des Großkaynaer Oxydationsgrabens fertiggestellt, so dass die Schmutzfracht dann zum neuen Klärwerk gepumpt werden kann.

"Das soll übrigens schon in der nächsten Woche die erste Schmutzwasser-Fracht aus Braunsbedra aufnehmen", war von Herfurth noch zu erfahren.