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Konzert soll Matthias aus Tansania helfen

Von H.-Dieter Kunze 02.07.2006, 16:58

Holzdorf/MZ. - Der 27-Jährige hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Er möchte endlich einen vernünftigen Schulabschluss erreichen. Er schrieb ein Bittgesuch in Suaheli und übergab es Dorothea. Er stammt aus einer kinderreichen Familie, die ist bettelarm, Bildung in Tansania aber teuer und für die meisten unerschwinglich. Dorothea Taube knüpfte die Fäden und regte in Deutschland eine Spendenaktion für Matthias an. 400 Euro pro Jahr für den Schulbesuch, die müssten doch wohl aufzutreiben sein.

Ihre Mutter fand das Projekt toll und organisierte für das Wochenende drei Benefizkonzerte unter dem Motto "Geistliche Abendmusik". Auftakt war am Samstagabend in der Holzdorfer Kirche, Sonntag folgten weitere Veranstaltungen in Klöden und Elster.

Verlassen konnte sich die Jessenerin dabei auf die Unterstützung ihrer anderen zwei Töchter. Annegret hat vor kurzem das deutschlandweit renommierte Musikgymnasium Schloss Belvedere in Weimar als Violinistin erfolgreich absolviert. Sie fand zwei weitere Mädels aus ihrer ehemaligen Klasse, die von der Idee begeistert waren und ebenfalls nach Jessen reisten. Aus Knau in Thüringen kam Sarah Renner, die auf der Oboe spielt. Gar aus Düsseldorf war Jasmin-Madeleine Pommer der Weg nicht zu weit, sie spielt ebenfalls Violine. Ihr Können auf der Blockflöte bewies Sophie Kalmbach aus Salzwedel und Theresia Taube, die dritte Tochter, untermalte mit heller Stimme das Konzert. Beide Mädchen sind noch Schülerinnen und lernen in der siebenten beziehungsweise achten Klasse.

Musiziert wurde in der Holzdorfer Kirche von der Empore aus, wo Ruth Taube die fünf jungen Künstlerinnen auf der Orgel begleitete. Zu hören waren unter anderem Stücke von Johann Pachelbel, Johann Sebastian Bach, Wolfgang Amadeus Mozart und Georg Philipp Telemann. Die Gäste lauschten aufmerksam dem Konzert und spendeten reichlich Beifall. Obwohl in Holzdorf nur 20 Besucher erschienen waren, sammelten sich in der Kollekte immerhin mehr als 100 Euro an.

Ruth Taube ist zuversichtlich, dass die 400 Euro für Matthias zum Schulbesuch in diesem und in den nächsten Jahren zusammenkommen werden. Matthias erhält auch Unterricht von Dorothea, natürlich kostenlos. Schon vor Dienstbeginn unterrichtet sie den jungen Tansanier, nach getaner Arbeit noch einmal, berichtete ihre Mutter. Matthias hat aber noch mehr zu tun. Bereits seit vier Jahren baut er an einem eigenen Haus. Baumärkte gibt es dort, wo er lebt, aber nicht. So formt er in mühsamer Handarbeit Ziegel aus Lehm, dem einzigen Baustoff, den die karge Umgebung hergibt.