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Forschungsreise Forschungsreise: In Indien auf Spurensuche

Von Frank Grommisch 08.03.2002, 18:10

Hohndorf/MZ. - Der Hohndorfer Volker Kummer ist in diesen Wochen wieder viel auf Achse. Was ihn umtreibt, sind vor allem Reisevorbereitungen.

Denn der Heimatforscher hat erneut eine große Tour vor. Zum vierten Mal möchte er ins ferne Indien fliegen. Rund 14 Tage will er sich in dem riesigen asiatischen Land aufhalten, nicht allein zur Erholung, sondern im Interesse der Heimatforschung und der Kontaktpflege. Besuchen möchte der Hohndorfer, der seit vielen Jahren dem Annaburger Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege angehört, neben anderen Shri Sohan Singh. Er gehörte während des Zweiten Weltkriegs zu den in Annaburg internierten Kriegsgefangenen, von 1943 bis 1945 befand er sich in der Heidestadt. Ob das Treffen zustande kommt, ist noch nicht gewiss. Volker Kummer wartet auf eine Antwort aus Indien.

Hauptanliegen seiner Reise ist es, weiteres Material für das geplante Buch "Von Indien nach Annaburg - Wege und Schicksale indischer Soldaten in Deutschland" zu sammeln. Seit mehreren Jahren arbeitet ein Autorentrio, Prof. Diethelm Weidemann, Dr. Lothar Günther und Volker Kummer, daran. Der Hohndorfer ist optimistisch, dass in diesem Frühjahr das Manuskript fertiggestellt werden kann.

Die indische Botschaft in Berlin, die Deutsch-Indische Gesellschaft, und Historiker, die sich intensiv mit den Schnittstellen deutscher und indischer Geschichte befassen, sind derzeit die Gesprächspartner des Hohndorfers. Denn nur eine gut vorbereitete Reise wird ihn in seinen Nachforschungen voranbringen, dessen ist sich Volker Kummer bewusst. In den Gesprächen wird es auch um einen der berühmtesten Inder, Subhas Chandra Bose, gehen. Der Freiheitskämpfer hatte sich während des Zweiten Weltkriegs ebenfalls in Annaburg aufgehalten. Nach seiner Flucht vor der englischen Kolonialmacht war Bose drei Monate lang quer durch Asien und Europa unterwegs. Zu seinen Stationen zählten Afghanistan, die Sowjetunion und schließlich Deutschland. Im Dezember 1941 soll er dann im Kriegsgefangenenlager in Annaburg gewesen sein. Hier habe er die ersten 200 Freiwilligen für die Indische Legion "Azad Hind" gewinnen können. Annaburg gilt somit als Gründungsort dieser Befreiungsformation.

Unbedingt einen Besuch abstatten wird Volker Kummer dem Bose-Museum in Kalkutta. Als er 1999 nach Indien reiste, wollte er fünf im Annaburger Verein für Heimatgeschichte und Denkmalpflege gestaltete Ausstellungstafeln aus Annaburg dort übergeben. Aber sie kamen nicht rechtzeitig an. Auf dem Flughafen in Amsterdam hatte es Verzögerungen gegeben. So konnten sie nicht fristgerecht während der Festveranstaltung zum 102. Geburtstag des indischen Freiheitskämpfers überreicht werden. Erst eine Woche später trafen sie in Kalkutta ein. Dann gab es Probleme mit dem indischen Zoll. "Die Bürokratie in Indien ist noch schlimmer als in Deutschland." Jetzt will Volker Kummer schauen, was aus den Tafeln geworden ist, ob sie ihren Platz im Museum bekommen haben.

Mitglieder des Vereins für Heimatgeschichte und Denkmalpflege sind neugierig, was Volker Kummer, wenn er aus Indien zurückgekehrt ist, berichten wird.