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Fastnachten im «Elsterland» Fastnachten im «Elsterland»: 30 «Klonis» auf Zempertour

Von Gerd Naumann 11.01.2004, 17:10

Elster/MZ. - Damals eher gedacht, um den Ärmsten der Armen mit Spenden und Almosen über die kargen Wintermonate zu helfen, soll die Fastnacht heute wohl eher mit Spaß und Frohsinn die trübe Winterstimmung verjagen.

Wenn sich auch zeitgemäß der Inhalt dieses heidnischen Festes gewandelt hat, die alte Schiffertradition wird hochgehalten. Ebenso streng wie vor hundert Jahren werden die Anzugsordnung sowie die Saalregeln eingehalten. Selbst die Platzmeister müssen sich diesem Regime unterwerfen.

"Keiner von uns darf sich während des Fastnachtsballs setzen, wir müssen stets dafür sorgen, dass die Tanzfläche voll ist", erklärte Nico Rosonsky. Schützenhilfe erhielten die Fastnachtsleute von den "Farmern", die mit ihrem Sound im "Elsterland"-Saal für reichlich Amüsement unter der Jugend sorgten. Beliebt waren allemal die Extrarunden. Da klingelte nicht nur bei den Platzmeistern die Kasse, sondern die nach strengem Ritus Auserkorenen wurden im schnell gebildeten Kreis von allen Teilnehmern beklatscht, als wären sie die Stars des Abends.

"Glücklicherweise können wir uns auf dem Parkett abwechseln und zwischendurch mal ein bisschen verschnaufen. Vorschrift ist , dass immer einer von uns im Saal das Geschehen beaufsichtigt. Heute waren wir bis zum Nachmittag in zwei Gruppen zu je 17 Leuten auf Zempertour. Benjamin Böttcher und Lars Trabitz brachten dabei unsere bunt kostümierten Trupps mit ihren Akkordeons in Schwung und trieben schon früh die Leute mit munteren Weisen aus den Betten. Aber keiner war verärgert, sondern alle haben reichlich gespendet. Zum Freiabend am 6. März können wir schlemmen wie im Schlaraffenland", prophezeite Sven Jänicke.

Kistenweise Bares, Würste, Süßigkeiten, saure Gurken und Hochprozentiges in jeglicher Form bildeten das ansehnliche Ergebnis der lautstarken samstäglichen Bettelrunde durch die Gemeinde. Selbst unschuldige Autofahrer wurden nicht verschont, sondern von den "wilden Gesellen" zur Kasse gebeten. Schon am Ortseingang warnten große, vorsorglich aufgestellte Schilder "Vorsicht Fastnachtszempern" die Durchreisenden vor dem Schabernack.

Wer nun glaubt, dass sich die Platzmeister und ihre Stellvertreter nebst den "Klonis" nach der durchtanzten Nacht am Sonntag eine Ruhepause gönnten, hat weit gefehlt. Pünktlich um die elfte Stunde traf sich der harte Kern im "Elsterland" zum "Stiefeltrinken". Dem Wirt gefiel es, denn in das überdimensionale Trinkgefäß passte einiges vom schäumenden Gerstensaft, der dann zischend in die durstigen Kehlen floss. Erst am Nachmittag konnten Sven und Nico ihre steifen Zylinder, einen hatte man übrigens bei "Ebay" ersteigert, in die Ecke legen und die bunten Bänder sowie den dekorativen gelben Stoffrosenstrauß vom Revers des Anzugs abheften.