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Tradition in Klossa Tradition in Klossa: Die Zunge wird schwer

Von Evelyn Jochade 12.02.2015, 09:34
Eine kleine Spende für die bunte Truppe bekamen die Zemperer auch bei Gunda Fischer.
Eine kleine Spende für die bunte Truppe bekamen die Zemperer auch bei Gunda Fischer. E. Jochade Lizenz

Klossa - Man kennt das ja. Immer um diese Jahreszeit sind auch in Klossa die Narren los. Gefährliche Tiere und sagenhafte Gestalten, wie aus 1001er Nacht, machen da die lange Hauptstraße unsicher. Diesmal war sogar ein „Marakkoner“ mit von der Partie. Ein Flüchtling? Mitnichten. Beim näheren Hinschauen entpuppte sich der Fez- und Kaftanträger als Elke Globig. Nur kam das Wort Marokkaner nach der Hälfte der Strecke nicht mehr so leicht von den Lippen der Zamperer. Die meisten der Türen, an die sie angeklopft hatten, standen in Erwartung der Heischegänger ohnehin offen und die kleinen flüssigen Aufmunterer bereit. Da war es keinesfalls verwunderlich, dass die Zungen langsam schwerer wurden und solche komplizierten Worte wie eben Marokkaner zu „Marakkoner“ wurden.

Die Stimmung passt

Waren die Zungen schwer geworden, die Hüftschwünge und das Schunkeln gingen noch vorzüglich. Und bei den Liedern auf Karaoke-Basis kam es nicht so darauf an. Hauptsache die Stimmung passte. Und wie die passte. Vor allem wurde viel getanzt. Erst recht, wenn, wie bei Familie Schubert, mit leckeren Fettbemmchen die Kraftreserven aufgetankt werden konnten. Nur eines wusste niemand zu erklären: Wieso waren Wölfin Jenny und Giraffe Jennifer gleich scharf auf dieses „Futter“?

Klossa ist nicht nur unter den Tieren in Wald und Zoo und in der Welt bekannt. Die Kunde von dem närrischen Elster-Dorf haben einige sogar bis in den „goldenen Westen“ getragen. Marion Herrmann, gebürtig aus Plossig und jetzt wohnhaft in Kulmbach, kommt genauso regelmäßig zum Zempern hierher, wie Sandra Baessler, deren Wiege in Klossa stand und die jetzt in Düsseldorf lebt.

Apropos Wölfin. Die war ja bereits eine Woche vorher beim Kinder-Zempern aufgefallen. Nun klärte sich jedoch auf, wieso die Graue eine so liebenswerte Gesellin ist: Sie wohnt schon lange bei Jäger Mario Katze, sozusagen in ehelicher Gemeinschaft. Dort wurde sie mit allem vertraut gemacht, einschließlich dem Laufen auf zwei Beinen. Was sich der Jäger dabei gedacht hat? Jedenfalls wirkte er, als die Beiden gemeinsam mit den anderen Dorfbewohnern auf Zempertour gingen, keinesfalls unglücklich.

Braunbär auf der Straße

In Klossa ist alles möglich. Natürlich hatte Mario Katze für alle Fälle als Jäger sein Schießgewehr dabei. Weniger wegen seiner Wölfin, eher wegen manch anderem, noch größerem Getier. Oder hätten Sie gedacht, in Klossa mitten auf der Straße einen Braunbären vorzufinden? Bär Willi aber schien auch eher von der Sorte Kuschelbär zu sein. Der fühlte sich bei dem Wetter richtig wohl und sauste die Straße rauf und runter.

Überhaupt meinte es die Sonne sehr gut. Sie ballerte auf Pelze, Haut und Hahnenkämme. Und auf Kuheuter. Mit fatalen Folgen. Das noch am Anfang der Tour prall gefüllte Euter der Schwarzbunten (Christin Klick) verwandelte sich in ein Schrumpeleuter made in Gummi-Handschuh und löste sich wenig später völlig auf. Tobias Pöllmann hatte da als Kuhpfleger nur eines zu sagen: „Sie ist eben nicht mehr die Jüngste.“

Genau wie Gunda Fischer (72 Jahre), die das Engagement der jungen Leute im Dorf hervor hob, hatte auch Oma Richter die Haustüre weit aufgemacht. Sie staunte nicht schlecht, als plötzlich ein Mönch auf sie einredete, sie solle doch einen Mexikaner (Marcel Elstermann) bei sich aufnehmen. Doch zogen beide wieder mit den anderen Zemperern weiter. Der riesige Sombrero passte wohl nicht zur Haustüre rein. (mz)