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Ballonfahrer-Jugendlager Ballonfahrer-Jugendlager: Bundesweiter Nachwuchs trifft sich in Zellendorf

Von H.-Dieter Kunze 30.07.2014, 15:12
Jugendlagerleiter Bernd Pulzer, der Vizeweltmeister im Gasballonfahren Matthias Zenge und die jüngste Ballonpilotin Deutschlands, Paula Brunnengräber (von links).
Jugendlagerleiter Bernd Pulzer, der Vizeweltmeister im Gasballonfahren Matthias Zenge und die jüngste Ballonpilotin Deutschlands, Paula Brunnengräber (von links). Kunze Lizenz

Zellendorf/MZ - Nicht nur Flugzeugmotoren sind in dieser Woche in Zellendorf zu hören, es zischen auch die Gasbrenner. Der Deutsche Aeroclub (DAeC) veranstaltet am Verkehrslandeplatz der Fläming Air ein Ballonfahrer-Jugendlager. Junge Leute sollen hier für diese reizvolle Luftsportart begeistert werden. 42 Teilnehmer aus fast allen Bundesländern sind dabei.

Bernd Pulzer aus Altenburg leitet das Sommercamp. Der 53-jährige Mathematiklehrer fährt seit 20 Jahren Ballon. Genau so lange leitet er die Jugendlager. 1236 Touren mit Heißluftballons stehen in seinem Fahrtenbuch, rund 2000 Stunden hat er in der Gondel zugebracht. Das sind 83 Tage.

Begeisterung vermitteln

Ihre Begeisterung wollen er und andere Enthusiasten dem Nachwuchs vermitteln. So oft das Wetter es zulässt, werden sie bis Sonntag aufsteigen. Aber auch die Region mit dem Fahrrad oder motorisiert erkunden. Beispielsweise stehen Besuche in Jüterbog, Kloster Zinna, Wittenberg und bei den Drachenfliegermeisterschaften in Altes Lager auf dem Programm.

Ehe es in die Luft geht, sind umfangreiche Vorbereitungen erforderlich. Die Gerätschaften finden in einem größeren Autoanhänger Platz, aber sie sind schwer. Die Ballonhülle wiegt bis zu 130, der Korb 100, die Gasflaschen 200 und das Zubehör 25 Kilogramm. Die Zuladung im Korb darf 320 Kilo nicht übersteigen - ausreichend für den Piloten und drei Fahrschüler.

Das ist aber alles wenig im Vergleich zur heißen Luft, die den Ballon trägt. 3,5 Tonnen wiegen die 3000 bis 3400 Kubikmeter. Zusammen sind also mehr als vier Tonnen in Fahrt! „Wenn ein Ballon einen Kirchturm rammt, hat der keine Chance“, sagt Bernd Pulzer. Das darf aber nie vorkommen.

Nur höhensteuerbar

Ist die Hülle aufgefaltet, wird zunächst mit einem Gebläse Umgebungsluft reingedrückt. Hat der Ballon etwa die Größe eines Bierzeltes, zündet man die Brenner. Der Ballon bläht sich auf, dann heißt es, schnell rein in den Korb, die Halteseile lösen und ab geht die Fahrt. Bis knapp 3000 Meter kann man aufsteigen. Auch höher, aber dann würden die Ballonfahrer in Luftkorridore geraten. Dafür sind Sondergenehmigungen nötig.

Heißluftballone sind nur höhensteuerbar. Durch Zugabe von heißer Luft steigt er, durch Drosselung sinkt er. Bei der Landung wird die warme Luft durch Ziehen einer Leine aus der Ballondecke gelassen. Dort bedeckt eine zusätzliche Stoffbahn, die so genannte Parachute, eine Öffnung. Horizontal ist ein Ballon nicht steuerbar. Er ist auf die Windrichtung angewiesen, sie bestimmt den Kurs.

Thermik ist gefährlich

Starts finden grundsätzlich nur vor Sonnenauf- und um den Untergang herum statt. Das sind die Zeiten, in denen keine Thermik aufsteigt. Segel-, Drachen- und Gleitflieger brauchen sie, für Ballonfahrer kann sie gefährlich werden. Die Hülle samt Korb würde unkontrollierbar hin- und her geschleudert. „Das ist vergleichbar mit einem Auto, dessen Lenkung versagt“, erklärt Bernd Pulzer.

Mit einem anderen „Treibstoff“ fährt Matthias Zenge aus Niederdorla in Thüringen Ballon. Nämlich mit Wasserstoff. Da sollte man im Korb tunlichst nicht rauchen. Sonst gibt es eine gewaltige Knallgasexplosion. So, wie sie Anfang des vergangenen Jahrhunderts zahlreichen Zeppelinen zum Verhängnis wurde.

Erst später wurden sie mit dem Edelgas Helium gefüllt. Das geht auch heute noch, ist aber kaum zu finanzieren.

Vizeweltmeister im Gasballonfahren

Matthias Zenge wurde im vergangenen Jahr Vizeweltmeister im Gasballonfahren. Er startete in Frankreich und fuhr 1 400 Kilometer bis Porto in Portugal. Der Weltmeister war nur zehn Kilometer weiter unterwegs. Jetzt bereitet er sich auf die nächste WM vor. Sie findet in vier Wochen in Brasilien statt. Am Jugendlager in Zellendorf nimmt auch die jüngste Ballonpilotin mit Lizenz Deutschlands teil. Es ist die 17-jährige Paula Brunnengräber aus Benshausen bei Oberhof.

Das Ballon-Lager in Zellendorf aus der Luft.
Das Ballon-Lager in Zellendorf aus der Luft.
Kunze Lizenz