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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Viel Spaß mit der «Ferien-Angel-Oma»

Von MATTHIAS BARTL 03.08.2011, 17:47

GÖRZIG/MZ. - Als Fischzug in des Wortes ursprünglicher Bedeutung kann man die Beute noch nicht bezeichnen: Im Setzkescher von Sascha Tannert tummeln sich eine Schleie, eine Brasse und ein kleiner Barsch. Dabei, so weiß der 14-Jährige, sind im Görziger Pelzteich auch größere Fische zu Hause. "Aber die werden erst später beißen", sagt Felicitas Luzemann. Die grauhaarige Frau kennt sich aus in Anglerdingen. So gut, dass sie längst zu einer beliebten Anlaufadresse für den Anglernachwuchs in Görzig geworden ist. In den Ferien vergeht kaum ein Tag, wo nicht Jungs aus dem Ort bei der 82-Jährigen anklopfen und mit ihr zum Angeln gehen. An den Pelzteich, an den Gutsteich, an den Sportplatzteich.

Angefangen hat alles, als Sascha mit seinem Kumpel Robin Seibicke auf die Idee kam, vor einer Angelpartie am Gutsteich bei der Seniorin vorbeizugehen und zu fragen, ob sie mitkommen wolle. "Ich kannte Frau Luzemann vom Angelverein und wusste, wo sie wohnt und dass sie viel vom Angeln versteht." Für Felicitas Luzemann war dies genau der richtige Besuch mit genau dem richtigen Plan: Seitdem ist die "Ferien-Angel-Oma" schon fast zu einer Institution geworden für die jungen Fischjäger des Ortes. Denn es ist nicht bei Sascha und Robin geblieben. "Sechs Jungs sind es inzwischen, die mit mir zum Angeln gehen." An diesem Abend fehlt nur einer: Der wird sogar extra aus Köthen nach Görzig zu Felicitas Luzemann gebracht "und will am liebsten gar nicht aufhören mit dem Angeln".

Ohnehin kann man beim Stippen die Zeit vergessen. Fünf Stunden, sechs Stunden und mehr - für die Petrijünger aus dem Nachwuchs- und Seniorenbereich ist das kein Thema. Zumindest in den Ferien nicht, wo man andere Aufgaben auch ein wenig verschieben kann. Die Mütter jedenfalls freuen sich darüber, dass sie ihre Jungs bei Felicitas Luzemann in guten Händen wissen. "Wir sind froh, dass es Frau Luzemann gibt", sagt Sabine Tannert, "und dass sie sich um die Jungs kümmert." Was auch Cathleen Seibicke bestätigt. Beide Frauen sind berufstätig, als Mitarbeiterin in einem Pflegeheim für demente Menschen und bei Bayer in Bitterfeld, sind aber abends, wenn es die Schicht zulässt, auch gern mit am Teich, um ihren Jungs zuzusehen und mit Felicitas Luzemann einen Schwatz zu machen "und ein Radler zu trinken". Und außerdem bringen sie der Angelbrigade die notwendige Wegzehrung: "Sonst würden die über dem Angeln noch das Essen vergessen", spaßt Sabine Tannert.

Außerdem können die Jungs bei der Angel-Seniorin eine Menge fachliches Wissen mitbekommen, "Frau Luzemann erklärt alles genau", sagt Sabine Tannert. Und manchmal gibt es auch für Besucher eine kleine Lehrvorführung. Zum Beispiel, wenn man am Klump schnuppern darf, mit dem man den Haken präpariert. Der Klump sieht zur Verblüffung des Beobachters rötlich aus und riecht auch noch wie Weihnachtsgebäck. "Eine Mischung aus Paniermehl, rotem Tortenguss und Vanillezucker", sagt Felicitas Luzemann. Man könne auch noch Eigelb dazutun, Banane und Ketchup. "Alle Zutaten im Dorfladen vom Taschengeld gekauft", sagt Sabine Tannert.

Ob die Investition auch gut angelegt ist? Unter ökonomischen Gesichtspunkten eher nicht: Die kleinen Fische im Setzkescher kommen wieder zurück in den Pelzteich, versichert Sascha Tannert. Der Spaß aber, den man hat, der ist unbezahlbar.