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Jessen Jessen: «Strick-Omi» Veronika spendet für die Awo

Von Gabi Zahn 27.12.2012, 18:29

Jessen/MZ. - Diesmal "zaubert" nicht Franz Seifert aus Schweinitz, sondern seine Frau Veronika. Mit einem großen Koffer sind beide in die Villa Teige nach Jessen gekommen, wo die Familienhilfe der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ihr Domizil hat. Der kleine Jason ist mit seiner Mutti zufällig hier und staunt, als die Seniorin den Koffer öffnet: Jede Menge Stricksachen holt sie hervor: Jacken, Mützen, Pullover - alles kuschlig warm, schmusig weich und kribbelbunt.

"Unendlich lange Fäden"

Es werden immer mehr. Ein ganzer Tisch ist schon bedeckt, den Jason kaum überblicken kann. Insgesamt sind es mehr als 35 Einzelteile, die "Strickomi Veronika" innerhalb eines Jahres "gezaubert" hat, "mit Nadeln und unendlich langen Fäden", wie Franz Seifert dem Jungen schmunzelnd erklärt. Er selbst verstehe von diesem Handwerk nichts und dürfe sich daher lediglich als ehrenamtlicher Wollwickler betätigen. Die Hauptarbeit hat Veronika Seifert, die schon seit vielen Jahren ihrem Hobby für einen guten Zweck nachgeht und die liebevoll gefertigte Konfektion jeweils im Dezember der Arbeiterwohlfahrt in Jessen übergibt.

Sylke Bär und ihre Mitarbeiterinnen Marion Rühlicke, Ilona Mothes, Iris Burkhardt, Daniela Walther und Susann Krampe sind dafür sehr dankbar. "Wir betreuen im Auftrag der Jugendhilfe unter anderem Familien, in denen Kinder solche Geschenke höchst selten erhalten", sagt Teamleiterin Sylke Bär aus Gadegast.

Auf die Anregung, gestrickte Sachen zu spenden, kam Veronika Seifert vor vielen Jahren während einer Fernsehsendung. "In einer Reportage über eine Berliner Hilfsorganisation sah ich, wie bedürftig manche Familien sind. Ein kleiner Junge sagte, dass er sich zu Weihnachten lediglich ein paar Strümpfe und Schuhe wünscht. Das hat mich tief berührt. Seit meine Kinder und Enkel groß sind, kann ich die Familie nicht mehr so ausgiebig bestricken. Jetzt aber hatte ich wieder ausreichend zu tun." Allerdings landeten die Sachen dann nicht in Berlin, sondern einige Jahre lang im Kinderheim in Pretzsch. "Dann hörte ich, dass es auch in Jessen Möglichkeiten zur Hilfe gibt", erzählt Veronika Seifert. Sie bekam von Deddo Lehmann, ehemaliger Schweinitzer, Jessener Vize-Bürgermeister und heute Kurdirektor in Bad Schmiedeberg, den Tipp, dass die hiesige Familienhilfe der Awo dankbar für solche Unterstützung wäre. "Seitdem bringe ich nun alles hier her."

In diesem Jahr war das Stricken allerdings etwas beschwerlich, denn Veronika Seifert wurde an der Hand operiert. Doch lange hielt sie es danach nicht ohne die Nadeln zwischen ihren Fingern aus. "Ich weiß, dass es ihr dann wieder besser geht und füge mich, wenn ich zum Wolle wickeln gebraucht werde", plaudert Franz Seifert aus dem Nähkästchen.

Wolle wird gespendet

Das selbst gewählte Ehrenamt als "Strickomi" hat seiner Frau schon in den Vorjahren einige Aufmerksamkeit beschert. Oft passiert es, dass sie Wolle geschenkt bekommt. Häufig auch anonym. Franz Seifert erzählt, dass Beutel voller Wolle vor der Haustür gestanden haben. Einmal sogar mit der Aufschrift: "Für die fleißige Strickerin". Auch im Haushaltsgeräteladen von Seiferts Sohn Ulf an der B 187 in Schweinitz wurden solche Behältnisse schon abgegeben. "Ich würde mich gern dafür bedanken, hatte aber nie die Möglichkeit", sagt Veronika Seifert. "Vielleicht lesen aber die betreffenden Personen diese Zeilen. Deshalb möchte ich ihnen und allen, die Wolle übrig hatten, vielmals Danke sagen." Auch der Ehemann als Zaubermeister konnte in diesem Fall nicht zur Aufklärung beitragen.

Neue "Charge" in Arbeit

Jetzt beginnt sie übrigens schon mit dem Stricken für die "Lieferung" im nächsten Jahr. Wer etwas Wolle übrig hat, der kann diese gern bei der Arbeiterwohlfahrt oder bei Seiferts in Schweinitz abgeben - und im nächsten Winter sehen, welche Kindersachen daraus gestrickt worden sind.