1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Abriss am Gut Werdershausen: Abriss am Gut Werdershausen: Besitzer jahrelang untätig - Landkreis schreitet jetzt ein

Abriss am Gut Werdershausen Abriss am Gut Werdershausen: Besitzer jahrelang untätig - Landkreis schreitet jetzt ein

Von Doreen Hoyer 17.04.2018, 08:45
Das heruntergekommene Gut in Werdershausen
Das heruntergekommene Gut in Werdershausen Heiko Rebsch

Werdershausen - Es dürfte eine gute Nachricht sein für die Werdershausener: Im Fall des maroden Gutes in dem Dorf im Südlichen Anhalt plant das Bauordnungsamt den Rückbau des nördlichen Giebels und großer Teile des Daches. Es handelt sich dabei um eine Ersatzvornahme: Weil der Eigentümer nicht tätig wurde, werden sich jetzt Behörden darum kümmern, das teilweise schon eingefallene Anwesen zwar nicht sanieren, aber doch wenigstens in einen sicheren Zustand bringen zu lassen.

Derzeit werde durch den beauftragten Tragwerksplaner ein Leistungsverzeichnis für das Ausschreibungsverfahren erstellt, wie Landkreissprecherin Marina Jank mitteilt. Danach würden die Maßnahmen ausgeschrieben, der Auftrag erteilt und ausgeführt. Nötig ist dieses Vorgehen, weil das Gut zusehends in sich zusammenfällt und der Eigentümer, ein Privatmann aus Bayern, eine Frist dazu hat verstreichen lassen.

Das Gut in Werdershausen ist seit Jahren in einem desolaten Zustand, Teile des Dachs sind bereits eingebrochen, ringsum liegt jede Menge Sperrmüll herum, auch ein Rattenproblem wurde vor einigen Jahren beklagt. Es ist in Privatbesitz. Im Jahr 2004 ersteigerte es ein Mann aus Bayern, der dann auch nach Werdershausen zog. Einige Jahre lebte er in einem besser erhaltenen Teil des Gutes und plante, die historische Bausubstanz zu erhalten, wie er damals auch einem MZ-Reporter erzählte.

Der Besitzer des maroden Gutes hat nicht auf Anweisungen der Bauaufsichtsbehörde reagiert

Doch daraus ist offensichtlich nichts geworden. Vor einigen Jahren dann sei der Besitzer weggezogen, es bestehe kein Kontakt mehr, sagt Ortsbürgermeister Thorsten Breitschuh, der nicht weit vom Gut entfernt wohnt.

Weil der Zustand der Anlage so desaströs ist, hat der Landkreis als untere Bauaufsichtsbehörde ein ordnungsbehördliches Verfahren eingeleitet. Es gab mehrere Ortsbegehungen, die erste bereits vor drei Jahren. Nach einem Anhörungsverfahren sei dem Eigentümer Mitte 2015 unter anderem aufgetragen worden, das Dach durch Netze zu sichern, so Marina Jank.

Da der Gutsbesitzer sich jedoch nicht daran hielt, sei es Anfang 2016 schon einmal zur Ersatzvornahme gekommen. Die beauftragten Firmen hätten mit Hilfe eines Krans festgestellt, dass das Dach bereits so beschädigt gewesen sei, dass eine Sicherung mit Netzen nicht mehr ausreiche. Später, im Jahr 2016, gab es eine erneute Besichtigung. Ein Tragwerksplaner habe außerdem ein Gutachten erstellt.

Der Landkreis kümmert sich nun um die Absicherung und den Rückbau des Gutes

Um Gefahren abzuwehren, wären der Rückbau des nördlichen Giebels bis auf Höhe der ersten Dachebene und von etwa zwei Dritteln des Dachstuhls nötig. Dazu kämen Ertüchtigungsmaßnahmen im Rest des Dachstuhls, zum Beispiel der Einbau von Windrispen und Firstbohlen. Der Eigentümer wurde dazu erneut angehört - jedoch erfolglos, so Jank.

Nachdem nun auch die Frist einer Ordnungsverfügung abgelaufen ist, ohne dass der Mann sich gekümmert hätte, kommt es also zur Ersatzvornahme. „Ich begrüße diese Maßnahme sehr“, sagt Thorsten Breitschuh. Er freue sich, dass sich etwas tue, so der Ortsbürgermeister. Der an dieser Stelle auch anmerkt, dass wohl ein guter Teil des Mülls rings um das Gut erst einmal beseitigt werden müsste, um überhaupt am Gebäude arbeiten zu können.

Bis 1993 waren das Herrenhaus und zwei Nebengebäude bewohnt

Das Gut Werdershausen hat seine Wurzeln Mitte des 16. Jahrhunderts. Den ehemaligen Vierseitenhof ließ die Familie von dem Werder errichten. Ihr verdankt der Ort Werdershausen seinen Namen. Die meisten Gebäude stammen allerdings aus der Zeit um 1850. Die Anlage hat eine Gesamtgröße 30.000 Quadratmeter.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Gut teilweise abgebrochen und mit sieben Hofstellen um das Herrenhaus wieder aufgesiedelt. Bis 1993 waren das Herrenhaus und zwei Nebengebäude bewohnt. Nach der Wiedervereinigung wurde die Anlage Landeseigentum und im Jahr 2004 wurde sie versteigert. (mz)