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Was fehlt Köthenern beim Einkaufen?

Von STEFANIE GREINER 31.08.2009, 16:43

KÖTHEN/MZ. - Jung und Alt sind unterwegs. Fremde Menschen anzusprechen, kostet die Schülerin einiges an Überwindung. Genau darum geht es aber.

Patricia ist eine von 16 Zehntklässlern des Ludwigsgymnasiums, die an diesem Tag in der Stadt unterwegs sind, um Passanten zu befragen. Im Mittelpunkt der Erhebung stehen das Konsumverhalten der Köthener und ihre Zufriedenheit mit dem hiesigen Angebot. Initiator der Aktion ist die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK). Die Befragung ist Teil der Untersuchungen für den neuen IHK-Handelsatlas. Dieser enthält Erhebungen zu Verkaufsflächen, zur Bevölkerungsentwicklung und zum Kaufkraftvolumen. Der Atlas ist eine wichtige Arbeitsgrundlage für Händler, Kommunen und Investoren.

Im Blickpunkt der Analysen stehen Mittel- und Oberzentren des jeweiligen IHK-Bezirkes. Für den Bereich Halle-Dessau heißt das: Erhebungen in 13 Städten, darunter Bitterfeld, Halle und Wittenberg. Unterstützung bekommt die IHK von den Schülern der jeweiligen Gymnasien. "Wir haben gute Erfahrungen gemacht", erzählt Monika Grebenstein, stellvertretende Geschäftsführerin der Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau.

Die Kooperation sei letztlich für beide Seiten von Vorteil. "Ich profitiere auch davon", versichert Regina Hoffmann, Sozialkundelehrerin am Köthener Ludwigsgymnasium. Die Methoden der Datenerhebung seien Teil des Unterrichts. "Die Schüler sollen die Möglichkeiten der Befragung kennen lernen", erläutert die Lehrerin. Das IHK-Projekt sei eine ideale Übung bevor es für die Schüler darum gehe, eigene Fragebögen zu erstellen.

"Wie oft kaufen Sie in der Innenstadt ein?", will Patricia von Birgit Fiedler wissen, die vor der Drogerie auf ihre Tochter wartet. "Zwei bis drei Mal pro Woche", antwortet die Köthenerin. Die Schülerin macht auf dem Fragebogen ein Kreuz bei "regelmäßig". Hinsichtlich des Warenangebotes wünscht sich Birgit Fiedler mehr Vielfalt. "Es fehlt ein Sportgeschäft, ein Spielzeuggeschäft", zählt die Passantin auf. Mit den Öffnungszeiten der Geschäfte ist sie zufrieden.

Patricia bedankt sich für die Kooperationsbereitschaft der Köthenerin. "Wenn man einmal im Gespräch ist, macht es Spaß", sagt sie. Abweisende Bemerkungen seitens der Passanten gibt es aber auch. "Keine Zeit", scheint ein beliebtes Argument zu sein. Das wissen auch Susanne Zabel und Lisa Peterson. Trotzdem gelingt es den Zehntklässlerinnen, nach anderthalb Stunden alle 15 Bögen auszufüllen. Ganz so groß ist die Ausbeute von Patricia zwar nicht, mit acht Bögen leistet aber auch sie einen wichtigen Beitrag zur Umfrage.

Auf positive und negative Resonanz stößt auch die fünfköpfige Jungen-Gruppe, die ihre Befragung auf dem Marktplatz durchführt. "Es wäre schön, wenn die Leute ein bisschen kooperativer wären", betont der 15-jährige Pascal Bönecke.

Sieglinde Zwicker stellt sich den Fragen der Schüler. "Ein Haushaltswarengeschäft fehlt", stellt die Köthenerin fest. Mit dem Angebot der Geschäfte sei sie im Großen und Ganzen zufrieden. Andere Befragte erläutern, dass ihnen ein großes Kaufhaus mit einer umfangreichen Produktpalette fehle. Hingegen schätzen viele Passanten die Attraktivität der Innenstadt als "gut" ein. Schließlich habe sich in den letzten Jahren allerhand getan.

Die baulichen Veränderungen lobt auch Monika Grebenstein. "Die Einkaufsmeile ist sehr schön gestaltet", bemerkt die stellvertretende IHK-Geschäftsführerin. Dabei hebt sie vor allem die verschiedenen Brunnenanlagen vor. Neben der Attraktivität des Boulevards sei ihr aber noch etwas aufgefallen: "Es war richtig Leben in der Stadt. Das hat man nicht überall." Monika Grebenstein freut sich über die vielen kleinen Geschäfte. Am Sortiment hat sie nichts auszusetzen.

"Branchenmix", wirft Sachbearbeiterin Claudia Oehme ein. "Reichhaltiges Angebot", fügt Projektberaterin Christine Ehret hinzu. "Das Einzige, was fehlt: Waren des täglichen Bedarfs", stellt Monika Grebenstein fest. Sie schlägt vor, das ehemalige Kaufhaus "Magnet" wieder zum Leben zu erwecken, um den letzten Schandfleck in der Innenstadt zu beseitigen.

In einigen Wochen soll der neue IHK-Atlas vorgestellt werden. Die Köthener müssen sich jedoch noch etwas gedulden. Hier wird das Schriftstück erst im kommenden Jahr präsentiert. Der Termin wird noch bekannt gegeben.