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Vorliebe für kräftige Farben

Von Boris Canje 18.06.2008, 17:10

Annaburg/MZ. - Ab und an blieben Passanten stehen, schauten ihnen über die Schulter und staunten. Dmitri Puchowski und Michail Maximow aus Mogiljow (Weißrussland) waren nach Annaburg gekommen, um an der Eröffnung einer Ausstellung in der Porzellanwelt teilzunehmen. Und ihren Aufenthalt nutzten sie, um genannte Ansichten zu malen.

Mitgebracht hatten sie über 40 Bilder, die natürlich den üblichen Rahmen der Ausstellungen im Seminarraum des Ateliers Claudia sprengten. Kurzerhand wurden der Werksverkauf und das Café für die erste Präsentation mit genutzt. Vor allem im Werksverkauf hat der Betrachter bei den dort zu sehenden zwei Gemälden das Gefühl, sie wären extra für diesen Zweck gemalt worden.

"Es ist die erste Ausstellung internationaler und deutscher Künstler in der Porzellanwelt", betonte Claudia Radojewski. Neben den bereits genannten Malern zeigt auch Diana Wehmeier aus Bülzig, die in Mogiljow bei beiden ein längeres Praktikum absolvierte und nun im zweite Studienjahr in Leipzig Kunstpädagogik studiert, einige ihrer Werke.

Heinz Wehmeier von der Deutsch-Russländischen Gesellschaft, über sie laufen die Kontakte nach Mogiljow, gab zunächst einen kurzen geschichtlichen Abriss über die russische Kunst. Sie beschränkte sich bis zur Herrschaft von Peter dem Großen auf die Orthodoxie (Schreiben von Ikonen und Singen der Gebete). Erst im 19. Jahrhundert wagten sich die Wandermaler auch an Motive aus der Natur und der Geschichte. Der Hang zum Realismus hat seine Ursache im damals weit verbreiteten Analphabetentum in dem großen Reich. Die Liebe zu kräftigen Farben wiederum hängt mit den langen Winterabenden und der Sehnsucht nach Wärme zusammen. Deshalb ist auch Grau kaum zu finden.

Die Bilder, die nun in Annaburg zu sehen sind, zeigen dies auch sehr deutlich. Neben realistischen Darstellungen, die teilweise fast schon fotografisch sind, zeigt vor allem Michail Maximow impressionistische und abstrakte Bilder. Immer wieder erkennbar ist auch die große Religiosität - er malte unter anderem auch ein Altarbild für die Zahnaer Kirche. Sein Kollege wiederum liebt vor allem die Natur, bekennt freimütig, dabei auch von Caspar David Friedrich inspiriert worden zu sein. Das wird insbesondere bei einem Wintermotiv deutlich, bei dem mit Schnee bedeckte Bäume zu sehen sind. Die 25 Besucher der Eröffnung wussten jedenfalls nicht, wohin sie zuerst schauen sollten.

Der Seminarraum ist Diana Wehmeier vorbehalten. Ein Bildnis ihres Großvaters ist ebenso dabei wie ein Selbstporträt. Auch der Turmbau zu Babel wird gezeigt, für den die junge Studentin einen Sonderpreis des Kultusministers bekam. Wegen ihres Studiums konnte sie bei der Eröffnung nicht anwesend sein.

Vor der kleinen Feier hatten Dmitri Puchowski und Michail Maximow fünf Stunden Zeit für die Eingangs erwähnten Bilder. Das reichte nicht. Trotzdem wurden sie vorgestellt, werden im Nachhinein vollendet und dann wieder nach Annaburg kommen.

Das große Interesse, das die gegenwärtige Ausstellung bei ihrer Eröffnung fand, machte den Organisatoren Mut für Weiteres. Das wurde sowohl von Claudia Radojewski als auch von Heinz Wehmeier bekundet, vielleicht dann mit anderen Pädagogen von der Kunstschule in Mogiljow.