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Landkreis Wittenberg Landkreis Wittenberg: Förderverein denkt in die Zukunft

Von DETLEF MAYER 11.08.2010, 17:44

PRETTIN/MZ. - Prettin hat eine Neugründung aufzuweisen, noch dazu eine, welche die Zukunft des Wahrzeichens der Elbestadt aktiv mitgestalten möchte. Die Rede ist vom Förderverein Schloss und Gedenkstätte Lichtenburg.

Das e. V. im Anhang an seinen Namen muss der Zusammenschluss erst noch zugesprochen bekommen. In zwei bis drei Wochen dürfte das passiert sein. Am Dienstag wurden vom Vorstand die Unterlagen für den Eintrag ins Vereinsregister bei Notarin Christel Ullrich in Jessen abgegeben.

Die Gründungsveranstaltung selbst ist - nach mehrmonatiger Vorarbeit - bereits am 2. Juli, natürlich in der Lichtenburg, über die Bühne gegangen. Acht Gründungsmitglieder hatten sich dort zusammengefunden. Aus ihrer Mitte wurde ein sechsköpfiger Vorstand gewählt. Als Vorsitzender fungiert Henning Kirmse (Vizebürgermeister von Prettin), Stellvertreter ist Sven Langhammer (er leitet das Büro der Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt in Prettin), für die Finanzen ist Ramona Krüger zuständig. Weiterhin gehören dem Gremium an: Claudia Graupner, Birgit Heyse und Marco Gutewort. Letztgenannter stammt aus Schohlis bei Bad Schmiedeberg, und Sven Langhammer lebt in Halle, alle anderen sind Prettiner.

Der Vorgängerverein, der Förderkreis Schloss Lichtenburg, hat sich aufgelöst. Die endgültige Entscheidung dazu fiel im Januar. "Das so entstandene Vakuum musste gefüllt werden", zeigen sich die beiden Köpfe der Neugründung, Henning Kirmse und Sven Langhammer, einer Meinung und nennen damit einen Aspekt ihrer gemeinsamen Initiative. Der zweite betrifft das möglichst fruchtbare Wirken für die Zukunft des Schlosses. "Wir verstehen uns nicht als Traditionsverein, der sich hauptsächlich der Geschichtspräsentation widmet, sondern es geht uns vor allem um Perspektiven für die Lichtenburg." So möchte die Organisation der direkte Ansprechpartner sein für den Eigentümer des Objekts, den Bund (Bundesanstalt für Immobilienaufgaben), sowie das Land, hier vor allem das Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie in Halle, und die Verwaltungseinheit Annaburg-Prettin. "Wir wollen auch nicht in erster Linie mit Veranstaltungen aufwarten", erklärt Sven Langhammer, "das soll die Domäne der Caritas (ebenfalls in der Lichtenburg ansässig) bleiben. Vielmehr tritt der Verein an, einen Beitrag zu leisten, um die Baulichkeiten des Schlosses einer möglichst dauerhaften Nutzung zuzuführen." Henning Kirmse meint: "Damit ist die Latte ganz schön hoch gehängt. Das ist eine Aufgabe für Jahrzehnte."

Ein weiteres Tätigkeitsfeld sieht der Förderverein in der Vernetzung der Lichtenburg mit anderen Schlössern und Herrenhäusern der Region sowie im Herstellen intensiver Kontakte zu Tourismusverbänden und Reiseanbietern. Befassen wird er sich auch mit dem Gestalten neuer Dauerausstellungen. So zur Antoniter-Zeit (13. bis Mitte 16. Jahrhundert), zur Nutzung des Renaissance-Schlosses als Witwensitz (Ende 16. bis Anfang 18. Jahrhundert - aus dieser Epoche existieren noch einmalige Wand- und Deckenmalereien und Kircheneinbauten) und zur 117-jährigen Geschichte der Strafanstalt (Anfang des 19. Jahrhunderts bis 1928). Alle vorhandenen Expositionen, macht Sven Langhammer aufmerksam, stammen aus den 1970er Jahren und benötigen grundlegend neue Konzepte. Die KZ-Periode werde dabei bewusst ausgespart, weil ja die Gedenkstättenstiftung Sachsen-Anhalt im Oktober 2011 eine neue Ausstellung eröffne.

Obwohl die Eintragung des Fördervereins Schloss und Gedenkstätte Lichtenburg noch läuft, wird bereits an einer eigenen Homepage gebastelt. Parallel dazu läuft die Übersetzung der Broschüre "Prettin - kleine Stadt mit großer Geschichte" ins Englische und Dänische. Beide Ausgaben sollen - mit Blick auf ausländische Besucher, die es bereits gibt, zum Beispiel im Touristenzentrum - voraussichtlich im Herbst erscheinen.

Dem dänischen Heft kommt eine Sonderrolle zu, weil ja alle vier Kurfürsten-Witwen - Anna (1532 bis 1585), Hedwig (1581 bis 1641), Anna Sophie (1647 bis 1717) und Wilhelmine Ernestine (1650 bis 1706) - die auf der Lichtenburg lebten, dem dänischen Königshaus entstammten. Das nimmt der Verein auch zum Ausgangspunkt für sein Vorhaben, Verbindung zur dänischen Botschaft aufzunehmen und über diese eventuell sogar mit dem Königshaus von Dänemark in Kontakt zu treten.

Mitglied in dem neuen Zusammenschluss kann jeder werden - er muss nicht unbedingt in der Region zu Hause sein (auch Familien ehemaliger Häftlinge sind willkommen) - der sich für die Lichtenburg engagieren möchte. Ansprechpartner sind unter Telefon 035386 / 2 23 82 zu erreichen.