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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Deichrückbau verschlechtert die Grundwasserlage nicht

Von SYLKE HERMANN 04.02.2011, 21:30

KÜHREN/LÖDDERITZ/MZ. - "Der Grundwasserstand darf und wird sich durch unsere Aktivitäten nicht verändern. Wir verschlechtern den vorherigen Zustand nicht." Eine klare Ansage. Und Georg Rast hat guten Grund zu klaren Ansagen: Schließlich ist der Status Quo im Planfeststellungsverfahren eindeutig definiert.

Rast ist Hochwasserexperte beim World Wide Fund For Nature (WWF) und der WWF Träger eines Naturschutzgroßprojektes bei Lödderitz und Kühren. Hier soll die Elbe bis zum Jahr 2018 durch die Rückverlegung des Deiches deutlich mehr Platz bekommen, insgesamt 600 Hektar, und sich bei Hochwasser stärker ausbreiten können.

Jetzt, da die hohen Grundwasserstände vielen Menschen in der Region Sorgen bereiten, wird man in den unmittelbar vom Großprojekt betroffenen Gebieten besonders hellhörig. Was passiert eigentlich, wenn die Elbe noch näher an ihre Grundstücke, ihre Häuser, ihre landwirtschaftlichen Flächen heranrückt? Wenn das Hochwasser näher kommt? Wenn der Boden noch stärker vernässt wird? Georg Rast kennt diese Fragen. Und er hat Antworten. Allerdings keine neuen. Die Phase der Bürgerinformationsveranstaltungen, in denen diese Aspekte ausgiebig besprochen worden sei, sei vorerst vorbei; nichtsdestotrotz sei man interessiert daran, die Anwohner regelmäßig auf dem Laufenden zu halten, ergänzt Astrid Eichhorn, beim WWF Leiterin des Projektes, zu dem im November 2001 der Startschuss gegeben wurde.

"Im Prinzip", wiederholt Rast, "dürfen wir keine Verschlechterung der Situation zulassen." Dennoch könne man dies nur für die Elbe und den Bereich, in dem der Deich verlegt wird, gewährleisten. Und zwar durch den Bau eines Schöpfwerkes mit einer Leistung von 2,5 Kubikmetern je Sekunde. So soll das Wasser von den bewohnten Grundstücken am Deich fern gehalten werden. Rast weiß, und er betont das ausdrücklich, dass diese Maßnahme nur einen begrenzten Wirkungsbereich habe. Weshalb er zwischen dem Naturschutzgroßprojekt an der Elbe und den derzeit draußen, wie er sagt, geführten Grundwasserdiskussionen auch keinerlei Zusammenhang sieht.

Seit mehreren Jahren schon beobachten die Experten des WWF die Brunnen in dem Gebiet, notieren die Pegelstände. Ein so genanntes Monitoring, das im Nachhinein hilfreich sein könnte. "Später", mutmaßt der Hochwasserexperte, "erinnert sich niemand mehr daran, wie nass es einmal gewesen ist oder auch wie trocken." Aus diesem Grund sammele man die Werte und dokumentiere sie akribisch. Auf 5 500 Metern werden in den nächsten Jahren bei Lödderitz und Kühren bis hin nach Obselau bestehende Gräben ertüchtigt, 1 635 Meter neue Gräben angelegt.

Wie von Astrid Eichhorn zu erfahren ist, hat man die Rodung des Waldes, wo der Deich verlaufen soll, noch im vergangenen Jahr abgeschlossen, "die Trasse ist gewissermaßen frei", sagt sie. Etwas liege man hinter dem ursprünglichen Zeitplan zurück, die starken Regenfälle im Herbst hätten den Fortgang der Arbeiten behindert. Und weil es in dem Gebiet an der Elbe hohe Schutzauflagen für Tiere und Pflanzen gibt, kann es ohnehin erst im Sommer weitergehen. Zurzeit passiere nichts, zumindest nichts, was man an Ort und Stelle verfolgen könne.

Der erste Deichbauabschnitt auf 2,4 Kilometern Länge von Obselau bis Lödderitz soll im nächsten Jahr fertig werden, im Herbst 2012 beginnen die Arbeiten bei Kühren.