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Mehrgenerationenhaus Mehrgenerationenhaus: Rezepte gegen Einsamkeit

Von Gabi Zahn 18.04.2017, 09:24
Das Rezept für den Osterkranz haben Doreen Kämpf, Sonja Hirche und Margot Müller ausprobiert.
Das Rezept für den Osterkranz haben Doreen Kämpf, Sonja Hirche und Margot Müller ausprobiert. Gabi Zahn

Jessen - Telefonieren zwei Freundinnen miteinander. Sagt die eine: „Am Montag war ich beim „Wir“-Verein in der Robert-Koch-Straße. Dort habe ich Geschenke für Ostern gebastelt - und für meine Wohnung außerdem noch hübsche Deko.“ Sagt die andere: „Ach, das hätte ich wissen sollen. Da wäre ich gern mitgekommen, mir war ohnehin langweilig!“

Worauf die Freundin antwortet: „Da kannste jede Woche hingehen und basteln. Oder tolle Koch- und Backrezepte ausprobieren und die Kinder zum Spielen mitnehmen. Du kannst auch Tee verkosten, Kräuterkunde betreiben, am Computer Tricks und Kniffe lernen, Sport machen, Tanzen oder in der Handarbeitsrunde endlich Deinen Schal weiterstricken!“

Als Margit Mehr, die Vereinsvorsitzende des „Wir“-Vereins, von diesem Gespräch erfährt, lobt sie: „Genau so soll es sein. Gebt Euren Bekannten, Freunden und Nachbarn Bescheid, was wir hier alles veranstalten. Kreatives und Geselliges. Technisches ebenso wie Handgemachtes. Da kann sich jeder ausprobieren!“

Gefördert von Bund und Stadt

Die Erweiterung der Angebote basiert auf der Tatsache, dass der gemeinnützige Verein nach viermaliger Antragstellung endlich eine Bewilligung für eine finanzielle Unterstützung erhalten hat. Über das bundesweite Förderprogramm „Mehrgenerationenhäuser II“ kommen 30.000 Euro pro Jahr vom Bund, und die Stadt Jessen hat die Kofinanzierung mit 10.000 Euro übernommen.

In dieser Woche hat das Mehrgenerationenhaus in der Robert-Koch-Straße 16 folgende besonderen Angebote: Dienstag jeweils 14 bis 16 Uhr - Vogelhäuschen aus Ton, Senioren-Spiele, Offener Treff; 15 bis 17 Uhr - Computerkurs; Mittwoch 14 bis 16 Uhr - Kochen in der Landfrauenküche, 17 bis 18 Uhr - Gymnastik, Donnerstag -10 bis 12 Uhr Teeverkostung, Offener Treff, 14 bis 16 Uhr - Handarbeiten, Freitag 10 bis 12 Uhr - Gymnastik. Weitere Informationen: Tel. 03537/21 79 47

Die Erleichterung darüber ist im Mehrgenerationenhaus in allen Räumen und bei allen Akteuren spürbar. Vereinsvorsitzende Margit Mehr betont: „Es war eine Minute vor Zwölf! Wir hätten das Geld für die Miet- und Betriebskosten nicht mehr länger aus Spenden aufbringen können.“

Sie erinnert daran, wie sie zum 20-jährigen Jubiläum im September vergangenen Jahres an die Stadt und die politisch Verantwortlichen appelliert habe, die Situation ungeschminkt wahrzunehmen und Hilfe zu geben: „Schließlich übernehmen wir zumeist in ehrenamtlicher Tätigkeit einen Teil der sozialen Aufgaben, die sonst die Kommune stemmen müsste“, verdeutlichte sie damals. Seitdem, so die Vereinschefin, habe sich in der Zusammenarbeit mit der Kommune viel Positives ergeben.

Was hemme, sei ein Image, das sich über eine lange Zeit aufgebaut hat. Margit Mehr: „Viele Jessener glauben immer noch, dass wir ein Haus sind, zu dem hauptsächlich sozial Bedürftige kommen sollten. So haben wir zwar als Landfrauen vor 20 Jahren angefangen, aber mittlerweile stehen wir als Begegnungsstätte und als Offener Treff allen Bürgern zur Verfügung. Kindern und Jugendlichen ebenso wie jungen Eltern sowie Menschen, die in der Mitte ihres Lebens stehen – und nach wie vor freilich unseren Senioren.“

Franz Schöbel, Jahrgang 1933, besucht seit vielen Monaten den Nachmittagstreff der Senioren. „Wir sind die Ehemaligen von der Volkssolidarität. Seit es die in Jessen nicht mehr gibt, fühlen wir uns hier sehr wohl“, versichert er. Als einziger Herr ist Schöbel gewissermaßen der „Hahn im Korbe“. Er scherzt gern und genießt das lockere Miteinander, findet mit Renate Kriebisch, Elfriede Menschig und den anderen Gästen immer ein Gesprächsthema.

Seitens des „Wir“-Vereins betreuen Manuela Heinrich und Ingrid Naujokat die Senioren und sind ihrerseits froh über diese Aufgabe. „Manchmal spielen wir, manchmal plaudern wir auch einfach beim Kaffee und staunen, wie schnell die Zeit vergeht“, bemerkt Ingrid Naujokat.

Refugium für Hobby-Köche

Sie kennt viele Menschen, die allein zu Hause sitzen, eine Fernsehserie nach der anderen konsumieren – und sich ärgern, dass ein Tag so eintönig wie der andere ist. Dagegen hat sie folgenden Tipp: „Einfach hierher kommen und erkunden, wie man bei uns seine Freizeit verbringen kann.“

In der Küche freuen sich zum Beispiel Sonja Hirche (62), Doreen Kämpf (40) und Margot Müller (59) auf interessierte Hobby-Köche aller Altersgruppen, mit denen sie Rezepte austauschen und ausprobieren können: „Jeden Mittwoch ist das von 14 bis 16 Uhr möglich. Im wöchentlichen Wechsel wird gekocht oder gebacken“, informiert Sonja Hirche. (mz)