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Jessen Jessen: Vor und hinter der Kamera

Von KLAUS ADAM 23.11.2010, 22:09

JESSEN/MZ. - "Hausmeister Krause" saust "in Action" durchs Schulhaus. Teils auf der Flucht vor, teils auf der Suche nach dem Mobbing-Gespenst. Zwei Mädchen packt er dann forsch am Schlafittchen, die sich eine etwas zierlichere Mitschülerin ausgesucht haben, um sie zu ärgern. Wer mobben will, sucht sich meistens Schwächere, das kann wohl als allgemeine Weisheit gelten. Der Beamer flimmert es auf die Leinwand in einem von drei Filmen, die innerhalb eines Medienprojektes in der Sekundarschule Jessen Nord entstanden. Alle drei zwar mit ernstem Hintergrund, aber dennoch locker und teils richtig lustig aufbereitet.

Die Schüler der Klasse 8b, die eine Woche lang mit Unterstützung der drei Medienpädagogen aus Halle die Drehbücher schrieben, Szenen drehten und zum Schluss schnitten, sind ganz aufgeregt, als sich der Klassenraum zur Präsentation ihrer filmischen Ergebnisse immer mehr füllt. "Was habt ihr denn in dieser Woche gelernt?", fragt Jacqueline Vonau, die in dem Dreier-Team von der Medienanstalt den Ton angibt, um das Eis zu brechen. "Dass hinter so einem kleinen Film ziemlich viel Arbeit steckt", sagt Maximilian, "am Ende waren es nur acht Minuten." "Nur?", fragt Lorenz Schill ungläubig. Auch der angehende Medienpädagoge betreute eine der kreativen Gruppen. "Wenn man das mit einem richtigen Film vergleicht, nur acht Minuten", stellt Jungfilmer Maximilian klar.

Auch das Schneiden des aufgenommenen Materials brauchte viel Geduld. "Man musste eben im Team arbeiten, konnte nichts alleine machen", entgegnet ein Mädchen. "Jeder musste sich auf den anderen verlassen können", meint David, der im zweiten Film eine der Hauptrollen spielt. "Man hat schon im Vorfeld gemerkt, wie sich die Schüler auf das Projekt gefreut haben", wirft Edda Krüger ein, die Deutschlehrerin, die das Vorhaben seitens der Schule betreute. "Wir würden so etwas gerne jedes Jahr hier haben", ergänzt sie, doch das Medienmobil ist so ausgebucht, dass dies nicht zu realisieren ist, bestätigt Jacqueline Vonau nickend.

"Ich bin nicht drin", antwortet eine Schülerin im zweiten Film. Freunde würden unentwegt sticheln, sich doch anzumelden, aber das wolle sie nicht. Gemeint ist Jappy als ein bei Schülern beliebtes soziales Netzwerk. Dass jeder selbst dafür verantwortlich ist, was er da an persönlichen Daten online stellt, ist die Aussage des Streifens. Die Umfrage von "David on Tour" unter seinen Mitschülern, wer bei Jappy angemeldet sei, bietet quasi den Rahmen der Handlung. In der sich Mädchen wundern, was Mitschüler von ihnen so alles wüssten. Sie hatten es aber selbst in ihrem Profil angegeben.

Die Ideen für ihre Filme brachten die Schüler schon mit zu den ersten Treffen, erzählt Jacqueline Vonau. In der ersten Vorstellungrunde am Montag beschnupperten sich Schüler und Medienleute erst einmal. Dann ging es allgemein um Medien. Was Markus zum Beispiel auf die erwähnte Frage nach dem Gelernten zu der Erkenntnis brachte, "dass es nicht nur elektronische Medien gibt".

Doch natürlich machte die schnell beginnende Arbeit an einem eigenen Film den größten Spaß. Zumal die Mitglieder der drei Gruppen sich nicht nur die Handlung ausdachten und gemeinsam zu einem Drehbuch machten. Sie spielten ihre erdachten Rollen auch selbst. Den dritten Film sehen sie als "Horror-Komödie", wie Maximilian anpreist. In "Das schrecklich schöne Geschenk" verfolgt eine Plüschpuppe ein Mädchen auf Schritt und Tritt, das unbedingt die Puppe des Bruders haben möchte. Am Ende stellt sich das als Gag des Bruders und seines Freundes heraus. Alles klärt sich jedoch zur Zufriedenheit auf. Aufatmen.

Hausmeister Krause kann also weiter auf seinem Stuhl im Schulflur sitzen und das eine oder andere Nickerchen einlegen. Diese Schüler wissen inzwischen ganz genau, was richtig ist und was nicht.