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Gelbe Kreuze standen nur sehr kurz im Friedenspark

Von LOTHAR GENS 01.05.2009, 16:38

KÖTHEN/MZ. - Noch am späten Mittwochnachmittag herrschte am Köthener Friedenspark unter den Akteuren, die dort kurz zuvor über 200 gelbe Holzkreuze ins Erdreich geschlagen hatten, der Enthusiasmus, dass man über diese ihre Aktion gut mit den Köthenern ins Gespräch kommen könne und würde - darüber, wie sie den Friedenspark wahrnehmen, was einmal daraus werden soll.

Doch dieser Optimismus ist quasi über Nacht von heftigen Reaktionen ausgebremst worden, die in dieser Vehemenz von den Handelnden wohl niemals für möglich gehalten worden sind: Alle diese Kreuze wurden zum Teil des Nachts, teilweise aber auch am helllichten Tag herausgerissen. Am Freitag war von ihnen nichts mehr zu erblicken. Sie sind - nicht zuletzt um Unfälle zu vermeiden - fortgeräumt worden.

Dabei sollten die gelben Kreuze eigentlich recht lange an ihren Plätzen verweilen. Drei Studenten des Studienganges Geographie der Martin-Luther-Universität Halle hatten - in Absprache mit der Projektgruppe Friedenspark innerhalb der IBA der Köthener Stadtverwaltung - die Kreuze im Friedenspark in den Boden gebracht, um daran zu erinnern, dass dieser Platz einmal ein Friedhof gewesen ist. In Reihen angeordnet, markierten die Kreuze die Tatsache, dass dieser Friedhof einmal aufgeteilt in mehrere Teile gewesen ist, darunter ein katholischer und ein evangelischer.

Laut Michael Zimmer von der Projektgruppe, sollte diese "Impulssetzung", der bereits andere vorausgegangen waren (z. B. die Markierung von Hundehäufchen), auch dazu dienen, mehr über die Menschen in Erfahrung zu bringen, die den Friedenspark nutzen. Da der Einschätzung der Projektgruppe nach die vorangegangenen "Impulssetzungen" noch zu schwache Reaktionen gebracht hätten, sei nun diese neuerliche erfolgt. Ziel des Ganzen sei es nicht zuletzt, den Park künftig attraktiver zu machen - für diejenigen, die ihn für sich nutzen.

Auf die Idee mit der Aktion "Kreuzblüten" gekommen waren und sie umgesetzt hatten die Studenten Lisa Johanna Thiele, Ron Tannert und Christoph Große. Sie hatten sich seit dem Wintersemester mit dem Köthener Stadtentwicklungsprozess beschäftigt und "besonders den homöopathischen Ansatz dabei sehr interessant gefunden", wie Lisa Johanna Thiele nach dem Einschlagen der Kreuze sagte. Die Aktion habe ein "offenes Ziel" - man wolle sich überraschen lassen von dem, was da komme. Und man wolle mit den Leuten über die Aktion kommunizieren.

Letzteres dürften die drei sich allerdings anders vorgestellt haben, als es dann gekommen ist. Schon in der Nacht zum Donnerstag müssen die ersten Kreuze umgerissen worden sein, wie Werner Georges Donnerstag bemerkt hat. Kurz nach 16 Uhr dann rückte die Polizei aus, nachdem sie einen telefonischen Hinweis bekommen hatte und stellte einen 42-jährigen, stark alkoholisierten Mann fest, der zahlreiche Kreuze herausgerissen hatte - weil sie ihn deprimierten. Die Ermittlungen dauern an.