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Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Immer wieder gern in Klöden

Von Boris canje 12.04.2012, 18:31

klöden/MZ. - Wenn Michael Schurig, Trainer beim Radsportclub Jena, die Region um Klöden charakterisiert als "Hier liegt der Hund begraben", so ist das eher als ein Lob aufzufassen. Denn genau so eine Gegend ist ideal für seine Schützlinge, junge Radfahrer der Altersklasse U 11 und U 13. Ansonsten hätte er wohl kaum zum sechsten Mal genau hierher zu einem Trainingslager eingeladen. "Hier wird noch Rücksicht genommen", erzählt er. Autofahrer würden langsamer fahren und warten, bis sie gefahrlos überholen können, Traktoristen drosseln das Tempo, bleiben hinter der Kolonne.

Ganz anders kennt es der Coach aus Jena. Da ist offensichtlich Rücksichtnahme ein Fremdwort. "Bei uns gilt die Regel, wer das größte Auto hat, besitzt die Vorfahrt", übertreibt er etwas und will damit nur sagen, dass auf keinen Fall Radfahrer die erforderliche Aufmerksamkeit erfahren. Dass die Thüringer nach Klöden kamen, hat der Ort dem Trainer Heiko Wagner zu verdanken. Seine Frau stammt aus Listerfehrda. Da bleibt es nicht aus, dass beide öfter in der Region weilen, sich hier auskennen. Und weil es in der Elbaue relativ ruhig ist, schlugen sie vor, dort zu trainieren und fanden mit Dietmar Wartenburgers "Auf der Tenne" auch eine optimale Unterkunft.

Die Gäste fühlen sich hier immer willkommen. Wenn sie anreisen, dann können sie sich sicher sein, dass die Wege bereits gefegt und die Büsche gestutzt wurden, so dass es hier kaum Gefahren für die jungen Athleten gibt, erzählt Michael Schurig. "Man könnte meinen, für uns wird ein Teppich ausgelegt." Das fängt von der kostenlosen Nutzung des Parkplatzes des Schieß- und Motorsportclubs an und hört bei einem kostengünstigen Essen vom Anbieter "Elsterland" in Elster auf. Sollte es einmal regnen, dann gibt es ausreichend Möglichkeiten, sich zu beschäftigen. Vom Nutzen der Elbauehalle über die Bowlingbahn bis hin zu Fußball, Tischtennis und Frisbee auf dem "Tenne"-Gelände. Nur eines verbieten die Trainer den Kindern strikt: Computerspiele und Fernsehen. Weil die Aktiven aus mehreren Vereinen kommen, sollen sie nicht nur ihre Leistungen verbessern, sondern auch verstehen, dass sie zwar sportliche Kontrahenten, aber außerhalb der Rennen Freunde sein können. "Das geht nur mit gemeinsamen Spielen", ist sich Michael Schurig sicher.

Die optimalen Bedingungen sind die eine Seite, weshalb der Radsportclub Jena immer wieder gern nach Klöden einlädt. Die andere Seite ist, dass die Kinder hier Erlebnisse haben, die ihnen in der Stadt nicht geboten werden. So beobachten sie während ihrer Ausfahrten, die schon mal 50 Kilometer und mehr in einer Einheit lang sind, Tiere, sehen Waldarbeiter und anderes mehr. Besonders erstaunt sind sie, wenn es heißt, dass es auf das andere Elbufer geht. Dann wird nämlich die Gierseilfähre zwischen Mauken und Pretzsch benutzt, übrigens ebenfalls kostenfrei. Und diesmal steht auch eine Besichtigung des Annaburger Porzellanwerkes sowie des dort ansässigen Ateliers Claudia auf dem Programm. Hilfe und Unterstützung beim mittlerweile traditionellen Elbauerennen kommt auch von der örtlichen Feuerwehr (Feldküche mit Erbsensuppe), dem Heimatverein (selbstgebackener Kuchen) sowie von Unternehmen im Ort.

Das wissen auch die anderen Radsportvereine zu schätzen. 250 Sportler aus Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern haben für das Elbauerennen gemeldet. Und das ohne jede Werbung. Deshalb meint Michael Schurig, dass durchaus von einer ostdeutschen Meisterschaft gesprochen werden kann. Zumindest an diesem Tag ist in Klöden der Hund mit Sicherheit nicht begraben.