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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Weisheit der Alten noch gefragt

Von SVEN GÜCKEL 25.09.2011, 17:54

SCHWEINITZ/MZ. - Wein seit 13. Jahrhundert

Wein- und Obstanbau haben in der Region Jessen-Schweinitz eine lange Tradition. Wie so oft waren es Mönche, die dafür den Grundstein legten. Geschichtlichen Überlieferungen zufolge begann der Anbau von Wein bereits im 13. Jahrhundert. Obstveredelung hingegen wurde für die Landwirtschaft erst mit dem Fall der regionalen Zollschranken interessant, als Wein auch aus anderen Gebieten den Weg in das hiesige Umland fand. Rebstöcke machten infolge dessen Platz für Bäume, deren Nachfahren bis heute Wurzeln in einen Großteil der Jessener Berge schlagen. Dass sich die einstigen Wein- und Obstbauern bewusst für dieses Anbaugebiet entschieden, weiß auch Oliver Zwicker zu schätzen. Tausende Äpfel-, Pflaumen- und Pfirsichbäume, aber auch Holunder- und Haselnusssträucher werden mittlerweile durch ihn und die Mitarbeiter seines Obsthofes auf dem Areal bewirtschaftet.

Vom Wissen der "Alten" profitiert Zwicker bis heute. Vor allem dann, wenn die Bäume und Sträucher wie in diesem Jahr zeitig austreiben, dann aber in ihrer Blüte noch einmal von kräftigem Frost gestört werden. "In den niederen Lagen betrug der Schaden fast 50 Prozent. Die höheren Standorte hingegen blieben von Kälte nahezu unberührt", erläuterte er den Gästen des 15. Hoffestes. Was den Frostschaden jedoch teilweise wieder ausgleicht, ist die gute Qualität der geernteten Ware. "So gesehen, war es ein überaus gutes Jahr für uns", zog er Bilanz.

Zahlreiche Angebote

Passend zu dieser Analyse zeigte sich am Samstag auch das Wetter. Im Gegensatz zum letzten Jahr, als Kälte und Regen die Feierlaune verdarben, gab es dieses Mal keinen Grund, dem Hoffest fern zu bleiben. Frische Backwaren, Obst, vor allem Äpfel, in allen Variationen, zünftige Blasmusik, aber auch Angebote, die von Blumen bis zur gestrickten Socke reichten, sorgten auf dem Betriebsgelände des Obsthofes für buntes und reges Treiben. Welch großer Beliebtheit sich das Fest erfreut, zeigt die Auswahl der Autokennzeichen. Nicht wenige wiesen das EE des brandenburger Nachbarkreises auf, aus dem auch Hanna und Erhard Ritter kommen. Die beiden Jeßnigker gehören seit längerem zu den Stammgästen der Veranstaltung, wegen der angenehmen Atmosphäre und der gebotenen Waren, wie sie sagen. Obwohl der Obsthof für sie kein Neuling mehr ist, nutzten Ritters wie viele andere auch die so genannte Apfelbahn, um sich durch das weitläufige Anbaugebiet kutschieren zu lassen. Dabei passierten die Besucher auch riesige Zelte, unter deren Dach Erdbeeren bis zur Vollendung reifen. "Dank der Zelte ist es uns möglich, die Erdbeersaison auf fünf Monate auszudehnen", erläuterte Zwicker.

Weihnachtszeit naht

Spätestens Ende dieser Woche sei aber Schluss, fügte er an. Gleichwohl die Früchte nun von den Bäumen und Sträuchern geerntet sind, zieht keine Ruhe in den Alltag des Obsthofes ein. Schon im Oktober werde man damit beginnen, alte Pflanzen herauszunehmen und den Boden für Neupflanzungen vorzubereiten. Zudem werfe ab Ende Oktober die Weihnachtszeit erste Schatten voraus. Viele Unternehmen, aber auch Privatpersonen geben Geschenk-Bestellungen auf, die es abzuarbeiten gilt. Gedanklich ist Oliver Zwicker aber schon in der neuen Obstsaison.